München: Ein Theater auf Wanderschaft

München: Ein Theater auf Wanderschaft
Das Staatstheater am Gärtnerplatz wird saniert. Intendant Josef Köpplinger zeigt "Im Weißen Rössl" und geht mit dem Ensemble quer durch München.

Er wechselte vom Stadttheater Klagenfurt nach München und bekam eine Baustelle. "Aber ich hab’ trotzdem Spaß dran", sagt Josef Köpplinger, neuer Intendant am Staatstheater am Gärtnerplatz. "Das ist Münchens Volksoper, am liebsten würde ich eine Art Schikaneder-Theater daraus machen."

Weil die "alte Dame Gärtnerplatztheater" bis mindestens 2015 saniert wird, weicht man auf sieben Ersatzspielstätten aus. Köpplinger und Marco Comin, der neue Chefdirigent, sehen’s sportlich: "Das Theater darf nicht in einen Stillstand geraten. Und die Genren, die wir bedienen, also Oper, Operette, Musical und Tanz, sollen halbwegs so aufgeteilt sein, dass das Publikum das ganze Spektrum Musiktheater irgendwann auf emotionale Art und logistische Art erfassen kann."

Köpplinger spielt als Eröffnungsproduktion Ralph Benatzkys Operettenklassiker "Im Weißen Rössl" mit bekannten Melodien wie "Die ganze Welt ist himmelblau" oder "Mein Liebeslied muss ein Walzer sein". Premiere ist am Donnerstag im Zelt des Deutschen Theaters in Fröttmaning.

 

Wien-Fan

München: Ein Theater auf Wanderschaft

"Das Stück bedient als eines der wunderbarsten Singspiele die klassischen musikalischen Elemente und lässt alle Personen der Handlung wunderbar witzige Dialoge sprechen, eingebettet in große Tanznummern. Außerdem geht es ums Reisen, und wir sind ja momentan Reisende."

Besetzt ist der Liebeswirrwarr am Wolfgangsee prominent, u. a. mit Maximilian Schell als Kaiser. "Ich wollte die Figur nicht desavouieren, weil das ganze Stück schon eine Farce, ein Panoptikum an Gags und parodistischen Elementen ist", sagt Köpplinger. "Um nicht alles zu vertrashen, denn das ist für mich auch schon ein bisschen out, habe ich gesagt: Da muss jemand auftreten, der einfach der Kaiser ist. Man kann den doch nicht nicht mit Backenbart auftreten lassen, das ist ja kein Kostümfest in Ischl oder so."

Die Weltsicht seines Intendanten-Kollegen Nikolaus Bachler, München sei attraktiver und spannender als Wien, teilt Köpplinger nicht: "Ich finde beide Städte, und das ist keine diplomatische Antwort, spannend. Die Münchner sind vielleicht direkter, aber Wien ist wohl immer noch die Welthauptstadt der Musik."

Während der Wanderzeit stehen u. a. zwei Musicals auf dem Spielplan: die Münchner Erstaufführung von Cole Porters "Anything Goes", und "Cabaret" in einer Adaption der Werner-Sobotka-Fassung von den Wiener Kammerspielen. Außerdem inszeniert Emmy Werner Millöckers "Der Bettelstudent". Als Uraufführung geplant ist Cerhas musikalische Farce "Der Präsident" nach einer Idee von Ferenc Molnárs "Eins, zwei, drei".

Gärtnerplatz: Ein Theater ist auf Tour

Zur Person Der österreichische Theaterregisseur Josef Köpplinger, 48, ist neuer Chef im Gärtnerplatz-Theater in München. Das wird derzeit um 71 Millionen Euro saniert und erst 2015 wiedereröffnet.

Premieren Auf das "Weiße Rössl" (11. 10., Deutsches Theater) folgen Donizettis "Don Pasquale" (24. 10., Cuvilliés­theater). "Cabaret" (21. 2., Reithalle), "Anything Goes (28. 2., Deutsches Theater), "Der Bettelstudent" (12. 4., Prinzregententheater) und "Der Präsident" (1. 6., Prinzregententheater).

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