"Mein Job war, Kunst teuer zu machen"
Ich habe nie gedacht, dass ein Werk zu teuer ist“, sagte Tobias Meyer, als er am Montag im Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien zu Gast war. „Die Reichen haben immer Kunst gewollt, und sie waren stets bereit, dafür zu zahlen, was sie auch für ein schönes Haus zahlen würden.“
Die Liste von Meyers Rekorden ist lang; der Preis für Edvard Munchs „Schrei“ stieg 2012 unter seiner Regie auf 120 Millionen US-Dollar. „Ab 70 Millionen waren aber nur mehr zwei Bieter dabei“, erzählte Meyer und bekräftigte, dass das Top-Ende des Kunstmarkts von einer Handvoll Käufern bestimmt werde: „Die Auktionshäuser müssen pro Jahr nur zwei neue solche Leute gewinnen, und der Markt verändert sich.“
Auch die Top-Käufer gustieren dabei im Internet. Und gut reproduzierbare Kunst – wie das in starken Farben gehaltene Gemälde „White Center“ von Mark Rothko, das Meyer 2007 um 72 Mio. Dollar „verklopfte“ – habe es dabei leichter als solche, die sich erst im Original erschließt, erzählte Meyer. Die Werke des renommierten Cy Twombly etwa, die oft nur hauchdünne Bleistift-Kritzelstriche auf Leinwand zeigen, hätten es aus diesem Grund bei der internationalen Auktions-Klientel immer schwer gehabt.
Milliardäre auf Instagram
"Im Instagram-Zeitalter", so Meyer, seien bei der Käuferschaft zudem Star-Namen wichtig: „Es gibt noch Avantgardekünstler, aber der Markt akzeptiert sie nicht.“
Vieles ließe sich an dieser abgekoppelten Welt auch kritisieren - etwa, dass im Top-Segment des Kunstmarktes immer mehr wichtige Kunst in Depots und Zollfreilagern verschwindet und für Museen und Ausstellungen schwer greifbar wird. Doch entsprechende Töne hörte man aus Meyers Mund nicht. Der Experte, der seine Karriere einst beim Kunsthändler Czeslaw Bednarczyk in der Wiener Dorotheergasse begann und seit seinem Abgang bei Sotheby’s 2013 privat Kunstkäufe vermittelt, spielt einfach nach den Regeln des Systems. "Der Kunstmarkt", sagte er, "ist ein großes Tier, das immer Futter will. Doch er füttert auch viele Menschen."
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