Moby warnt: "Dieser Planet ist das einzige Zuhause, das wir haben"

Moby warnt: "Dieser Planet ist das einzige Zuhause, das wir haben"
Der Musiker und Umwelt-Aktivist spricht im KURIER über sein Klassik-Album "Reprise" und den Dokumentarfilm „Endgame 2050“

Schon vor Jahren, sagt Moby, habe sich klassische Musik in seiner DNA eingenistet. Das war lange bevor der als Richard Melville Hall geborene Amerikaner 1999 mit „Play“ das mit 12 Millionen Kopien meistverkaufte Electronica-Album aller Zeiten ablieferte und Songs wie „Honey“, „Why Does My Heart Feel So Bad“ und „Natural Blues“ zu Welthits und Klassikern der Popgeschichte machte.

„Als ich neun Jahre alt war, habe ich klassische Gitarre und Musiktheorie studiert“, erzählt Moby im Interview mit dem KURIER. „Das habe ich vier Jahre lang gemacht. Mit 13 habe ich dann Punk entdeckt und wollte für lange Zeit nichts mehr von komplexer Musik wissen.“

Jetzt kehrt er mit dem Album „Reprise“ zu diesen klassischen Wurzeln zurück. Dafür hat der 55-Jährige all seine Hits für Orchester umarrangiert und mit dem Budapest Art Orchestra und Gästen wie Gregory Porter oder Skylar Grey neu aufgenommen.

Die Idee dazu entstand schon vor sieben Jahren. Damals hatte Moby zwar nicht das Live-Spielen, aber die großen Tourneen mit dem „endlosen Herumsitzen in Hotels, Autos und Flugzeugen“ satt und begann, akustische Konzerte in kleineren Theatern oder Gärten und Hinterhöfen von Fans zu spielen. „Dadurch entpuppte sich die ungeschminkte Verletzlichkeit dieser Songs. Diese simple, direkte Emotion gefiel mir. Und die kann auch perfekt durch klassische Musik transportiert werden.“

Deshalb liegt der Schwerpunkt der Songs von „Reprise“ auf Mobys melancholischeren Songs, wobei aber auch der Dance-Track „Go“ getragen von einem Perkussion-Teppich im klassischen Gewand an Kraft gewinnt. Weitere Highlights sind „The Lonely Night“, das Kris Kristofferson und Mark Lanegan interpretieren, und David Bowies „Heroes“.

Mit dieser einzigen Coverversion wollte Moby dem 2016 verstorbenen Bowie ein Denkmal setzen. „Als ich 14 war, hatte ich meinen ersten Job. Ich habe in einem Golf-Club gearbeitet, genau so lange, bis ich mir drei von Bowies Alben leisten konnte. Seit damals liebe ich seine Musik. In den späten 90ern sind wir Freunde geworden. Wir waren Nachbarn, miteinander auf Tour und sind 2001 bei einem Benefizkonzert für das Tibet House in New York aufgetreten. Um dafür zu proben, kam David in mein Apartment und wir spielten ,Heroes’. Dass der Song auf ,Reprise´ ist, ist eine Erinnerung an einen der schönsten Momente meines Lebens: Als ich um zehn Uhr Früh mit dem besten Musiker aller Zeiten auf meiner Couch gesessen bin und mit ihm einen seiner besten Songs gespielt habe.“

Moby war in den letzten Jahren nicht nur als Musiker tätig. Er hat zwei Autobiografien geschrieben und voriges Jahr als glühender Aktivist für Tier- und Umweltschutz mit der Filmemacherin Sofia Pineda Ochoa die Dokumentation „Endgame 2050“ gestaltet und veröffentlicht.

Dabei visualisieren die beiden das Leben und die Auswirkungen des Klimawandels im Jahr 2050 und erklären mit Wissenschaftern, dass der Planet vor dem sechsten Massenaussterben seiner Geschichte steht – dem ersten, das nicht Naturkatastrophen, sondern die Menschen selbst verursacht haben.

Wie hoffnungsvoll ist Moby, dass das noch abzuwenden ist?

„Wir sind eine Spezies, die erst dann drastische Veränderungen einleitet, wenn es vielleicht schon zu spät ist. Ein Raucher hört erst auf zu rauchen, wenn er Lungenkrebs diagnostiziert bekommen hat. So weit ist es mit dem Klimawandel noch nicht ganz. Ja, die Winter sind milder, die Sommer heißer, aber noch fühlt sich das Leben für die meisten Leute ziemlich normal an. Deshalb sind sie nicht bereit, jetzt ihr Leben zu ändern, weniger Energie zu verbrauchen und weniger Fleisch zu essen.“
Das Problem dabei, so Moby: „Es wird zu spät sein, wenn sie merken, wie verdammt real der Klimawandel ist. Und wenn die Umwelt zerstört ist, wird niemand von uns gern feststellen: ,Ich habe es ja gesagt.’ Denn dieser Planet ist das einzige Zuhause, das wir haben.  Es gibt keine andere Option.“

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