Karola Kraus: Verlängerung nach "Presseschlacht"

Karola Kraus: Verlängerung nach "Presseschlacht"
Karola Kraus bleibt bis 2020 Direktorin, die kaufmännische Leitung übernimmt Cornelia Lamprechter.

Dankbar, aber auch etwas verstimmt wirkte Karola Kraus, als Minister Josef Ostermayer (SPÖ) am Mittwoch vor Journalisten bekannt gab, ihren Vertrag als wissenschaftliche Leiterin des Museums Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (mumok) bis 2020 zu verlängern. Die Kritik, im Vorfeld der Entscheidung laut geworden, war Kraus sichtlich nah gegangen. Unter anderem hatte sie eine Meldung, wonach unter ihrer Führung Besucherzahlen um ein Viertel eingebrochen seien, entschieden zurückgewiesen. Kraus sprach von einer "Presseschlacht". Am Mittwoch betonte sie außerdem, dass sie auch keinesfalls "zu wenig Fokus auf österreichische Kunst-Positionen gelegt habe", zahlreiche Ausstellungen würden das beweisen.

Einhellig für Kraus

Bei der Findungskommission, die Ostermayer für seine erste große Personalentscheidung in einem Kunst-Bundesmuseum eingesetzt hatte, herrschte aber offenbar ohnehin Einigkeit: Man habe zwar über andere Kandidaten diskutiert, aber letztlich nur Kraus vorgeschlagen, erklärte Kommissionsvorsitzender Johannes Attems, der zugleich Vorsitzender des mumok-Kuratoriums ist. Insgesamt hatten sich 14 Personen beworben. Kraus war ohne formale Bewerbung neben fünf anderen Kandidaten zu einem Hearing geladen worden.

Bei der erstmals ausgeschriebenen Position der kaufmännischen Leitung gab es 15 Bewerber und acht Bewerberinnen; nach zwei Vorschlägen der Kommission entschied sich Ostermayer für Cornelia Lamprechter. Sie ist derzeit Geschäftsführerin der Kunstmeile Krems Betriebs GmbH, der Dachgesellschaft von Kunsthalle und Karikaturmuseum Krems. Zuvor leitete sie andere Kulturprojekte in Niederösterreich.

Laut Ostermayer sei die "Doppelspitze", die nun nach Natur- und Kunsthistorischen Museum im dritten Bundesmuseum Realität ist, nicht als Misstrauensvotum zu werten. Sehr wohl hatten die Vorgänge im Burgtheater den Minister bewogen, flächendeckend ein Vier-Augen-Prinzip zu installieren.

Kraus plant für die kommenden Jahre u.a. eine Ausstellung zum Frühwerk von Bruno Gironcoli, eine Schau zu Cindy Sherman und eine Retrospektive des slowakischen Künstlers Július Koller. Dabei vergaß die Direktorin nicht auf den Hinweis, dass publikumsträchtige Ausstellungen langfristig ohne eine Erhöhung der Basisabgeltung nicht zu realisieren seien.

Klarheit für Geschenke

Gesetzesänderung kommt

Laut Minister Ostermayer soll demnächst eine Änderung des Bundesmuseen-Gesetzes in Begutachtung gehen, die Klarheit über Schenkungen an Museen schaffen soll. Bisher war unklar, ob die Häuser solche Gaben als ihr Eigentum verbuchen können. Normalerweise ist Sammlungsgut Bundeseigentum. Ostermayer will auch Schenkungen direkt an Museen erlauben; Donationen an den Bund sollen aber weiterhin möglich sein, erklärte er.

Mit Schaudern denken wir ans Jahr 2007 zurück, als der damalige Kanzler Alfred Gusenbauer versuchte, seinen Freund Neil Shicoff als Staatsoperndirektor durchzuboxen. Kulturminister Josef Ostermayer hingegen übt sich in korrektem Vorgehen: Er spricht sich für das Vieraugenprinzip aus – auch bei den Bundesmuseen. Und im Gegensatz zu seiner Vorgängerin Claudia Schmied hält er sich an das Stellenbesetzungsgesetz. Er glaubt auch nicht, über das Wissen zu verfügen, um Besetzungen ohne Ratgeber vornehmen zu können.

Im Falle des Museums Moderner Kunst ist Ostermayer trotzdem gescheitert. Denn die Kommission ließ ihm gar keine Wahl. Der Minister gab klein bei – und ernannte Karola Kraus zur Generaldirektorin. Ein nächstes Mal aber lässt er sich wohl nicht überheferln: Er wird die Regeln genauer formulieren.

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