„Totenfrau“-Regisseur Prochaska: „Wollte beweisen, dass das in Österreich auch möglich ist“

Wird in der neuen Staffel „Totenfrau“ von der Jägerin zur Gejagten: Anna Maria Mühe als Bestatterin Brünhilde Blum
Zwei Jahre was es ruhig um Brünhilde Blum, nun ist die schlagkräftige Bestatterin zurück. In der zweiten Staffel der „Totenfrau“ (Sendetermine siehe Infobox unten) wird die von Anna Maria Mühe gespielte Protagonistin von ihrer Vergangenheit eingeholt: Denn plötzlich tauchen Teile der Leiche jenes Mannes auf, den sie getötet hat. Während sie ins Visier der Ermittler gerät, wird auch noch Tochter Nela entführt. Blum reagiert auf ihre Art – und sorgt dafür, dass am Ende wieder einige Tote zu zählen sein werden.
Eine Thrillerserie mit aufwendigen Actionszenen, das drehe man in Österreich eher selten, erzählt Daniel Prochaska, der nach Nicolai Rohde in der neuen Staffel die Regie übernommen hat. „Meist sind es ja eher Krimis, weil das ein sehr beliebtes Genre in Österreich und Deutschland ist. Die ,Totenfrau‘ ist da doch ein bisschen anders.“
Inspiration für die Kampfszenen habe er sich u. a. bei Regisseuren wie David Fincher und Denis Villeneuve geholt, „wo die Action sehr geradlinig ist. Ich wollte beweisen, dass wir das in Österreich auch hinbekommen, wenn man genug Zeit zum Vorbereiten hat“, so Prochaska. Für jeden Charakter sei ein eigener Kampfstil entwickelt worden, die Schauspielerinnen und Schauspieler seien wochenlang in Trainings gewesen. „Ich glaube, man merkt am Endprodukt, dass sich da einige Menschen Gedanken gemacht haben, wie diese Actionszenen funktionieren.“
Offen für Veränderung
Von der Romanvorlage von Autor Bernhard Aichner habe man sich in der Fortsetzung von „Totenfrau“ weiter entfernt: „Es war echt toll, dass Bernhard Aichner so offen dafür war. Ich finde es immer wichtig bei Romanadaptionen, dass man die Erfinder der Figuren miteinbindet, damit sie auch dahinterstehen können.“

Gibt auch den „Bösen“ Raum: Regisseur Daniel Prochaska
Anna Maria Mühe sei als Hauptdarstellerin nach wie vor der Kern der Geschichte, „aber in der zweiten Staffel ist es schon auch ein Ensemblestück geworden, weil es viel mehr Stränge gibt, die parallel laufen.“ Da sei Prochaska seine bisherige Serienerfahrung zugutegekommen: Er inszenierte bereits „Am Ende – Die Macht der Kränkung“, „Das Netz“ und „Ferdinand von Schirach – Glauben“. In letzterer Produktion arbeitete er mit Peter Kurth zusammen, der in „Totenfrau“ als Antagonist zu sehen ist. Seine Figur werde „auf jeden Fall noch wichtig in der zweiten Staffel“, verrät Prochaska. „Ich liebe es, wenn man mehrere Seiten beleuchten kann und auch den Bösen mehr Raum gibt, um verstehen zu können, warum sie wie handeln.“
Gedreht wurde in Tirol, Niederösterreich und Wien. „Es gibt viele Motive, die auf mehrere Drehorte aufgeteilt sind. Der innere Teil vom Haus Blum stand beispielsweise in Niederösterreich, den Bestattungsraum haben wir im Studio in Wien gebaut und der Außenbereich wurde in Kühtai gedreht. Das zu verbinden, war schon eine Herausforderung.“

Peter Kurth und Sabine Timoteo in "Totenfrau"
Stipsits als Kontrastprogramm
Auch das wechselhafte Tiroler Bergwetter stellte eine Schwierigkeit dar: „Es war wirklich kalt. Ich bin sehr dankbar, dass wir so ein super Team hatten, das da durchgebissen hat. Aber je extremer die Drehbedingungen sind, desto schöner werden meistens die Bilder“, so Prochaska lachend, den nach der düsteren Thriller-Serie richtiges Kontrastprogramm erwartet: der dritte Teil von Thomas Stipsits’ Stinatz-Krimis rund um den kauzigen Inspektor Sifkovits. „Darauf freue ich mich auch sehr, weil das wieder ein ganz anderes Genre ist.“ Es ist bereits die vierte Zusammenarbeit der beiden und mittlerweile „Drehen mit Freunden“.
Eine Besonderheit der Stipsits-Krimis ist der Stinatzer Dialekt: „Ich glaube, wir haben es ganz gut geschafft, dass der Rest Österreichs das versteht.“ Für Deutschland wurde "Kopftuchmafia" teilweise untertitelt, für Arte auch auf Französisch synchronisiert. „Es ist sehr lustig, wenn man einen kleinen burgenländischen Film auf Französisch sieht. Das kriegt einen ganz anderen Flair und man hat das Gefühl, man hat eine französische Komödie gedreht“, schmunzelt Prochaska. (Hier geht's für eine Kostprobe zum französischen Trailer.)
Dass in der „Totenfrau“ Hochdeutsch gesprochen wird und Wörter wie „Abi“ verwendet werden, obwohl die Serie in Österreich spielt, sieht der Regisseur „pragmatisch“: „Wir haben die Sprache sehr universell gehalten, um den deutschen und den österreichischen Markt unter einen Hut zu bekommen.“ Dennoch habe er das Gefühl, „wenn das Leute aus einem anderen Kontinent schauen, dass wir Österreich als Land gut verkauft haben.“
Wann und wo ist "Totenfrau" Staffel 2 zu sehen?
Staffel 2 von „Totenfrau“ ist ab Montag, 24. Februar, 20.15 Uhr, in Doppelfolgen an drei Montagen auf ORF1 zu sehen. Die neuen Episoden sind auch 24 Stunden vorher auf ORF ON abrufbar (Folge 1 also ab Sonntag, 23. Februar, 20.15 Uhr) und ab 19. März weltweit bei Netflix.
Welche Schauspieler sind dabei?
Vor der Kamera standen für die zweite Staffel Anna Maria Mühe, Robert Palfrader, Michou Friesz, Yousef Sweid, Gerhard Liebmann, Peter Kurth, Britta Hammelstein, Sabine Timoteo, Emilia Pieske, Hayal Kaya, Dominic Marcus Singer u. a.
Wer ist der Regisseur von "Totenfrau"?
Nach Nicolai Rohde in Staffel 1 übernahm für die Fortsetzung Daniel Geronimo Prochaska die Regie. Der Sohn von Regisseur Andreas Prochaska inszenierte u. a. „Am Ende – Die Macht der Kränkung“, zwei Kärntner Landkrimis und Thomas Stipsits’ „Kopftuchmafia“.
Kommentare