Warum Behindertenvertreter "Licht ins Dunkel" abschaffen wollen

Alexander Van der Bellen bei "Licht ins Dunkel". Er ist für eine Reform der Aktion.
Zwischen Almosen und konkreter Unterstützung: Ein Leitfaden durch eine herausfordende Debatte

Warum kritisieren Behindertenvertreter die Spendenaktion „Licht ins Dunkel“?

  • "Licht ins Dunkel", bekannt vor allem aus dem ORF, sammelt seit 1973 jährlich Spenden für Menschen mit Behinderung. Heuer feiert die Hilfskampagne ihr 50. Jubiläum. Die inklusive Online-Plattform andererseits nahm diesen Jahrestag zum Anlass, eine kritische Bestandsaufnahme in Form einer Video-Dokumentation zu veröffentlichen. Darin pochen Menschen mit Behinderung, Experten und Branchenvertreter auf die Einhaltung der UN-Behindertenrechtskonvention, anstatt in "Licht ins Dunkel" als Bittsteller dargestellt zu werden.  „Seit vielen Jahren wird die Grundausrichtung von Licht ins Dunkel thematisiert. Im Gegensatz zu Kampagnen im Ausland wehrt sich der ORF nachhaltig gegen einen Veränderungsprozess“,  sagt auch Martin Ladstätter, Obmann von „Bizeps – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben“ im KURIER-Faktencheck „Wie behindertenfeindlich ist Österreich?.

Wieviele Menschen mit Behinderungen profitieren von "Licht ins Dunkel"?

  • Seit seiner Gründung unterstützt „Licht ins Dunkel“ nach eigenen Angaben jährlich mehr als 400 Behinderten- und Sozialhilfeprojekte in ganz Österreich sowie rund 5.000 Familien mit mehr als 14.000 Kindern. Im Vorjahr sammelte „Licht ins Dunkel“ 19,5 Millionen Euro. Das Gesamtspendenvolumen betrug von 1972 bis 2021 ganze 361 Millionen Euro.

Und...was sagt die Politik zu alldem?

  • Bundespräsident Alexander Van der Bellen: "Als Schirmherr von Licht ins Dunkel erwarte ich mir einen sachlichen Dialog auf Augenhöhe, der dem Wunsch nach einer inklusiven Gesellschaft Rechnung trägt."
  • Das Sozialministerium erklärte auf KURIER-Anfrage, 2023 werde das Budget für Menschen mit Behinderung um 30 Millionen auf 340 Millionen Euro aufgestockt. Mit den zusätzlichen Mitteln soll die berufliche Teilhabe von Frauen mit Behinderungen gefördert werden. Weiterer Schwerpunkt 2023 ist die Umsetzung des „Nationalen Aktionsplans Behinderung 2022–2030“, der im Juli im Ministerrat beschlossen wurde. Dieser diene der Umsetzung der UN-Behindertenkonvention (siehe Kritik der Behindertenvertreter). Dafür stehen 2023 und 2024 jeweils 50 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung.
  • Die Regierung setzt dennoch auch selbst auf den karitativen Zweig: "Ihre Spende an 'Licht ins Dunkel' bis 24. Dezember wird von der Bundesregierung verdoppelt", heißt es auf der Website der Aktion.

Wie ist „Licht ins Dunkel“ strukturiert?

  • Die Aktion wurde 1973 durch den niederösterreichischen ORF-Landesintendanten Kurt Bergmann ins Leben gerufen, nachdem er das Behindertendorf Sollenau besucht hatte. Seit 1978 gibt es „Licht ins Dunkel“ auch als Sendung im ORF. Dazu gehört das traditionelle Live-Spendentelefon am Heiligen Abend, bei dem Prominente, Freiwillige und Bundesheerangehörige im Studio sitzen und Spenden entgegen nehmen.
  • "Licht ins Dunkel" ist ein Verein. Mitglieder sind die Lebenshilfe  Österreich, „Rettet das Kind“, die Gesellschaft Österreichischer Kinderdörfer, die Österreichischen Kinderfreunde, das Österreichische Komitee für UNICEF, Caritas Österreich und Diakonie Österreich.
  • Im Rahmen der Aktion wurde der Ernst-Wolfram-Marboe-Soforthilfefonds für Familien mit Kindern geschaffen. Über diesen Geldtopf werden Zuzahlungen zu Behindertenbehelfen, Therapiekosten und Therapiematerialien getätigt. Zudem unterstützt der Soforthilfefonds Familien in sozialer Not mit Aushilfen für den täglichen Lebensbedarf sowie mit Zuzahlungen zu Miet-, Strom- und Heizrückständen.

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