ProSiebenSat.1Puls4-Chef Markus Breitenecker: Von St. Marx nach Unterföhring

Markus Breitenecker im Media Quarter Marx
P7S1P4-Österreich-Chef Markus Breitenecker steigt konzernintern auf und wechselt in den Vorstand des deutschen Mutterkonzerns. In Wien folgen ihm seine Vertrauten nach.

Es ist für Markus Breitenecker „ein großer und zugleich emotionaler Schritt“. Der Medienmanager ist seit der Gründung von ProSieben Austria im Jahr 1998 dort Geschäftsführer und baute die größte heimische Privatsendergruppe auf. Nun wechselt der 55-Jährige zum Mutterkonzern ProSiebenSat.1Media SE nach Unterföhring bei München, wo er sich im Konzernvorstand als Chief Operating Officer (COO) des Entertainmentbereichs annimmt – gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Bert Habets. Sein Fokus wird auf den Bereichen Streaming und digitale Plattformen liegen. Darüber hinaus werde er für die Länderaktivitäten in der Schweiz und Österreich verantwortlich sein.

Breitenecker legte in den letzten Jahren großen Wert auf den Ausbau des Streaminggeschäfts. Das spürte man bei jedem Auftritt des umtriebigen Medienmannes, der – früher oft vehementer und kritischer Fürsprecher der Privatsender – immer wieder „die Kraft der Kooperation“ im Munde führte. 2017 startete die Streaming-App Zappn, aus der 2023 schließlich Joyn wurde. Die Idee hinter dem kostenlosen „Superstreamer“: Eine Anlaufstelle für alle österreichischen Sender (auch ORF und ServusTV). Die Seherzahlen bleiben bei den Kooperationspartnern, ProSiebenSat.1Puls4 verdient zusätzliches Geld mit dem Ausspielen von Werbung.

Beginn
Breitenecker studierte Rechtswissenschaften, war Assistent bei den Vereinigten Bühnen unter Rudi Klausnitzer. 1996 startete er im Medienbereich gleich als Geschäftsführer (beim neu gegründeten Der Wetterkanal). Seit 1998 verantwortet er das Geschäft der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe. Zunächst nur als österreichisches Werbefenster, dann Start von Zielgruppensendern

Ausbau
2005 startete das Frühstücksfernsehen „Café Puls“ (auf ProSieben, Sat.1 und Kabel 1), ab 2008 lieferte Puls4 ein Vollprogramm. Neben der Funktion als Spielfilmsender machte man sich mit Sport einen Namen (u. a. Champions League, Europa League, American Football). 2013 Start von „2 Minuten 2 Millionen“, 2016 Gründung des „4Gamechangers“-Festivals, 2017 Kauf der ATV-Gruppe (ATV und ATV2) und Gründung des Streamers Zappn (mittlerweile Joyn). 2019 kam der Newssender Puls24 hinzu

Trio für Österreich

Ab 1. April übernimmt ein Führungstrio die Österreichsparte, welches das Media Quarter in Wien St. Marx bereits gut kennt. Als CEO-Doppelspitze agieren künftig Thomas Gruber und Bernhard Albrecht. Die Geschäftsführung komplettiert Michael Stix als Chief Commercial Officer (CCO).

ProSiebenSat.1Puls4-Chef Markus Breitenecker: Von St. Marx nach Unterföhring

Bernhard Albrecht und Thomas Gruber (re.)

Gruber startete 2005 als Praktikant im Unternehmen, wurde dann Leiter der Programmforschung und -planung, stv. Programmdirektor von Puls4 und Geschäftsführer von ATV und ATV2. 2023 übernahm er die Programmgeschäftsführung von Puls4. Seit 2020 ist er zudem Obmann der Arbeitsgemeinschaft Teletest. Albrecht verantwortete seit 2010 als COO/CFO die Bereiche Finanzen, Personal, Produktion und Technik. Stix stieß bereits 2004 zu der TV-Gruppe. Als CCO zeichnete er zuletzt für den gesamten Umsatz der Gruppe verantwortlich.

Breitenecker streute seinen bisherigen Vertrauten und nunmehrigen Nachfolgern Rosen: „Ich kann mir für die große Herausforderung, das Unternehmen vom Broadcaster zum Streamer zu transformieren und Joyn weiter voranzutreiben, kein besseres Führungsteam vorstellen.“

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Michael Stix

Guter Start ins Jahr

In Deutschland findet Breitenecker aktuell ein wirtschaftlich positives Umfeld vor. ProSiebenSat.1 sprach erst Anfang März von einem positiven Jahresauftakt. Trotz der Konjunkturflaute rechne das Unternehmen mit einer positiven Entwicklung der wichtigen Werbeumsätze im DACH-Raum. Für 2024 erwartet die Senderkette um ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 ein leichtes Umsatzwachstum auf rund 3,95 (Vorjahr: 3,85) Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBITDA) fiel mit 578 Millionen Euro letztlich besser aus als erwartet. Negativschlagzeilen hatte der Konzern vergangenen Sommer gemacht, als man bekannt gab, rund 400 von 4.000 Arbeitsplätzen streichen zu wollen. Der Stellenabbau betreffe die Firmenzentrale in Unterföhring bei München sowie die Unterhaltungssparte, hieß es.

Konzernchef Habets sagte nun, die Strategie, sich auf den Streamingdienst Joyn zu fokussieren, zahle sich bereits aus. Man setze auf Unterhaltung als Kerngeschäft und prüfe Verkäufe aus dem Beteiligungsportfolio jenseits des Fernsehens.

Genau um dieses Kerngeschäft soll sich nun ein Österreicher kümmern. Breitenecker ist nicht der erste heimische Medienmacher, der in Deutschland ans Steuerruder gelangt. Vorgänger waren etwa Helmut Thoma, Gerhard Zeiler, Hans Mahr (alle RTL) oder Helmut Brandstätter (n-tv). Auch der Südtiroler Georg Kofler verdiente sich in Österreich seine ersten Sporen, bevor er ProSieben aufbaute und später zu Premiere wechselte. 1998 holte Kofler Breitenecker zum neu geschaffenen ProSieben Austria.

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