Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla brachte Klänge aus ihrer Heimat in den Musikverein
Mit Musik aus ihrer Heimat gab die Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla den Auftakt zum Gastspiel mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France im Wiener Musikverein. Die symphonische Dichtung „Miške“ („Im Wald“) des Spätromantikers Mikalojus Konstantinas Čiurlionis, beginnt, vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt, wie Sibelius in Zeitlupe und entwickelt sich zu einem in dicken Farben aufgetragenen Klanggemälde.
Das Orchester folgte dabei seiner Dirigentin mit Hingabe. Schwelgereien in üppigen Klangfarben ließen ein veritables Gemälde aus satten Tönen entstehen.
Der Rest des Programms war Robert Schumann gewidmet. Julia Hagen, eine der vielversprechenden Musikerinnen der jungen Generation, war die Solistin bei dessen Cello-Konzert in a-Moll, op. 129. Sie intonierte ihren Part auf eine ganz spezielle Weise, mit einem Hang zum Sottovoce. Ihre kräftigen Striche, mit denen sie ihr Cello zum Singen brachte, wollten nicht so richtig mit dem Orchester harmonieren. Sie agierte wie auf einer Insel, während die Musik sie wie ein Fluss von außen umgab. Herzlicher Applaus nach ihrer Zugabe, einem Präludium für Solo-Cello, von Sofia Gubaidulina.
Unbestritten ist Gražinyte-Tyla heute eine der gefragten Dirigentinnen. Von 2016 bis zum Ende der Saison 2021/22 war sie Musikdirektorin des City of Birmingham Orchestra und gastiert regelmäßig bei namhaften Klangkörpern wie den Münchner Philharmonikern oder dem Philadelphia Orchestra. Bei Schumanns „Zweiter“ in C-Dur setzte sie auf eine analytische Lesart. Ausbaufähig die Klangbalance. Anstatt einer Zugabe kündigte sie ihre nächstes Gastspiel mit dem französischen Orchester 2025 an.
KURIER-Wertung: 3 1/2 Sterne
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