#metoo: Was die Serie "Big Little Lies" mit ihren Männern macht

Madeline Martha Mackenzie (Reese Witherspoon, re.), Celeste Wright (Nicole Kidman, M.) und Jane Chapman (Shailene Woodley)
Zwei Hauptdarsteller über neue Geschlechterbilder und die fehlende Angst, einmal das Betamännchen zu sein.

„Ich brauche nicht noch eine Serie über einen Mann mittleren Alters, der versucht, seine Arbeit und sein Kind unter einen Hut zu bringen“, erzählt Adam Scott im Whitby Hotel in New York City. Er spielt den treuen Ehemann von Reese Witherspoon, ein „verwirrtes Betamännchen“, wie er es nennt, das in der zweiten Staffel von „Big Little Lies“ beginnt zu rebellieren. Er ist bekannt für seine Rolle in der Serie „Parks and Recreation“ und er ist sich bewusst, dass neue Zeiten in Hollywood angebrochen sind.

Die Aufgabe der Männer in der Serie besteht hauptsächlich darin, in Anwesenheit der Frauen überfordert und verwirrt zu sein.

„Es gibt einen großen, kulturellen Wandel“, betont Scott in Bezug auf Frauen in Hollywood, „es besteht ein riesiger Wunsch nach diesen Geschichten und wir hören sie endlich.“

#metoo: Was die Serie "Big Little Lies" mit ihren Männern macht

James Tupper: „Alles in unserer Branche hat sich komplett verändert.“

Selbstbefreiung

Die erste Staffel von „Big Little Lies“ war ein verführerischer Krimi der geheimen Selbstbefreiung der Frau, die gelernt hat, mit Misshandlungen zu leben, und später Ausreden dafür sucht.

Eine wurde von ihrem Ehemann misshandelt. Eine andere Jahre zuvor von dem gleichen Mann vergewaltigt und dann schwanger. Ein Mädchen wurde in der Schule von einem Jungen gebissen. Und so weiter.

Es war ein exquisites Drama, eine dunkle Yuppie-Utopie, Heimat der geheuchelten Lächeln, wo eine Grundschule im schönen Kalifornien zum Kriegsschauplatz von Supermüttern wurde, die sich am Ende verbündeten.

Zu diesen Frauen gehören die fünf Schauspielerinnen Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Laura Dern, Shailene Woodley und Zoë Kravitz. Die Besetzung allein sorgte für Aufsehen, als die Serie im Frühling 2017 erschien.

Was jedoch niemand hätte vorhersagen können, war, wie zeitgemäß sich die Themen – sexuelle Gewalt, weibliche Solidarität und Empowerment – nur sieben Monate später anfühlen würden, als die #MeToo-Bewegung anfing, Frauenfeindlichkeit in Hollywood und anderswo infrage zu stellen.

Das kalte, dunkle Herz von „Big Little Lies“ waren die Lügen, die sich Frauen selbst und anderen erzählen, um kein Mitleid zu erregen – alles, um diese andere weibliche Standardrolle zu umgehen: das Opfer. „Im Jahr zuvor, als wir drehten, wusste ich, dass ich Teil von etwas Besonderem war, weil es eine Serie von Frauen über Frauen ist, aber es war erstaunlich zu sehen, dass es dann diese öffentliche Resonanz hatte und von kultureller Bedeutung war“, sagt Adam Scott im Nachhinein.

„Alles in unserer Branche hat sich im letzten Jahr komplett verändert“, betont sein Schauspielkollege James Tupper, bekannt aus der Serie „Revenge“. Er sagt von sich selbst, dass er Frauen einfach „mehr mag“ als Männer und – im Gegensatz zu seiner Figur Nathan – das andere Geschlecht auch besser versteht. „Hollywood ist nicht mehr das, was es war“, fährt er sichtlich erleichtert fort. „Es gibt jetzt endlich mehr Möglichkeiten für alle. Alle reden jetzt darüber. Agenten, Manager und Schauspieler. Wenn Sie sich in Hollywood zusammensetzen, dann reden Sie darüber ... und es ist höchste Zeit.“

Einigen Leuten fällt es vielleicht schwer, das zu akzeptieren, aber nicht ihm. „Ich fühle mich nicht bedroht“, lächelt er. „Im Gegenteil, es ist großartig.“ Jeffrey Nordling aus „Desperate Housewives“ spielt Gordon, den Ehemann von Laura Derns machthungriger Renata. Er geht in dieser Staffel durch eine Midlife-Crisis. „Als weißer Mann habe ich in den letzten 30 Jahren eine größere Portion genossen, als ich wahrscheinlich hätte haben sollen“, gesteht er. Er lebt mit einer Frau und drei Töchtern zusammen. „Dieser Satz ‚Die Zukunft ist weiblich‘“, sagt er todernst, „ich hoffe, es stimmt!“

Die zweite Staffel wurde mit einem „weiblichen Blick“ gemacht. Während die erste von Jean-Marc Vallée inszeniert wurde, der auch bei „Sharp Objects“ Regie führte – eine andere großartige HBO-Serie darüber, wie Frauen mit Schmerz umgehen – stand die Fortsetzung unter der Leitung der britischen Regisseurin Andrea Arnold von Fish Tank.

#metoo: Was die Serie "Big Little Lies" mit ihren Männern macht

„Verwirrtes Beta-
Männchen“:
Adam Scott

Frau im Regiestuhl

„Frauen sollten alles leiten“, so Scott. „Dieses Set war das funktionalste und angenehmste Arbeitsumfeld.“ Es war der Wunsch von Reese Witherspoon und Nicole Kidman, die als Produzentinnen fungieren, eine Frau in den Regiestuhl zu setzen.

„Gute Regisseure reagieren auf Emotionen“, meint Tupper über Arnold, „sie ist eine sehr gute subjektive Filmemacherin“. Geschrieben wurden die sieben Folgen wieder von David E. Kelley (der Drehbuchautor und Schöpfer von „Ally McBeal“), basierend auf einer Geschichte der australischen Autorin Liane Moriarty.

Und während „Big Little Lies“ weitergeht, entdecken wir, dass Lügen fast immer wie Luftblasen an die Oberfläche aufsteigen, und dass Gewalt nicht etwas ist, das inhärent männlich ist.

Neben der dreifachen Oscar-Preisträgerin Meryl Streep gibt es noch einen Neuzugang im Ensemble: Douglas Smith spielt Corey, den sensiblen Arbeitskollegen von Shailene Woodleys Jane. „Wir sind alle sehr vertraut mit toxischer Männlichkeit“, sagt er, „und ich denke, das ist etwas, was sehr problematisch ist, aber Männlichkeit muss nicht immer toxisch sein“.

Die Serie:Staffel zwei von „Big Little Lies“ läuft seit Pfingstmontag auf Sky.

(Von Marietta Steinhart)

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