Wettlesen um den Bachmann-Preis startet mit Rede zur Ukraine

Eine Frau hält den Ingeborg-Bachmann-Preis 2018.
Die 47. Tage der deutschsprachigen Literatur werden am Mittwochabend von der ehemaligen Gewinnerin Tanja Maljartschuk eröffnet.

In Klagenfurt starten am Mittwochabend die 47. Tage der deutschsprachigen Literatur mit der Auslosung der Lesereihenfolge. Die ukrainische Autorin Tanja Maljartschuk hält im ORF-Theater die Klagenfurter Rede zur Literatur.

Die Rede der Bachmann-Preisträgerin des Jahres 2018, trägt den Titel "Hier ist immer Gewalt. Hier ist immer Kampf". Bachmann-Preis-Organisator Horst L. Ebner, der die Rede bereits im Voraus gelesen hat, zeigte sich bei der Pressekonferenz im Mai "tief berührt" davon: "Literatur hat ja mit Politik zu tun. Und die Rede ist eine wunderbare Kombination von Sprache und Sprachlosigkeit angesichts dessen, was in der Ukraine im Detail und überall auf der Welt passiert."

Eine Frau vor einem grünen Hintergrund, aufgenommen beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2018.

Tanja Maljartschuk

Bis zum 2. Juli lesen nach den überraschenden Absagen der Österreicher Robert Prosser und Helena Adler nunmehr 12 Autorinnen und Autoren, darunter aus Österreich Anna Felnhofer und Mario Wurmitzer. Die Moderation übernimmt in diesem Jahr Peter Fässlacher von ORF III.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Sechs Autorinnen und sechs Autoren lesen um den Bachmann-Preis und einige weitere Preise. Die Teilnehmer aus Österreich sind eine Unbekannten in der Literaturszene. Die Wienerin Anna Felnhofer erhielt 2021 für ihren Debütroman "Schnittbild" den Franz-Tumler-Literaturpreis und war für den Debütpreis nominiert, auch der Niederösterreicher Mario Wurmitzer machte bereits mit Büchern und einigen Theaterstücken auf sich aufmerksam.

Absagen musste leider die Salzburgerin Helena Adler aufgrund einer nicht aufschiebbaren medizinischen Behandlung. Sie kam sowohl mit "Die Infantin trägt den Scheitel links" (2020) als auch mit "Fretten" (2022) auf die Shortlist für den Österreichischen Buchpreis.

Der mehrfach ausgezeichnete gebürtigen Tiroler Robert Prosser zog seine Teilnahme aus "triftigen persönlichen Gründen" zurück. Im Frühjahr ist mit "Verschwinden in Lawinen" sein bereits siebentes Buch erschienen

Aus Deutschland kommen der in Charkiw geborene Lyriker, Übersetzer und Herausgeber Yevgeniy Breyger, Valeria Gordeev, die im Vorjahr mit Auszügen aus ihrem Debütroman "Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle" den oberösterreichischen Literaturbewerb "Floriana" gewann, Anna Gien, Sophie Klieeisen, Martin Piekar, Andreas Stichmann sowie Deniz Utlu, dessen Roman "Vaters Meer" im August bei Suhrkamp erscheint. In Frankreich geboren wurde der in Berlin lebende Spoken-Word-Künstler Jayrôme C. Robinet, aus London stammt die in Berlin lebende britische Autorin, Bloggerin und Kolumnistin Jacinta Nandi. Einzige Teilnehmerin aus der Schweiz ist die freie Theaterschaffende Laura Leupi.

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Neuer Abstimmungsmodus

Die Ermittlung der Preisträger erfolgt heuer nach einem neuen Modus. Zu Beginn der Preisvergabe am Sonntag werden die Jurymitglieder live ihre Wertungspunkte abgeben. Ein Justiziar übernimmt am Sonntag die Aufgabe, diese Abstimmungsergebnisse zu addieren und erstellt daraus die Preisträgerliste des Bewerbes. Damit soll die Spannung um die finale Vergabe des Ingeborg-Bachmann-Preises bis zum Schluss der Veranstaltung erhalten bleiben.

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Neue Moderation

Warum der 1986 in Villach geborene Fässlacher nach zehn Jahren Christian Ankowitsch (63) als Moderator der Tage der deutschsprachigen Literatur ablöst, begründete Ebner mit einer "Staffelübergabe": "Dazu war es an der Zeit. Mit Peter Fässlacher haben wir einen spannenden jungen Mann." Überraschung sei der Wechsel aus seiner Sicht keine gewesen: Niemand habe den Bachmann-Preis so lange moderiert wie Ankowitsch, und die Moderatoren hätten ja schon öfter gewechselt.

Übertragen werden die Lesungen und die Preisvergabe auch heuer wieder vom ORF-Partnersender 3sat, angekündigt sind mehr als 1.000 Sendeminuten live aus Klagenfurt, beginnend mit der Eröffnung am Mittwoch.

Im Vorjahr gewann die in Niederösterreich lebende Slowenin Ana Marwan den Bachmann-Preis.

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