Und – wie geht die Serie aus?
Ich habe den Handlungsstrang in der neunten Folge der sechsten Staffel komplett abgeschlossen – um mich in der zehnten Folge dem Loslassen, dem würdigen Verabschieden zu widmen. Ich hoffe, ich habe sie liebevoll entlassen. Ich hätte noch viel weiterschreiben können!
Also kommt vielleicht doch eine Fortsetzung?
Ich wollte nicht mehr. Aber alle sind der gleichen Meinung: Es ist genau der richtige Zeitpunkt, diese Figuren zu entlassen. Die sind auch mit dem Alter milder geworden, sie sind am Ende nicht mehr solche Krätz’n, nicht mehr so intrigant.
Wie schade!
Finde ich nicht. Es ist okay, wenn die doch ein bisschen was davon begriffen haben, worum es geht.
Sie haben schon nach der zweiten Staffel gesagt, dass die Serie bald endet, nun wurden es sechs. Was ist da passiert?
Die erste Staffel ist „passiert“, weil man mich hat schreiben lassen. Bei der zweiten haben alle die „Vorstadtweiber“ erfunden, nur ich nicht. Das war die schlimmste Schreibzeit meines Lebens. Ab der dritten hat man mich immer mehr gelassen. Die fünfte finde ich wirklich toll. Die hat einen Look, der echt cool ist. Das schaust du dir an und sagst, Häh, das ist Wien? Da ist im Vergleich zur ersten Staffel auch ein unglaublicher Schub passiert, was die Optik, die Gestaltung, die Umsetzung betrifft. Das Team dahinter wird viel zu wenig gelobt.
Wie stark wird die Pandemie die TV-Produktionen der nächsten Monate hemmen?
Ich höre, dass man wegen Corona 20 Prozent höhere Produktionskosten hat. Der ORF hat soundso nie Geld, da hat sich nicht viel geändert (lacht). Ich gehe davon aus, dass die Produktionen ab dem Frühjahr von Schauspielern und Teams eine Impfung einfordern. Der Staat muss die Impfpflicht gar nicht einführen – die kommt von den Fluggesellschaften, den Konzertveranstaltern und den Arbeitgebern. Wenn das alles wieder durchstartet, dann brauchen alle Sender Content. Und dann wird das alles nicht an Corona scheitern, sondern daran, dass ich keinen Aufnahmeleiter find’. Das merke ich, weil ich erstmals eine kleine Serie selbst produzieren will – und Regie führe.
Für wen arbeiten Sie da?
Ich mache für Servus TV zwei spannende Projekte, das taugt mir voll. Und ich entwickle für den ORF eine Serie.
Nützt es ganz allgemein etwas bei Produktionen im linearen TV, dass im Streamingfernsehen so viele grandios geschriebene Serien zu sehen sind?
Eine Zeit lang war das so. Die Öffentlich-Rechtlichen haben gemerkt: Oh, uns schwimmen die Felle davon. Jetzt trauen wir uns auch etwas, um unsere Seher nicht zu verlieren. Jetzt hat sich das Rad weitergedreht: Das lineare deutsche Fernsehen wird wieder konservativer.
Interessant. Warum?
Die Serie „Hindafing“ etwa funktionierte im linearen Fernsehen gar nicht – aber war ein Hit in der Mediathek. Dort greift das junge Publikum drauf zu. Im linearen TV wird man dafür braver.
Aber auch Ältere wie ich streamen überwiegend.
Ich bin 56 und schau’ fast nur Streaming. Aber der Fehler, den die Streamer machen, ist das Überangebot. Wenn man sich im Streaming etwas anschauen will, surft man eine halbe oder eine dreiviertel Stunde herum, schaut sich viele Trailer und den Anfang irgendeiner Folge an und sagt dann: Lass ma’s. Da punktet das Fernsehen wieder, weil ich mir um 20.15 einfach irgendetwas anschauen kann.
Also – wann kommt eine Brée-Serie fürs Streaming?
Ich bin mit Netflix im Gespräch für zwei Geschichten. Für Sky hat es Pläne gegeben.
Toll. Da gibt es wohl mehr Freiheiten?
Man sollte nicht glauben, dass das der Himmel auf Erden ist. Das ist Business, als Kreativer versucht man, mit seiner dünnen Haut zu überleben. Zu glauben, dass man bei Streamern alle Freiheiten hat, ist ein großer Irrtum.
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