Filzmaier bezeichnet Nehammer als "Chefzuckerbäcker" und "großen Buben"

*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*
Peter Filzmaier macht wieder seinem Ruf alle Ehre, seinen Wohnsitz auf den Küniglberg verlegt zu haben.
Neben dem wöchentlichen ORFIII-Podcast „Filzmaiers Freitag“ gibt es eine neue Folge „Der Professor und der Wolf“ zum nahenden 70. Geburtstag der Neutralität. Im ORF-Talk „Das Gespräch“ aber kam es zu einem verbalen Schlagabtausch, den man „Der Professor und sein Student“ nennen könnte. "Ist die Demokratie in der Krise, Herr Nehammer?", fragte dort Gastgeberin Susanne Schnabl.
Hart abgeprüft
Wobei "The Filz" Altkanzler Karl Nehammer ziemlich hart abprüfte: Die Vertrauenswerte der Politik seien „unter aller Sau“, sagte Filzmaier, Nehammer habe sich vor der Wahl „als Chefzuckerbäcker und Konditor der Republik gebärdet statt als Bundeskanzler“, als er im ORF-Sommergespräch „den Kuchen größer machen“ wollte anstatt zu bekennen, dass ein Sparpaket notwendig sei. Dabei habe der Präsident des Fiskalrats, Christoph Badelt, schon im April auf den hohen Schuldenstand und das drohende Budgetdefizit hingewiesen,rief Filzmaier in Erinnerung.
Nehammer reagierte hier etwas spitzfindig, indem er meinte, dass nicht Badelt, sondern das Wirtschaftsforschungsinsitut die Grundlagen für die Erstellung des Budgets liefern würden.
Der Altkanzler nannte dies „faktenbasiertes Argumentieren“, das habe er schließlich damals bei Filzmaier an der Donau-Uni Krems gelernt. Nehammer schloss dort - wie auch andere bekannte Politiker - den Studienlehrgang "Politische Kommunikation" ab.
"Sie sind schon ein ganz großer Bub"
Filzmaier meinte, er sei "zwar nicht der Rechtsanwalt von Christoph Badelt", aber er griff den Kremser Terminus "faktenbasiert" auf: Die Zahlen, die das Wifo liefere, seien natürlich auch Badelt zugängig. Er bezeichnete Nehammers Argumentationslinie als "kleinlich". Kurz darauf wurde er aber selbst oberlehrerhaft und kindisch zugleich, als er Nehammers Verweise auf seine Kremser Studienerkenntnisse folgndermaßen abkanzelte: „Sie sind schon ein ganz großer Bub, und Sie sind allein verantwortlich für das, was Sie seitdem gemacht haben.“
"Man sieht, wie viel Sensibilität entsteht, wenn es um Verantwortung geht", reagierte Nehammer.
Bundespolitik "am weitesten weg"
Auf dünnes Eis begab sich dieser wiederum, als er die schlechten Vertrauenswerte darauf zurückführte, dass die Bundespolitik "am weitesten weg" sei von der Bevölkerung. Auch das bezeichnete er als Learning aus dem Kremser Lehrgang. Und am meisten Vertrauen würde auf Gemeindeebene generiert, dort würden die Menschen sehen, "dass das nicht nur irgendwelche fiktiven Monster sind, die machtgierig sind und sich das Geld einstecken."
Da könnte man im Umkehrschluss fragen, wo denn die "machtgierigen Monster" sitzen.
Die Philosophin Lisz Hirn kam in dieser Situation nicht sehr oft zu Wort. An einer Stelle zog sie aber ein bitteres Resümee. Es sei "schade, dass es auch die Politik oder wir als Demokratie nicht schaffen, die Leute zu begeistern und an einer neuen Vision zu arbeiten."
Da hat sie recht. An den Vertrauenswerten von Politik und Politikwissenschaft wurde am Sonntagabend jedenfalsl nicht gerade intensiv gearbeitet.
Kommentare