ProSieben setzt auf Streaming und steht vor Personalabbau
Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 setzt künftig noch stärker auf sein Entertainment-Geschäft. Eine zentrale Rolle soll dabei der hauseigene Streaming-Dienst Joyn einnehmen. Darauf liege künftig der „Investitionsfokus“, erläuterte am Dienstag Bert Habets in seinem „Strategie-Update". Der Niederländer hatte im vergangenen November den Posten des Vorstandsvorsitzenden übernommen. Wachstum erhofft sich der frühere RTL-Manager auch von „Kooperationen mit unterschiedlichen Branchenpartnern“ sowie Zukäufen. Die Zielgruppen-Ansprache soll über junge Seher hinaus auf die Gruppe der bis 59-Jährigen ausgedehnt werden.
Als Positiv-Beispiel, wie die Strategie, mit dem TV-Angebot die Grundlage für ein „überzeugendes Gesamtangebot für Familien zu schaffen“, funktionieren kann, nannte Habets die Streaming-App Zappn der Österreich-Tochter ProSiebenSat.1Puls4. Insbesondere die dort gelebte Rolle als „Aggregator“ scheint ihm zu behagen, weil auch der ORF mit seinen Sendern, regionale TV-Kanäle sowie ServusTV vertreten sind. Wohl darüber hinaus gehend lud Habets nun die deutschen Öffentlich-Rechtlichen ein, Joyn zum Zentrum „des digitalen Entertainment-Auftritts“, ohne dabei konkreter zu werden. Als Live-Stream sind die schon vertreten. Er betonte, „auch RTL ist willkommen“. Dort verfolgt man allerdings andere Pläne.
Dachmarke
Joyn funktioniert zwar bislang in Österreich nur sehr eingeschränkt. Allerdings kündigte Wolfgang Link, im Vorstand für Entertainment verantwortlich, an: „Auch in Österreich wird man überlegen, wie die Zukunft aussieht. Wir sehen Joyn schon als unsere Dachmarke in der digitalen Zukunft auch in den anderen Ländern.“ Bei ProSiebenSat.1Puls4 in Österreich liegt der Fokus aber vorerst auf der Weiterentwicklung von Zappn.
Trotz der eingetrübten Aussichten auf dem Werbemarkt bestätigte ProSiebenSat.1 sein mittelfristiges Umsatzwachstumsziel von durchschnittlich vier bis fünf Prozent pro Jahr. Vor allem aber steht der gesamten Unternehmensgruppe inklusive der Holding ein straffes Kostenreduktionsprogramm ins Haus. „Wir haben schon begonnen, die Kosten zu senken und schauen uns alles an“, sagte Habets. „Viele Konkurrenten bauen ebenfalls Personal ab in diesen herausfordernden Zeiten.“
Das hören wiederum Aktionäre gern wie der italienische Großaktionär MFE-Mediaforeurope. Die von der Familie des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi geführte MFE (ehemals Mediaset) will ProSiebenSat.1 stärker in ihre europäischen TV-Wachstumspläne einbinden. Habets Vorgänger hatten das bisher stets abgeblockt. Zweitgrößter Aktionär ist seit kurzem der tschechische Investor PPF. Das von der Milliardärswitwe Renata Kellnerova beherrschte Mischkonzern hält 10,1 Prozent an ProSiebenSat.1.
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