Cineastische Hallelujahs: 6 Serien und Filme über Päpste

Szene aus "Habemus Papam"
Diese Filme und Serien setzen sich mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche auseinander und fragen sich, was es eigentlich bedeutet, Papst zu sein.

Papst Franziskus ist am Ostermontag im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Die Welt trauert und huldigt den gebürtigen Argentiner als weltoffenen, emphatischen, gütigen und weisen alten Mann, der sein Leben dem Glauben und der Liebe verschrieben hatte. Am Samstag, 26. April, findet um 10 Uhr in Rom die Trauerfeier statt. Zwölf Jahre lang hat Jorge Mario Bergoglio als Papst Franziskus der römisch-katholischen Kirche gedient.

Die TV-Sender haben spontan ihr TV-Programm um- und ganz unter das Motto "Erinnerungen an den Papst" gestellt, es sind vor allem Dokumentationen über Franziskus zu sehen. Auch Hollywood hat im fiktiven Bereich seit Jahren Interesse an der schwer fassbaren Aura eines Papstes, seiner Bedeutung für die Menschheit und vor allem der Frage, was es mit dem Seelenleben eines Menschen macht, wenn man die Geschicke einer Weltkirche lenkt und einen die Bevölkerung als Stellvertreter des Heiligen Vaters selbst ansieht. 

Bei niemandem sonst wird Persönliches und Öffentliches, Glaube und Missvertrauen, Moral und Pflicht, Vertrauen und Enttäuschungen, Ur-Vertrauen und Sinn-Frage, Segen und Fluch, Freiheit und Gefangenschaft, Individualismus und Kollektives so sehr verwebt wie beim Papst. Klar, dass sich Hollywood das nicht entgehen lassen möchte. Da schreibt sich das Drehbuch fast schon von alleine. 

Wir stellen Ihnen 6 Filme und Serien über Päpste vor:

Konklave (2024)

Ein klein wenig seiner Zeit voraus war der österreichisch-schweizerische Regisseur Edward Berger, dessen preisgekrönter Film "Konklave" (u.a. Oscar) Ende 2024 in die Kinos kam und ein abgründiges Bild davon zeichnet, was dem Vatikan nun bevorstehen könnte. 

In der Adaption eines Romans von Robert Harris nimmt das Drama mit dem Tod eines recht fortschrittlichen Papstes seinen Lauf. Das Kardinalskollegium muss sich in der Sixtinischen Kapelle versammeln, um einen neuen Papst zu wählen. Und die Intrigen treiben erschreckende Blüten. Mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, Isabella Rossellini und John Litghow. 

Die zwei Päpste (2019)

Hier fühlen sich Zuseher wie kleine Mäuschen, die Gesprächen lauschen, die für die Öffentlichkeit sicher nicht bestimmt sind: "Die zwei Päpste" besteht vor allem aus Dialogen zwischen Papst Benedikt XVI. und dem damals zukünftigen Papst Franziskus. Aufhänger ist der überraschende Rücktritt von Benedikt, der große Wellen in der katholischen Kirche schlug. Aber im Grunde ist der Film ein intimes, überraschend humorvolles Kammerspiel zweier Schauspiel-Großmeister (Anthony Hopkins und Jonathan Pryce), das sich traut, zwei Heilige von ihrer gänzlich privaten Seite zu zeigen: beim Fußballschauen, beim Biertrinken, beim Helikopterfliegen.

Der Gedankenaustausch ist bissig, wild und wirkt durchaus authentisch, die Kluft zwischen Fiktion und Realität scheint in "Die zwei Päpste" nur ein Katzensprung zu sein – zumindest macht uns das Regisseur Fernando Meirelles mühelos glaubhaft. Ein sensibles Psychogramm zweier Männer, mit der Macht der Worte erzählt. Zahlreiche Oscar-Nominierungen waren der Dank an diesen Netflix-Film, der klar aus der seichten Masse des Streaminganbieters heraussticht.

