Frequency: The Kooks im Interview
Immer wenn sie aus dem Haus geht, lässt die Freundin von Luke Pritchard kleine Notizen für ihn auf dem Tisch liegen. Einmal stand darin: "Junk of the heart is junk of the mind" ("Der Schrott des Herzens ist der Schrott meines Geistes") Diese Phrase hat dem Sänger der The Kooks so gefallen, dass er einen Song dazu geschrieben und das Anfang September erscheinende dritte Album "Junk Of The Heart" genannt hat.
"Es hat mir gefallen, weil es so passend war für all die Songs, die ich geschrieben hatte", erklärt er backstage beim Frequency im Gespräch mit dem KURIER. "Denn zu der Zeit habe ich mich wirklich viel mit all dem emotionalen Ballast in mir beschäftigt, der sich so ansammelt, wenn man durchs Leben geht. Speziell mit der Beziehung zwischen Liebe und Schmerz. Denn all die Dinge, die ich damals wollte, waren so schwer zu bekommen und machten mich deshalb genauso glücklich wie unglücklich."
Abgestumpft
Eines dieser Dinge: Eine Runderneuerung beim Sound der Kooks. Nachdem die Band 2006 von ihrem Debüt "Inside In/Inside Out" überraschend zwei Millionen verkauft hatte, empfand sich der heute 26-Jährige 2009 als zu abgestumpft, um kreativ zu sein. "Wir hatten fünf Songs geschrieben, so wie wir es immer gemacht haben, aber am Ende war keiner von uns damit zufrieden. Es klang wie ein müder Abklatsch von allem, was wir vorher schon gemacht hatten. Wir mussten unbedingt Neues ausprobieren und unseren Sound erweitern."
So gingen The Kooks zum Schreiben der Songs auf eine Farm in Norfolk, wo sie "rumhängen und wie kreative Hippies sein" konnten. Sprich: Ohne Leistungsdruck experimentieren - mit Streichern, Dub- und Electro-Elementen, aber auch mit Hip-Hop:"Das hat uns neue Vitalität gegeben. Ich finde, den Spaß, den wir dabei hatten, kann man der Platte anhören." Die nachdenklichen Texte hat Pritchard dem fröhlichen Sound angepasst. Er erzählt von seinem Herzens-Schrott in "comic-hafter" Weise - egal ob er in "Is It Me" über die Kindheit ohne Vater Bilanz zieht, oder in mehreren anderen Songs über das "bizarre" Leben referiert. "Ist die menschliche Existenz nicht eigenartig? Man wird sich in der Früh beim Aufwachen seiner selbst bewusst, steht auf, isst, triff Leute, arbeitet. Aber warum, kann keiner je ganz verstehen. Das ist wunderschön, aber auch befremdlich. Je mehr man allerdings begreifen kann, dass es dabei um die Reise geht und nicht um ein Endresultat, desto mehr kann man das Leben genießen."
Scheinheilig
Eine Weisheit, aus Laotses "Tao te king", die Pritchard spannend findet. Schon immer hat er sich für Philosophie interessiert, für Buddhismus und die Idee, dass das Ego leer ist und man es auflösen kann. Doch mit dem Versuch, das in sein Leben zu integrieren, hat sich der für sein Alter vielleicht zu tief sinnierende Lockenkopf neuen Herzens-Schrott aufgeladen.
"Ich weiß, es ist scheinheilig, wenn ich sage, ich will mein Ego auflösen. Denn als Frontmann muss ich Egomane sein, rausgehen und alle Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Das ist der vielleicht größte Konflikt in meinem Leben: Einerseits will ich das Ego mit all seinen störenden Gefühlen loslassen können. Andererseits ist es aber sehr reizvoll, Musiker zu sein und dabei mein Ego zu benützen, um mich zu präsentieren und auszudrücken."
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