"Mozart!": Update für Wolferl - eine kleine Schmachtmusik

Wunderkind Amadé und das rebellische Genie: Oedo Kuipers (re.).
"Mozart!" 2.0: Neu inszeniert vom seinerzeitigen Regisseur Harry Kupfer. Musikalisch geleitet von Koen Schoots.

"A bisserl fürs Hirn und a bisserl fürs Herz ... a bisserl Klimbim und a bisserl Mirakel ...", singt Johannes Glück als Emanuel Schikaneder in "Mozart!" im Raimund Theater. Damit ist eigentlich schon alles gesagt über das Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay, das 16 Jahre nach der Welturaufführung sein Comeback in Wien hat.

Optische Botox-Kur

Als Update "Mozart!" 2.0. Neu inszeniert vom seinerzeitigen Regisseur Harry Kupfer. Musikalisch geleitet von Koen Schoots.

Ergänzt um ein Duett für Mozart und Constanze, die im Kettenkarussell zwischen Himmel und Erde schmachten: "Wir zwei zusammen, das könnte gehen".

Ausgestattet mit einem schlachterprobten Musical-Team rund um Oedo Kuipers. Der Niederländer macht gute Figur als temperamentvoller Mozart im Konflikt mit dem Vater und im Streit mit dem Salzburger Fürsterzbischof.

Aufgepeppt mit einer optischen Botox-Kur: Großbildprojektionen mit Wow-Effekt, teils von Prachtbauten, die Mozart nie sah, weil es sie damals schlicht noch nicht gab. Dass eines der Bilder verkehrt herum aufpoppte, war nur ein kleines Hoppala bei der Premiere.

Die Choreografie des permanenten Sesselrückens von Dennis Callahan wirkt – wie schon 1999 – wenig inspiriert.

Im "Drama des Erwachsenwerdens" brilliert stimmlich Ana Milva Gomes als Baronin von Waldstätten.

Thomas Borchert gibt einen strengen und sehr ernsthaften Vater Leopold Mozart, der den Sohn wie ein unbarmherziger Dämon sein Leben lang verfolgen wird, und Mark Seibert den despotischen Fürsterzbischof Colloredo.

Und Kuipers verkörpert Mozart eindrucksvoll als Genie, das am Zwiespalt zwischen Freiheitsdrang und familiären Zwängen zerbricht. Dem Menschen Mozart ist das Wunderkind Amadé gegenübergestellt: ein kleiner Junge, der fortan den erwachsenen Mozart durch die Lebensstationen begleitet.

Und die Musik? Die Mozart-Kugel rollt wie eh und je. Mit Marzipan für die Ohren.

Geschmacksrichtung: undefiniert zwischen Musical-Arie und Gebrauchspop, wie er sich in so gut wie jedes Musical einfügen ließe, Rock-Marsch und Schnulze, Mozart-Zitaten und kaum einem Ohrwurm – mit Ausnahme von "Gold von den Sternen" und "Wie wird man seinen Schatten los?"

Dennoch: Der Erfolg ist "Mozart!" auch in der neuen Version sicher.

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