Wenn Gemälde töten: "Die Kunst des toten Mannes" auf Netflix

Die prominent besetzte Produktion siedelt einen Slasher-Film in der schicken Galerienszene an.

Es muss gesagt werden: Kunstkritiker sind Witzfiguren. Zumindest im Film begegnen einem die Vertreter dieser Zunft fast ausschließlich als wirrköpfige Träger viel zu großer Brillen, die unverständliches Zeug vor sich hin murmeln, damit aber bei – besser gekleideten, aber genauso lächerlichen – Galeristinnen, Sammlern und Künstlern Begeisterung oder Angst auslösen, jedenfalls aber Macht ausüben.

Die oft undurchsichtigen Mechanismen, mit denen Kunst für relevant befunden wird oder auch nicht, sind seit jeher leichte Spottvorlagen. Ob sie auch guter Filmstoff sind, ist eine andere Frage.

Nach John Waters’ „Pecker“ (1998) und Ruben Östlunds „The Square“ (2017) hat nun jedenfalls auch Netflix die Kunstwelt als Szenario entdeckt. In „Die Kunst des toten Mannes“, im Original „Velvet Buzzsaw“, darf Jake Gyllenhaal mit seinem gestählten Body in die Rolle des brillentragenden Kritikers schlüpfen.

Timing zählt

Unglaubwürdig? Naja. Der Film, der Ende Jänner auf dem Sundance-Festival Premiere feierte und nun auf Netflix zu sehen ist, spielt nämlich in der aufstrebenden Kunstmetropole Los Angeles, wo sich kalifornischer Fitnesskult und Intellekt treffen und wo – welch Zufall – vor Kurzem auch die ultrahippe Kunstmesse „Frieze“ ihre Premiere an der US-Westküste feierte: In diesem Sinn liegt der Charakter mit dem seltsamen Namen Morf Vandewalt voll im Trend.

Der Idee, dass Marketing und Timing in der Kunstwelt alles sind, folgt auch die Story von „Die Kunst des toten Mannes“. Eine Galeriemitarbeiterin (Zawe Ashton) entdeckt darin in ihrem Haus eine Leiche; in der Wohnung des Verstorbenen findet sich ein Schatz von Gemälden, die umgehend als großartig eingestuft werden. Nicht nur die coole Galeristin Rhodora Haze (Rene Russo) riecht den fetten Braten, auch Kritiker Vandewalt (Gyllenhaal) will sich als Autor einer Werkmonografie in die Kunstgeschichte einschreiben. Leider aber kommen alle Personen, die mit den Bildern in Kontakt gerieten, bald auf blutige Art ums Leben.

Satire trifft bei der Produktion also auf Splatter-Horror. Die Frage nach dem „Warum “ beantwortet Regisseur Dan Gilroy nicht wirklich. Naheliegend ist, dass die oberflächlichen Szenemenschen, die stets nur den Profit und das eigene Renommee im Auge haben, ihre gerechte Strafe erleiden.

Gute Kunst, böser Markt

Die verbreitete, aber unhaltbare Zweiteilung in gute Kunst und bösen Betrieb durchkreuzt allein John Malkovich: Der ehemalige Klimt-Darsteller spielt einen Maler, der einst ein Star war, zum Alkoholiker wurde und nun, trocken, seit Jahren nichts mehr produziert hat. Er bleibt dennoch im Galeriensystem, als ob er wüsste: „Wahrhaftigkeit“ lässt sich vom Kunstbetrieb nicht artifiziell herstellen, sie lässt sich aber auch nicht von ihm ersticken.

Kommentare