"Squid Game" oder "Cassandra" - was zieht auf Netflix?
Von der Kritik erbarmungslos verrissen, aber bei den meistgesehenen Netflixserien weit vorne: „Cassandra“ aus Deutschland.
Von Lachen halten die Netflixseher nicht so viel. Oder es ist ihnen auch schon vergangen. So genau weiß man das nicht. Aber man weiß jetzt, dass unter den 50 meistgesehenen Serien des Streamingdienstes im ersten Halbjahr 2025 nur vier Formate als Komödien durchgehen. (Die finale Staffel der Stalkersaga „You“ ist gar nicht mitgezählt, die ist ja nicht freiwillig lustig). Mit überwältigender Mehrheit dominiert Ernsthaftes (Platz 1 mit 144 Millionen Views das Teenagerdrama „Adolescence“), Abgründiges („Squid Game“ Staffeln 2 mit 117 Mio. und Staffel 3 mit 71 Mio. Views auf Platz 2 und 3) und Spannendes (Verschwörungsthriller „Zero Day“ mit Robert De Niro auf Platz 4, der Harlan Coben-Krimi „Ich vermisse dich“ auf Platz 5).
Bei den Filmen war die Komödie „Back in Action“ mit Cameron Diaz der Spitzenreiter (164 Mio. Views), gefolgt vom Drama „Straw“ und dem Tränendrücker „Morgen kommt ein neuer Himmel“.
Viele nicht-englischsprachige Titel
Wie bereits im vergangenen Halbjahr stellte Netflix auch diesmal fest, dass ein Drittel von allem, was auf der Plattform konsumiert wird, nicht-englischsprachige Titel sind. Überraschend hat sich da eine deutsche Produktion ziemlich weit nach oben geschraubt (zur Veranschaulichung: die ausgesendete Excelliste hat 7508 Einträge). „Cassandra“, eine Horrorserie über Retro-KI, ist auf dem 15. Platz gelandet (39 Mio. Views). Und das, obwohl die Kritik die Miniserie erbarmungslos zerpflückt hat („zum Haareraufen unrealistisch“, „absurd missglückt“, „übertriebene Wokeness“).
Auch „Electric State“ hatte ziemlich viele ziemlich schlechte Kritiken vorzuweisen. Nur war das keine handelsübliche Serienware, das war mit 320 Millionen Dollar Budget die teuerste Filmproduktion, die sich Netflix je gegönnt hat. Für die Adaption einer Science-Fiction-Graphic-Novel mit „Stranger Things“-Star Millie Bobby Brown konnten sich auch die Netflix-Kunden nicht sehr erwärmen. Sie ist nur Nummer 7 bei den Top Ten der Filme.
Trotzdem abgesetzt
Will man in diesen Charts die Antwort darauf finden, warum manche Serien sehr schnell und teils unerwartet gecancelt werden, bleibt man ratlos. Die charmante Krimikomödie „The Residence“ etwa brachte es mit 257 Millionen gesehenen Stunden und 33 Mio. Views auf den passablen 23. Platz und wurde trotzdem abgesetzt.
Tatsächlich könnte man bei der Analyse der Daten annehmen, dass sich Netflix mal zurücklehnen will, zumal fast die Hälfte der Produktionen, die aufgerufen werden, schon ungewöhnlich alt sind. „Orange is the New Black“ (startete 2013) hatte demnach in dem Zeitraum mehr Interessenten als ganz neue Serien wie „Black Doves“ mit Keira Knightley.
Gute Aussichten
Zurücklehnen wird sich Netflix aber nicht. Eben erst wurde die Umsatzprognose für 2025 nach oben korrigiert. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Umsatz im ersten halben Jahr um 16 Prozent auf 11,08 Milliarden US-Dollar wachsen.
Kleine österreichische Beträge dazu gibt es auch: Der großteils in Wien gedrehte Actionthriller „Exterritorial“ war der viertmeistgesehene Film in der ersten Jahreshälfte. Die zweite Staffel von Arnold Schwarzeneggers Agentenklamauk „FUBAR“ landete mit 7,5 Mio. Views auf Platz 225. Gerade noch vor der zweiten Staffel von „Die Kaiserin“.
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