Strenge Regeln verhinderten im ORF Corona-Problem

Streng überwachte Produktionsbereiche
Rund 20 Corona-Infizierte gab es in den letzten Wochen im ORF, dennoch konnten alle Sendungen abgewickelt werden.

Pius Strobl ist im ORF für Sicherheit zuständig und gelernter Polizist (damals noch Gendarm). Und wer Pius Strobl kennt, der weiß, dass er durchgreift, wenn es sein muss, auch wenn es hart auf hart geht.

Als Anfang März die ersten Corona-Infektionen in Europa und wenig später in Österreich bekannt wurden, zog er die Reißleine. So gut wie alle Mitarbeiter wurden nach Hause ins Homeoffice geschickt. Knapp 4.000 sind das im ORF samt Tochtergesellschaften. Und niemand konnte sich vorstellen, dass der Sendungsbetrieb in Radio und Fernsehen trotzdem aufrechterhalten werden kann.

ORF - PUBLIKUMSRAT: SITZUNGSAAL NEU: STROBL

Kritische Produktionsbereiche mussten zwar besiedelt bleiben, die Mannschaften wurden aber strikt in zwei Teams geteilt, die sich nicht überschneiden durften.

Zum Höhepunkt der Krise übernachteten die Teams zwei Wochen lang in den Büros. Auch Stars wie Armin Wolf oder Nadja Bernhard. An allen ORF-Standorten gab es Fieberkontrollen, Journalisten mussten zu ihren Gesprächspartnern Abstand halten, Tätigkeiten wurden verschlankt und in das Homeoffice verlegt. So schnitten Redakteure zum Teil ihre Beiträge selbst - ein Schritt, der seit vielen Jahren immer wieder angedacht aber wegen interner Widerstände nicht umgesetzt wurde.

Fünfmal so viele Infektionen wie in Österreich

Wie wichtig die raschen und strengen Maßnahmen waren, zeigt die nun bekannt gewordene Zahl von rund 20 Erkrankungen im ORF-Personal. Das sind zwar nur 0,5 Prozent, aber knapp fünf Mal so viele wie im Österreich-Schnitt.

Klar, denn Journalisten für TV und Radio bewegen sich auch in der Krise mehr, fahren zu Hotspots und sind mehr unter anderen Menschen. Nicht auszudenken wäre es gewesen, hätte der ORF wegen eines starken Ausbruchs in seinen Räumlichkeiten Nachrichtensendungen nicht ausstrahlen können.

Die meisten Infektionen wurden zwar in den Wohnungen der Mitarbeiter registriert, aber auch in den Büros gab es Infizierte, die sofort isoliert wurden und deren unmittelbare Kollegen unter Quarantäne gestellt wurden. Und es gab auch strenge Sanktionen: Ein Redakteur im ORF-Landesstudio Vorarlberg wurde wegen unzulässigen Betretens einer Sperrzone fristlos entlassen.

Daher ist auch jetzt, wenn die Maßnahmen gelockert werden, Vorsicht geboten. Fiebermessungen an allen Standorten bleiben, und davon gibt es ja viele: Die Zentrale am Küniglberg, das Funkhaus im 4. Bezirk, die Ö3-Studios in Heiligenstadt, die neun Landesstudios. Auch Tochterunternehmen sind an eigenen Standorten untergebracht.

Für die Sitzungszimmer wurden Plexiglas-Trennwände angeschafft, die Mitarbeiter bekommen einen Mund-Nasen-Schutz, den man wie eine Brille aufsetzen kann.

Strenge Regeln verhinderten im ORF Corona-Problem

Mund-Nasenschutz als Brille

Im Fall eines Corona-Verdachts werden alle Mitarbeiter, die Kontakt hatten nach 48 Stunden getestet. "Diese 48 Stunden muss man dann durchhalten", so Strobl, dafür müssen also andere Teams einrücken. Und wer im Sommer aus Urlaubsgründen ein Team wechseln muss, "der muss mindestens drei Tage vorher zu Hause bleiben", denn am vierten Tag setzen Symptome an. Wer also in Zukunft schnupft, rotzt, hustet oder Fieber hat - der muss auch künftig im Homeoffice bleiben.

Die gute Nachricht zum Schluss: Alle rund zwanzig infizierten Personen sind wohlauf und haben ihre Infektionen gut überstanden.

Kommentare