Im Garten getanzter Bilder
Der Frühling brach aus. Auch in der Wiener Stadthalle, wo die Tanzshow "Momix Botanica" – Donnerstag war Wien-Premiere – noch bis Montag gastiert.
Eine weiße Rose auf der Bühnenleinwand wird allmählich kleiner, entfernt sich immer mehr und wird schließlich zu einem winzigen Punkt am Horizont. Damit beginnt eine bezaubernde Reise durch die vier Jahreszeiten – mit dem Winter.
Skurrile Fabelwesen
Die Show ist fröhlich, sinnlich und körperbetont. Der Exzentriker unter den Choreografen Moses Pendelton zelebriert in seiner Flora-und-Fauna-Revue Tanz als Naturschauspiel in einen surrealen Garten. In dem kreucht, fleucht, wächst und lebt alles Mögliche: Käfer, Blumen, Federvieh.
Der 64-jährige Amerikaner – einst Mitbegründer des wegweisenden " Pilobolus Dance Theatre" und in den 70er-Jahren Pionier des Modern Dance – entführt in ein rätselhaftes Märchenland. Weckt Assoziationen an die Bilder von Salvador Dalí und Robert Mapplethorpe.
Frühlingsgefühle: Eindrücke aus der Show
Im Wechsel aus minimalistischen und bombastischen Szenen agiert das zehnköpfige Ensemble: Die neongrün angeleuchteten Arme, Hände und Beine der Tänzer bei einer Schwarzlicht-Nummer scheinen schwerelos über dem Boden zu schweben und fügen sich zu immer neuen Bildern, einer Schlange, einen Schwan, einen Kussmund ...
Das Illusions- und Verwandlungstheater biomorpher Gestalten ausgestattet hat Michael Curry, in der Vergangenheit u. a. Designer diverser Cirque-du-Soleil-Shows und Gestalter des Bühnenbildes für "König der Löwen".
Mystery Tour
Nichts an dem, was wie wie geträumtes Panorama an Tier- und Pflanzenwesen vorüberzieht, ist eindeutig.
Aber witzig und wunderlich wie die Zentauren-Performance.
Oder rätselhaft, wenn eine Schöne auf einem Saurierskelett hereinreitet und bald zum Opfer seiner Gefräßigkeit wird. Während ihr möglicher Retter am Bühnenrand die Gunst der Stunde verschläft.
Wenn der "Fächer-Mann" zum Beispiel seine riesigen Flügel entfaltet, kann das eine Orchidee sein. Oder vielleicht doch ein essbarer Pilz.
Ob ein lasziver Schmetterling, Blumen als Cheerleader, menschliche Ringelblumen, oder waren es doch Sonnenblumen?
Immer geht bei der Liebeserklärung an die Schöpfung des Naturmenschen Pendelton um Verwandlung.
Jeder sieht dabei, was ihm die eigene Fantasie zu sehen gibt und denkt, was Pink Floyd vor einer Ewigkeit gesungen haben: "Der Wahnsinn ist in deinem Kopf."
Dazu gibt’s einen abenteuerlichen Mix für die Ohren: Von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" über Peter Gabriel bis hin zu indischen und keltischen Klängen, mitunter klassisch oder poppig oder meditativ – im schönen Wildwuchs.
KURIER-Wertung:
INFO: Bis 24. 2., Wien, Stadthalle F,Karten ab € 26,90; 01/88 0 88 oder 01/96 0 96 www.momix-show.at
Kommentare