The Young Pope (2016)

Eine Serie, die im Vatikan für viel Aufsehen, dort insgeheim aber vielleicht auch für so manche gemütliche Serien-Abende sorgte: Der coole Jude Law spielt den (betont) coolen (fiktiven) Papst Pius XIII, seines Zeichens nicht nur der jüngste, sondern auch der erste US-amerikanische Mann auf dem Papststuhl. Das wäre alles noch halbwegs okay, wenn Papst Pius XIII nicht solch ein Ungustl wäre, der mehr an sich selbst und an weltweiter Macht als an weltweiter Hilfestellung interessiert ist. Dafür vertritt er erzkonservativ alte Traditionen, predigt nur mit dem Rücken zum "niedrigen Volk" gewandt.

Der Vorstand der katholischen Kirche als sexy und stylisher junger Mann, der sich inmitten religiöser Machtspielchen befindet, diese teils gar selbst befeuert: das ist durchaus fesselnd, bitterböse, prätentiös und wirklich witzig. Die zweite Staffel mit John Malkovich als (ebenfalls fiktiver) John Paul III steht der ersten um nichts nach. 

In den Schuhen des Fischers (1968)

Kyril Lakota (Anthony Quinn), Erzbischof von Lemberg, ist als politischer Häftling durch viele Niederungen des Lebens gegangen, als er nach 20 Jahren aus einem Arbeitslager in Sibirien freikommt. Sein Glaube und seine Menschlichkeit sind dadurch jedoch nur gefestigt worden. Als Kyril im Vatikan eintrifft, ernennt ihn der Papst zum Kardinal. 

Als der Papst stirbt, geht Kyril aus dem Konklave überraschend als Nachfolger hervor. Seine ungewöhnliche Art befremdet bald die Traditionalisten in der Kurie. In China herrscht indessen eine schwere Hungersnot, die daraus resultierenden Spannungen drohen, einen neuen Weltkrieg auszulösen. Der Papst tut alles, um den Weltfrieden zu bewahren.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Morris L. West. Allzu kritisch wird hier mit dem Papst und der Kirche nicht ins Gericht gegangen, stattdessen werden Prunk und Bombast perfekt in Szene gesetzt. Ein Märchen, das – auch dank des authentischen Spiels Quinn – selten in den Kitsch abdriftet.

Habemus Papam - Ein Papst büxt aus (2011)

Der italienische Regisseur Nanni Moretti erzählt augenzwinkernd und zutiefst menschlich die Geschichte eines Papstes, der nicht Papst sein möchte. Als Kardinal Melville zum neuen Papst gewählt wird, fühlt er sich von dieser unerwarteten Aufgabe vollkommen überfordert. Auf den Balkon des Petersdoms treten und sich der Öffentlichkeit zeigen? Schreckliche Vorstellung! Während der Vatikan nach Ausreden sucht, um das Nicht-Erscheinen des Papstes zu erklären, büxt Melville kurzerhand aus ...

Den allzu großen Menschheitsfragen wird hier zwar nicht nachgegangen, doch Moretti gelang eine unterhaltend-sympathische Komödie über Fremd- und Selbstbestimmung, über Schicksal, innere Ängste und Verantwortung. "Habemus Papam" wird von glühendem Humanismus getrieben, der einen zumindest für kurze Zeit den Weltschmerz vergessen lässt. Hauptdarsteller Michel Piccoli ist großartig.

Die Borgias (2011-2013)

Die Erfolgsserie "Die Borgias“ mit Jeremy Irons in der Hauptrolle als Rodrigo Borgia, der zum Papst Alexander VI. aufsteigt, ist ein packendes Historiendrama, das mit opulenter Ausstattung, Intrigen und Machtspielen im Vatikan des 15. Jahrhunderts überzeugt.

Die Dramaserie beleuchtet die skrupellosen Strategien des berüchtigten Adelsgeschlechts, um politischen und kirchlichen Einfluss zu gewinnen. Hier schrecken auch Päpste nicht vor Manipulation, Korruption und Gewalt zurück, in der Welt der Borgias ist sich jeder selbst der Nächste. 

Auch um Sex geht es hier zuhauf, um Intellekt nicht immer, dafür werden Daily-Soap-Bedürfnisse perfekt gestillt. Der Cast ist überzeugend, besonders Irons verleiht seiner Figur eine faszinierende Mischung aus Charisma und Kälte, die die moralische Ambivalenz des päpstlichen Amtes auf fesselnde Weise verkörpert.

Kommentare