„Reich oder tot“: Fritz Karl und die schrägen Vögel

Im Graubereich der Gesetze unterwegs: Die Bullen Kessel (Fritz Karl) und Diller (Nicholas Ofczarek)
Schauspieler Fritz Karl empfindet unkonventionelle Figuren wie in „Reich oder tot“ (20.15, ZDF), bei „Meiberger“ oder „Falk“ als „ein Geschenk“

Chef Paul Epstein (Martin Brambach) und seine Polizei-Kollegen heißen ihn wärmstens willkommen. „Geht alles ganz normal weiter, Erich“, sagt Epstein aufmunternd und tätschelt Kessel (Fritz Karl) die Wange, als der nach dem Drogen-Entzug wieder im Kommissariat auftaucht. Doch normal ist bei Kessel und Partner Mario Diller (Nicholas Ofczarek) wenig. Schon gar nicht sind die beiden in „Reich oder tot“ (20.15, ZDF) von Autor und Regisseur Lars Becker normale Polizisten.

Zum erst dritten Mal seit 2013 streifen die österreichischen Schauspieler als Cop-Duo durchs unglamouröse Hamburg. Die Umstände drohen wieder den geldklammen Kessel ins Verderben zu reiten: Seine Tochter benötigt eine teure Operation in den USA, aber Noch-Ehefrau Claire (Jessica Schwarz) bekommt keinen Kredit. Stattdessen wird sie Zeugin eines Banküberfalls und die Tochter entführt. Als Kessel wenig später einen Bankräuber erschießt, gerät er erneut ins Visier der Staatsanwältin Soraya Nazari (Melika Foroutan). Bisher hat Diller seinen Partner immer retten können … dann findet man bei Kessel wieder Rauschgift.

Komische Treue

„,Reich oder tot‘ ist weniger ein Krimi, denn ein Drama über eine Männerfreundschaft – das zieht sich durch alle bisherigen Filme dieser Reihe“, sagt Karl im KURIER-Gespräch. „Es ist eine komische Treue, die dieses ungleiche Paar verbindet.“ Und die wird auch privat auf eine harte Probe gestellt.

Während Diller mit Abstrichen ein gefestigter „Normalo“ ist, ist Kessel immer etwas neben der Spur. „Beide agieren ständig im Graubereich. Aber so nach und nach reitet Kessel den Diller immer tiefer hinein.“ Das passiert nicht absichtlich. Karl: „Es ist das Kessels Charakter-Korsett, er ist so gestrickt. Aus seinem Suchtverhalten heraus, aus seinen Zwängen und Abhängigkeiten und nicht zuletzt auch aus Liebe zu seiner Frau und den Kindern trifft er falsche Entscheidungen. Die erscheinen ihm in diesen Momenten einer Drucksituation immer richtig und logisch. Aber am Ende ist es stets der Griff ins Klo.“

Der Oberösterreicher mag diesen „Bullen“. „Für einen Schauspieler ist es ein Geschenk, eine solch’ zwiespältige Figur zu spielen.“

Von der üblichen Vorstellung eines Krimis muss man sich als Zuseher bei Lars Becker aber verabschieden. „Er spielt mit der Ambivalenz seiner Figuren.“ Als Schauspieler müsse man bei Becker, mit dem der 51-Jährige gern und viel arbeitet, „immer so ein wenig umschalten vom Normal-Modus. Das gibt es nicht so oft, dass jemand ein Buch schreibt und inszeniert, das diesen Logik-Zwang überwindet.“

Dafür scheinen seit Teil 1 („Unter Feinden“) österreichische Schauspieler prädestiniert. Neben Fritz Karl und Nicholas Ofczarek finden sich bisher u. a. Birgit Minichmayr, Cornelius Obonya, Juergen Maurer im Cast der Reihe. „Offenbar ist Lars sehr österreich-affin. Ich wundere mich ja ein bisschen, dass sich der ORF nie dafür interessiert hat. Aber egal, es lief sehr gut bisher.“ Für 2020 wird der nächste Film vorbereitet.

Besondere Getränke

„Reich oder tot“: Fritz Karl und die schrägen Vögel

Der Dreh für Staffel 2 von "Meiberger" startet im Sommer

Vielarbeiter Karl wird da voraussichtlich auch wieder als Ex-Gastronom und extravaganter Anwalt „Falk“ für die ARD vor der Kamera stehen. Was würde dieser Connaisseur als Getränk zur Ansicht von „Reich oder tot“ empfehlen? Die „wunderbar schräge Figur“ verlangt nach Besonderem. „Ein altes k.u.k-Getränk: Man hat damals gern Champagner mit einem Schuss Cognac getrunken – die Wirkung nach dem dritten Glas passt hervorragend zu diesem Film.“

Aktuell dreht er „Unterm Birnbaum“ – frei nach einer Novelle von Theodor Fontane – fürs ZDF, im Sommer gibt er dann erneut den sehr speziellen Gerichtspsychologen „Meiberger“.

„Dazwischen passe ich auf die Kinder auf, weil auch meine Frau (Elena Uhlig) vor der Kamera steht. Das sind so Phasen, da ist Organisation alles.“ Die Fälle von Staffel 2 der ServusTV-Serie „werden richtig schön schräg. Die Bücher sind aber noch in Entwicklung. Das Schwierigste und Wichtigste beim Film ist das Buch. Aber da arbeiten gute Leute dran, und wir wissen, was wir wollen.“

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