Musik darf sich nie verstecken

Bachtyar Ali
Bachtyar Ali und "Die Stadt der weißen Musiker". So viel Poesie!

So viel Poesie muss man aushalten: Im Irak ist Krieg, Krieg mit dem Iran zuerst, dann der Krieg Saddam Husseins mit Giftgas gegen die Kurden, und ein Flötenspieler zieht durch den Roman – Dschaladat heißt er, er will in "Die Stadt der weißen Musiker", wo das Vollkommene, Schöne, Unsterbliche existiert. Er schafft es immerhin in ein Dorf in der Wüste, in dem nur Freudenhäuser nebeneinander stehen.

Schwindlig

Beim im Nordirak geborenen, vor 20 Jahren nach Deutschland ausgewanderten Kurden Bachtyar Ali steht die Magie über dem Realismus – selbst Schatten schreien, auch Sterne haben eine Stimme. Sein Flötenspieler lernt, dass Krieg UND Musik nebeneinander Platz haben: Dass sich die Musik nicht verstecken darf, sondern in der Nähe des Todes zu bleiben hat, damit man das Leben trotzdem lieben kann.

Das Buch ist eine derart geballte Ladung an schönen Bildern, dass einem schwindlig wird und man sich nach harten News sehnt.

Bachtyar Ali:
„Die Stadt der weißen Musiker“
Aus dem Kurdischen von Peschawa Fatah und Hans-
Ulrich Müller-Schwefe.
Unionsverlag. 440 Seiten. 26,80 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern
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