Mozarts Schwester im ORF: „Sie war das ursprüngliche Wunderkind“

Mozart/Mozart
In der Serie „Mozart/Mozart“ (Montag, 20.15) ist nicht Wolfgang Amadeus die Hauptfigur, sondern seine Schwester Maria Anna. Showrunner Andreas Gutzeit im Gespräch.

Andächtig wird mit den Fächern gewedelt, Lippen beginnen zu beben und schließlich setzt das Publikum zu begeistertem Applaus an. Was am Hof von Kaiser Joseph II. in dem Moment niemand ahnt: Das eben gehörte Klavierkonzert hat nicht, wie angekündigt, Wolfgang Amadeus Mozart zum Besten gegeben – in dem Kostüm steckte seine Schwester Maria Anna. Welche Folgen der Auftritt mit sich bringt, ist ab Montag in der Serie „Mozart/Mozart“ (ORF1, 20.15 Uhr) zu sehen, mit Havana Joy („Love Sucks“) und Eren M. Güvercin („Druck“) in den Hauptrollen.

„Die Idee war, einen neuen Zugang zum Mythos Mozart zu finden“, erzählt Showrunner Andreas Gutzeit im KURIER-Gespräch. „Das Nannerl“, wie Maria Anna Mozart genannt wurde, habe den deutschen Drehbuchautor schon immer interessiert. „Weil sie seit 250 Jahren als Gegenstand behandelt und besprochen wird, mit so einer schrecklichen Verniedlichung, mit diesem Spitznamen, den sie sich sicherlich nicht selbst ausgedacht hat“, so Gutzeit. „Diese Frau war mal das ursprüngliche Wunderkind und musste dann für den Rest ihres Lebens ihr Licht unter den Scheffel stellen. Wir wollten deshalb nicht Amadeus zur Hauptfigur machen, sondern seine Schwester.“

Keine Dokumentation

Herausgekommen sind sechs Episoden, die der Frage nachgehen, was passiert wäre, „wenn sich Maria Anna unter der Perücke ihres Bruders versteckt hätte“. Es sei „eine fiktionale TV-Serie und keine Dokumentation“, betont Gutzeit. 

„Real ist, dass Maria Anna zusammen mit ihrem Bruder durch Europa getingelt ist. Mit 14 wurde sie von der Bühne verstoßen, weil sie kein Wunderkind mehr war, sondern eine Frau. Und eine Frau durfte damals nicht den Zusatz ,Wunder‘ tragen. Dass Maria Anna in der Firma Mozart mitgearbeitet hat, ist ebenfalls unstrittig.“ Es gebe „sogar den einen oder anderen Wissenschaftler, der sagt, es könnte sein, dass sie mitkomponiert hat. Das sind Dinge, die wir fiktional ein ganzes Stück erweitern, um eine unterhaltsame Serie zu machen.“

So entwickelt sich beispielsweise Wolfgang Amadeus’ Widersacher Antonio Salieri (gespielt vom Österreicher Eidin Jalali, „Maxton Hall“) zum Love Interest von Maria Anna. Um ein junges Publikum anzusprechen, wurde zudem auf moderne Elemente bei Kostümen (z. B. lange lackierte Fingernägel) und in der Musik gesetzt. „Es war immer klar, dass man keine Mozart-Serie machen kann, ohne seine Musik zu hören. Wir haben uns aber auch die Frage gestellt: Welche Musik würde er denn heute komponieren?“

Dabei sei eine Mischung entstanden, bei der „junge Menschen, die mit Klassik weniger anfangen können, ebenso auf ihre Kosten kommen, wie Mozart-Fans“.

Mozart/Mozart

Marie Antoinette (Verena Altenberger) lässt es sich gut gehen.

Neben dem bereits erwähnten Eidin Jalali standen noch weitere Österreicher vor der Kamera: Verena Altenberger gibt etwa die exaltierte Marie Antoinette. „Ein großes Lob muss ich an Verena aussprechen, die ihr eigenes Bild von dieser Figur gezeichnet hat. Da ist so viel von ihr drin, was wir gar nicht geschrieben haben.“

Die Rolle des mürrischen Joseph II. hat Philipp Hochmair übernommen: „Philipp ist in Österreich ein Superstar, den man auch als lauten Schauspieler kennt, beispielsweise beim ,Jedermann‘ oder in seiner Rockoper. Und wenn man ihn jetzt als das trockene Brötchen von Kaiser Joseph sieht – das erwartet man gar nicht.“ Beide Schauspieler würden in der Serie „eine andere Facette ihrer Kunst zeigen“.

Zufällig österreichisch

Gedreht wurde „Mozart/Mozart“ im Frühjahr im Baltikum, wo zuletzt auch ein anderes Projekt von Gutzeit entstand: die Serie „Sisi“, die in vier Staffeln im ORF zu sehen war. „Dass es jetzt tatsächlich wieder um Österreich geht, ist Zufall“, versichert Gutzeit schmunzelnd. „Es sind beides einfach große Geschichten, die man in Europa erzählt.“

Als deutscher Autor mache er sich „natürlich Gedanken darüber, wie das in Österreich aufgenommen wird. Aber das hat bei Sisi ganz gut funktioniert und ich glaube, das wird bei Mozart auch so sein.“ Man habe bereits Ideen für eine zweite Staffel.

Mozart/Mozart

Philipp Hochmair als Kaiser Joseph II. in "Mozart/Mozart".

Ähnlich wie bei „Sisi“ gibt es auch jetzt Konkurrenz von einer anderen Serie: Im Fall der österreichischen Monarchin war es „Die Kaiserin“ auf Netflix, nun erscheint wenige Tage nach „Mozart/Mozart“ die britische Produktion „Amadeus“ auf Sky mit Will Sharpe und Paul Bettany. „Ich freue mich sehr, dass ich da zwei Mal Trendsetter war. Bei ,Sisi‘ waren wir fast ein Jahr früher dran als die Netflix-Kollegen und jetzt im Rennen mit Sky sind wir auch die ersten, die rauskommen. Da haben wir schon mal vorgelegt“, sagt Gutzeit, der die Konkurrenz positiv sieht: „Man muss sich keine Sorgen machen, dass es nicht Platz für zwei Serien gäbe.“

INFO: „Mozart/Mozart“ ist am Montag (Folgen 1–3) und Mittwoch (Folgen 4–6) jeweils ab 20.15 Uhr auf ORF1 zu sehen. Alle sechs Episoden sind bereits auf ORF ON abrufbar.

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