"Wednesday" Staffel 2: Hier wird nur mit Blut unterschrieben

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Jenna Ortega schlüpft für Netflix wieder in die Rolle der liebenswerten Misanthropin aus dem Hause Addams – und bekommt Verstärkung von der Familie.

Dass Wednesday Addams ausgerechnet mitten im Sommer auf unsere Bildschirme zurückkehrt, würde die Titelheldin gar nicht gut heißen. Schließlich zieht sie Regenwetter und Friedhofsstille vor. Den leisesten Hauch von Urlaubsstimmung würde die misanthrope Teenagerin mit den schwarzen Zöpfen augenblicklich im Keim ersticken – auch in der zweiten Staffel von "Wednesday", die ab heute bei Netflix zu sehen ist. 

Düsterer Spaß: Netflix-Hit "Wednesday"

Die Protagonistin ist die älteste Tochter der Addams Family – jenes stets in schwarz gekleideten Clans, der mit seiner Vorliebe für die morbiden Seiten des Lebens als Gegenstück zur vermeintlich perfekten Vorstadtfamilie Kultstatus erreichte. Zunächst als Cartoon, später in Serien und Filmen. Vor drei Jahren schickte Netflix die jugendliche Wednesday (Jenna Ortega) im gleichnamigen Spin-off erstmals nach Nevermore – eine Art Hogwarts für Außenseiter mit Superkräften. 

Unter der Regie von Tim Burton, bekannt für makaber-skurrile Fantasiewelten wie in "Nightmare Before Christmas" oder "Alice im Wunderland", wurde die Serie zum Hit für Netflix. Sie überholte mit mehr als 340 Millionen gestreamten Stunden in der ersten Woche sogar die vierte Staffel von "Stranger Things". 

Nun sind die Schulferien vorbei und es geht zurück nach Nevermore, wo sich Einiges verändert hat: Da gibt es etwa einen seltsamen neuen Schuldirektor (Steve Buscemi) und eine nicht minder undurchsichtige Musiklehrerin (Billie Piper). Die größte Neuerung aber: Wednesday ist jetzt ein Star. Nachdem sie im vorigen Semester die Schule vor einem rachsüchtigen Bösewicht aus dem 17. Jahrhundert gerettet hat, wird sie nun von ihren Mitschülern angehimmelt, soll Autogramme geben und sieht sich sogar auf einem Ölgemälde verewigt. Wednesday interessiert das freilich wenig – kurz nach der Enthüllung steckt sie das zu ihren Ehren angefertigte Bild bereits in Flammen, selbstverständlich begleitet von ihrem typisch vernichtenden Blick. 

Der plötzliche Ruhm – mit dem Schauspielerin Ortega nach dem Hype um die Serie selbst zu kämpfen hatte – ist aber nicht das einzige Problem. Bald geschehen grausame Morde vor den Toren der Schule. Wednesday bekommt Drohungen von einer Person, die sie schon am Ende der ersten Staffel gestalkt hat. Zudem plagen sie Visionen vom Tod ihrer farbenfrohen Zimmerkollegin und Freundin Enid. 

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Wednesday ist jetzt berühmt – ihre Fangirls wollen Autogramme.

Jenna Ortega und der Addams-Clan

Trotz der Erfolgsmeldungen hat es auch Kritik an der ersten Staffel gegeben: Etwa, dass aus der ursprünglich griesgrämigen Figur eine typische Serien-Heldin gemacht worden sei (ein Punkt, den auch Ortega in Interviews monierte). Manche bemängelten auch die weitgehende Abwesenheit der restlichen liebenswert-schrulligen Familienmitglieder. Das haben sich die Macher offenbar zu Herzen genommen. Die neuen Folgen wirken düsterer und der Rest der Gothic-Truppe bekommt mehr Raum: Bruder Pugsley ist jetzt selbst Schüler in Nevermore und Mama Morticia (Catherine Zeta-Jones) soll die Organisation einer Spendengala übernehmen. Das hat Wednesday gerade noch gefehlt.

Ortega brilliert wieder in der Titelrolle und serviert Wednesdays kühle Kommentare ("Ich unterschreibe nur mit Blut") mit herrlich regungsloser und zugleich vielsagender Miene. Die lustigsten Momente sind jene, in denen die Protagonistin auf das "echte" Leben trifft: Als sie die Sicherheitskontrolle eines Flughafens passieren will, muss sie erst mal eine ganze Sammlung an Waffen – vom Schwert über einen Elektroschocker bis zum Schlagring – abgeben, ehe das Security-Personal den schwersten Verstoß in ihrem Handgepäck ausfindig macht: eine Sonnencreme, die mehr als die erlaubten 100 ml fasst.

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Wieder mit dabei: Onkel Fester.

Im Zentrum steht aber wieder eine flotte Schnitzeljagd, auf der alle möglichen menschlichen und weniger menschlichen Monster auftauchen oder gewalttätige Krähen aus dem offenen Mund eines toten Mannes kommen. Das ist visuell aufwendig gestaltet (eine alte Schullegende wird etwa in der für Burton typischen Stop-Motion-Optik erzählt). Im Kern bleibt die Serie aber ihrer Formel und einigen bekannten Gesichtern aus Staffel 1 treu. Auch, dass es sich um eine High-School-Story mit all den dazugehörigen Liebesdramen handelt, muss man nach wie vor mögen. Wednesday würde vermutlich genervt mit den Augen rollen. Wohl auch, weil die Staffel geteilt wurde: Die zweite Hälfte der acht neuen Folgen erscheint erst im September.

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