Warum gerade so viele Serien wie "The White Lotus" aussehen
Meerblick, Cocktails, Ausflüge mit dem Segelboot: Der britische Geschäftsmann Jamie Tanner (David Duchovny) weiß, wie man es sich im Urlaub gut gehen lässt – und genießt mit seiner Familie die griechische Sommersonne. Die Idylle gerät jedoch ins Wanken, als der eifrige Nachhilfelehrer Adam (Jack Whitehall) auftaucht. Schnell wird er von den Tanners aufgenommen. Was die nicht ahnen: Adam ist nicht zufällig hier – er verfolgt einen Racheplan. Und auch die gut betuchte Familie scheint so einige Geheimnisse zu haben.
Eine Geschichte über das Unglück von unausstehlichen Superreichen vor malerischer Kulisse – damit weckt die neue Thriller- Serie „Malice“ (Amazon Prime Video) Erinnerungen an „The White Lotus“. Auch die Musik ähnelt stellenweise den viral gegangenen Sounds des gefeierten HBO-Hits, der Gesellschaftssatire mit Thriller-Elementen verbindet (hierzulande bei Sky zu sehen). Und diese Parallelen sind wohl kaum auf einen mysteriösen Zufall zurückzuführen.
"Game of Thrones" legte vor
Jahrelang suchten Streaminganbieter eine Antwort auf einen anderen großen Serien-Erfolg, ebenfalls aus dem Hause HBO: „Game of Thrones“. Zahlreiche Produktionen, die Historien-Saga und Fantasy-Spektakel – mal mehr, mal weniger gelungen – kombinierten, schossen aus dem Boden. Netflix etwa setzte mit „The Witcher“ auf die Verfilmung von Andrzej Sapkowskis Buchreihe über den Hexer Geralt von Riva.
Apple TV verfrachtete Jason Momoa in „See“ in eine postapokalyptische Welt, in der die Menschheit ihre Sehkraft verloren hat und unter einfachen Bedingungen in Stämmen lebt. Amazon Prime Video nahm sich wiederum der „Herr der Ringe“-Serie an. Bei diesen (und vielen anderen) Streaming-Projekten wurde stets eine Frage gestellt: Handelt es sich hierbei um das neue „Game of Thrones“? Ein eindeutiger Nachfolger wurde jedoch nicht gekürt.
Der neueste Trend: Drama im Paradies
Mittlerweile sind Drachen, Sex und Blut nicht mehr derart angesagt. Eher erreicht man das Publikum mit Stoffen, in denen es der Schickeria beim Leiden zusehen darf – sich aber gleichzeitig auch vorstellen kann, selbst ein Teil ihrer scheinbar perfekten Welt zu sein. Und so haben entsprechende Serien gerade Hochsaison. Mike White machte mit „The White Lotus“ 2021 den Anfang, als er ins Luxushotel auf Hawaii lud. Im selben Jahr empfing Nicole Kidman in „Nine Perfect Strangers“ (Hulu, hierzulande Amazon Prime Video) eine illustre Runde an gequälten Privilegierten in einem zweifelhaften Wellnesstempel.
Einen Kriminalfall im Urlaubsparadies galt es in der Serie „The Resort“ (2022; Peacock, hierzulande Joyn) zu lösen. Apple TV setzte in „Bad Monkey“ (2024) auf Vince Vaughn, Netflix zeigte „Ein neuer Sommer“ (2024), und Amazon Prime Video eröffnete mit „Hotel Costiera“ (2025) unlängst an der Amalfiküste ein Refugium für die verwöhnte Oberschicht. Von da ist es nicht weit nach Sizilien, wo „White Lotus“ in der zweiten Staffel Station machte.
Drama im Paradies: „Ein neuer Sommer“ mit Nicole Kidman (re.) und „White Lotus“-Star Sam Nivola (li.).
Kopien als sichere Bank
Jeder Streaminganbieter scheint seine eigene Interpretation des aktuellen Trendthemas im Portfolio haben zu wollen – schließlich ist das eine sichere Bank. Und bei den immer teurer werdenden Abos möchte man das Publikum auch mit einem Angebot bei Laune halten, das möglichst alle Geschmäcker eines zahlenden Haushalts abdeckt. Auf der Strecke bleibt dabei halt blöderweise eins: die Originalität.
Wahre „White Lotus“-Fans werden wohl ohnehin auf die vierte Staffel ihrer Lieblingsserie warten, die in Frankreich gedreht wird. Ob das Ergebnis zufriedenstellt, ist eine andere Frage – schließlich blieb selbst das Original zuletzt hinter den Erwartungen zurück.
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