"Pluribus" und "All's Fair": Die beste und die schlechteste Serie des Jahres?
Durch einen Virus scheinen in der AppleTV-Serie „Pluribus“ alle Menschen glücklich zu sein – nur Roman-Autorin Carol (Rhea Seehorn) ist immun.
Lange dauert’s nicht mehr, bis das Netz wieder mit den traditionellen Jahresrückblicken und Bestenlisten überschwemmt wird. Und welche Namen sich an den Spitzen und Enden dieser Rankings finden werden, dürfte sich mitunter vergangene Woche entschieden haben: Innerhalb weniger Tage wurden zwei Produktionen veröffentlicht, die mitunter als beste bzw. schlechteste Serie des Jahres gehandelt werden.
Anwärterin für ersteren Titel ist „Pluribus“ auf AppleTV (der Streamingdienst hat kürzlich das „Plus“ aus seinem Namen gestrichen). Die Science-Fiction-Serie wurde von Vince Gilligan erdacht, dem Showrunner von „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“, der wieder auf eine skurrile Prämisse setzt: Da breitet sich ein mysteriöser Virus aus, der alle Menschen glücklich macht. Zumindest fast. Denn als eine von nur 12 Personen weltweit scheint Carol (Rhea Seehorn), eine ebenso erfolgreiche wie zynische Autorin von Schundromanen, immun gegen die allgemeine Fröhlichkeit zu sein.
Wie in einem Zombie-Horrorfilm versucht sie zunächst, vor der beunruhigend gut gelaunten Horde an Menschen zu flüchten und herauszufinden, was zum Teufel hier eigentlich los ist. Sind die alle wirklich glücklich? Oder muss Carol sie retten?
„Pluribus“ lässt in den ersten beiden Folgen, die bisher verfügbar sind, noch nicht ganz erahnen, wohin die Reise geht und auch Serienschöpfer Gilligan will sich in Interviews nicht in die Karten schauen lassen. Ein wenig wie bei Apples großartiger Science-Fiction-Mystery „Severance“ wird das Publikum auf ein rätselhaftes schwarzhumoriges Abenteuer geschickt – in eine Welt, die nur auf den ersten Blick von unserer Realität abweicht.
Die Kritiker sind schon jetzt begeistert, von der BBC bis zum Hollywood Reporter wurde „Pluribus“ als eine der besten und smartesten Serien des Jahres gehandelt. Auf der Bewertungsplattform Rotten Tomatoes, die internationale Kritiken auswertet, liegt „Pluribus“ bei einer Wertung von 100 % – das heißt alle 73 Rezensionen, die berücksichtigt wurden, waren positiv.
In "All's Fair" hilft ein bisschen Konsum immer
Ganz anders sieht es da für eine zweite Serie aus, die ebenfalls vergangene Woche das Licht der Streamingwelt erblickt hat: „All’s Fair“ (Disney+) von Ryan Murphy („American Horror Story“, „Dahmer“). Kim Kardashian und Naomi Watts spielen darin Scheidungsanwältinnen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ausschließlich Frauen zu vertreten. Ein ehrenhaftes Vorhaben, das als Karikatur gezeigt wird: Liberty (Watts) fliegt da eben mal mit dem Privatjet nach New York, um mit einer wohlhabenden Klientin die Versteigerung ihrer Juwelensammlung zu besprechen.
Als ihre Mentorin Dina (Glenn Close) erzählt, wie sehr ihr die Krebserkrankung ihres Mannes zu schaffen macht, drückt Allura (Kardashian) ihr kurzerhand den Katalog des Auktionshauses in die Hand. Es gibt nichts, was man nicht mit ein bisschen Konsum wieder richten könnte.
Wenn die Frauen zusammentreffen wird, eh klar, Schampus getrunken, da gibt es Gruppenumarmungen und man sitzt nackt gemeinsam im Whirlpool. Gesprächsthema: Männer!
Die Dialoge erinnern an Kalendersprüche („Wissen ist der Schlüssel im Schloss. Wir müssen ihn nur in die richtige Richtung drehen“), die Hochglanzoptik an eine Dauerwerbesendung.
Kim Kardashian (l.) und Naomi Watts in „All’s Fair“.
Zurecht wird die Serie zerfleischt: Der Guardian gab null Sterne – und sinnierte, ob die Serie vielleicht sogar die schlechteste aller Zeiten sei. Andere Kritiker sahen das ähnlich: Auf Rotten Tomatoes liegt „All’s derzeit bei 4 % .
Den Machern und auch dem zu Disney gehörenden Streaminganbieter Hulu kann das aber herzlich egal sein. Denn offenbar haben die negativen Rezensionen viele erst recht neugierig gemacht. „All’s Fair“ erzielte in den ersten drei Tagen 3,2 Millionen Views – die erfolgreichste Serienpremiere für Hulu seit drei Jahren.
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