Der ungarische Nachwuchsstar Gellért L. Kádár glänzt in der Rolle des Heerführers, dessen Leben von Skandalen und Verschwörungen geprägt war und der auf Frauen als starke Verbündete setzte. „Er war ein Frauenversteher, ein Kavalier und ein guter Familienvater“, charakterisierte Kádár die Heldenfigur im Rahmen der Weltpremiere bei der Fernsehmesse Mipcom in Cannes vergangenen Oktober. Und er ergänzte im Interview: „Im Krieg gegen die Türken war Hunyadi ein harter Krieger, man könnte fast sagen: ein Schlächter.“
Österreich-Beteiligung
Hunyadis Gegner war der osmanische Sultan Murad II., den der österreichische Schauspieler Murathan Muslu eindrucksvoll spielt. Cornelius Obonya und Laurence Rupp spielen Friedrich III. und Albrecht II. aus dem Hause Habsburg. Und der mit Serien wie „Maria Theresia“ historienerfahrene Regisseur Robert Dornhelm setzte die ersten vier Folgen in Szene.
Mit diesen künstlerischen und spektakulären Zutaten könnte man einen Erfolg prophezeien. Wäre da nicht ein Kritikpunkt, der in Cannes laut wurde: Ein Großteil der Serie wurde in Ungarn gedreht und von der Regierung Orbán finanziell unterstützt. Will sich Ungarns Premier selbst als Retter des „christlichen Abendlandes“ präsentieren? So lautete der von einigen Journalisten geäußerte Verdacht. Jan Mojto, der mit seiner internationalen Beta-Gruppe zu den wesentlichen Produzenten von „Rise of the Raven“ zählt, nimmt im KURIER-Interview dazu Stellung.
KURIER: Die Serie läuft in einer Zeit an, in der muslimische Migranten mit steigenden Aggressionen konfrontiert werden und diese zwischen Kulturkreisen und Religionen stärker werden. War das zu Beginn der Produktion schon absehbar?
Jan Mojto: Es gab seit vielen Jahren die Idee, einen „Eastern“ zu drehen. Ähnlich wie beim „Western“, der sich auf unterhaltsame Weise mit der Entstehung der USA auseinandersetzt, sollte in Form eines „Eastern“ die reiche Geschichte Europas erzählt werden. Eines der großen Themen war immer der Vormarsch der Osmanen Richtung Mitteleuropa – und da liegen Österreich und Ungarn im Zentrum. Diese Idee geisterte jahrzehntelang herum.
Dachten Sie dabei an eine Art „Game of Thrones“ mit historischem Anspruch?
Es ist uns klar, dass wir visuell an „Games of Thrones“ gemessen werden. Der Unterschied ist, dass wir von wahren historischen Begebenheiten erzählen und dass unsere Helden und Bösewichte – um im Fantasy-Jargon zu bleiben – wirklich gelebt haben. Wir erzählen von Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen, die bis heute nachwirken, und haben gründlich recherchiert, um möglichst nahe an den Fakten zu bleiben. Und ja, es war mir immer wichtig, dass unsere Produktionen auch historisches Wissen vermitteln. Aber es war uns ebenso klar, dass wir kein „Bildungsfernsehen“ machen können, bei dem sich das Publikum womöglich langweilt.
Mit dem Rechtsruck in Europa geht auch eine kritische Haltung gegenüber „Rise of the Raven“ einher. Haben Sie damit gerechnet?
Ich habe schon einige Filme und Serien produziert, die sich mit historischen Themen auseinandersetzen. Jedes Mal wurden wir dabei von irgendeiner Seite angegriffen, der unser Zugang ideologisch nicht gepasst hat. Für die Serie „Unsere Mütter, unsere Väter“ (Anm.: 2013), in der es einen antisemitischen Polen gab, wurden wir zum polnischen Botschafter zitiert. Außerdem wurden wir bezichtigt, dass die Serie Nazis zu Opfern machen würde. Und bei „Der Untergang“ (Anm.: 2004) hieß es, dass Bruno Ganz Hitler als Mensch darstellen wollte und nicht als Monster. Es war also abzusehen, dass ähnliche Kritik auch bei einer Serie über Hunyadi geäußert wird.
Hätten Sie die Serie vielleicht besser nicht in Ungarn und teils auch mit Geld der ungarischen Regierung drehen sollen?
Dass wir in Ungarn gedreht haben, hat ausschließlich mit zwei Faktoren zu tun: Ungarn hat in den letzten Jahren große Filmstudios gebaut, in denen man sehr professionell arbeiten kann. Außerdem spielt die Geschichte, die wir erzählen, zu einem wesentlichen Teil in Ungarn. Originalschauplätze sind immer gut. Wichtig ist für mich nur, dass wir uns nicht von einer ideologischen Seite vereinnahmen lassen.
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