Intendant Joji Hattori dirigiert das Wiener Kammerorchester im Inneren des Schlosses umsichtig. Die Musik wird wie auf der Bregenzer Seebühne nach außen übertragen. Die Akustik funktioniert.
Das Schloss dient als Kulisse, dezente, aber eindrucksvolle Projektionen schaffen die passenden Bilder (Manfred Waba) zu den einzelnen Szenen.
Gespielt wird in zeitlosen, zum Teil historisierenden Kostümen. Regisseur Dominik Am Zehnhoff-Söns lässt die Figuren und märchenhafte Gestalten zur Ouvertüre über die Stiege vor dem Schloss tanzen. Der Komtur (Andreas Hörl) wandelt nach seiner Ermordung als eine Art geisterhafter Kommentator durch das Geschehen.
Aufhorchen
Und die Besetzung? Die lässt aufhorchen. Thomas Tatzl überzeugt mit seinem sonoren Bass-Bariton in der Titelrolle. Doch da wären schon die Einwände. Tatzl muss eine Art lässigen Verführer zeigen, der wie aus einem fernen Jahrhundert in die Gegenwart katapultiert wurde, mit Immobilien handelt und sich jede Frau nimmt, auf die er Lust hat.
Womit man schon bei den erwähnten, beckmesserischen Einwänden wäre. Die Rezitative sind in ein umgangssprachliches Deutsch übersetzt. Es gibt Anspielungen auf häusliche Gewalt und die Benko-Pleite.
Um Zerlina, die bereits von ihrem Masetto ein Kind erwartet, zu gewinnen, bietet ihr Don Giovanni einen Aufsichtsratsposten in seinem Unternehmen an.
Derlei wirkt gezwungen lustig und lenkt ärgerlich von den Leistungen des Ensembles ab.
Donna Anna muss übertrieben schluchzen, wird jedoch von Nathalie Peña Comas einnehmend verkörpert. Martina Neubauer überzeugt als intensive Donna Elvira. Johannes Bamberger intoniert die Arien des Don Ottavio fein nuanciert.
Alexandre Beuchat ist ein quirliger Leporello. Juliette Khalil lässt als Zerlina gute Ansätze hören. Felix Pacher lässt als Masetto mehr als aufhorchen. Diese Stimme hat Potential.
Die Zustimmung des Publikums sollte als Auftrag verstanden werden, den Wiener Opernsommer (heuer läuft er bis 20. Juli) im Belvedere fortzusetzen.
Susanne Zobl
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