Umjubelte "Zauberflöte" in Linz: Die Musik steht auch optisch im Zentrum

Von Helmut Christian Mayer
Schon während der Ouvertüre zur "Zauberflöte" muss der kleine Mozart am Linzer Landestheater unter Aufsicht des gestrengen Vaters, es ist Sarastro, Klavierüben bis er erschöpft am riesigen Klavier einschläft. Aus diesem steigt danach Tamino heraus. Riesige, glitzernde Blätter und ein Sternenhimmel dominieren dann die Bühne: Es sind märchenhafte, poesie- und phantasievolle Bilder und Kostüme (Ausstattung: Karine Van Hercke) und Ideen, die in dieser Inszenierung faszinieren und Staunen machen. Dazu trägt auch magisches Licht bei.

Bei Francois De Carpentries, der am Linzer Landestheater jetzt schon die sechste Mozartoper erfolgreich auf die Bühne gebracht hat, steht die Musik auch optisch im Mittelpunkt. Musik ist für ihn das Wichtigste, um die Liebe zu erlernen, und soll ihre starke, versöhnende Kraft zeigen. Musikalische Symbole und Notenzeilen bestimmen deshalb auch die Kostümdetails und die Bühne, so wenn andauernd Notenlinien sowie musikalische Zeichnungen wie auch menschliche Achtel- und Sechzehntelnoten vorübergleiten. Die Dialoge wurden aktualisiert.
Beim Ensemble kann nicht nur Tamino vorbildhaft die Prüfungen bestehen, sondern fast alle Sänger: Seunjick Kim singt den Prinzen mit hellem, höhensicherem, unangestrengtem Tenor. Fenja Lukas ist eine mädchenhafte, feine lyrische und innige Pamina. Morgane Heyse trifft als Königin der Nacht mit etwas kleiner Stimme alle ihre Spitzentöne und lässt sauberste Koloraturen perlen.
Alexander York ist ein aufgeweckter Papageno mit kernigem Bariton und viel Witz, der auch ein Heurigenlied auf den Wein singt und mit dem Zauberglöckchen als Gitarre über die Bühne rockt. Kraftvoll und würdevoll erlebt man Dominik Nekel als Sarastro mit seinem profunden Bass. Mit hoher Tonreinheit singen die drei Knaben, die immer wieder vom feinen Kinderchor des Hauses unterstützt werden.

Die drei Damen (Gotho Griesmeier, Manuela Leonhartsberger, Alexandra Simkin) gefallen, ungemein homogen singend. Die kleineren Partien mit Sophie Bareis als quirlige Papagena, Christian Drescher als zum Punker ausstaffierter Monostatos, Gregorio Changhyun Yun als Sprecher und der Chor des Hauses singen untadelig.
Ingomar Beck weiß das Bruckner Orchester Linz zu ungemein präzisem, frischem, musikantischem, detailreichem Musizieren zu animieren. Wie auch die Spielfreude großgeschrieben wird.
Der begeisterte Schlussapplaus fällt heftig aus, auch weil bei den letzten Takten wieder der kleine Wolferl selbst das Dirigieren übernimmt.
Kurier-Wertung: Vier ½ Sterne
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