Nach Anschuldigungen: ORF-Manager wird entmachtet

Nach Anschuldigungen: ORF-Manager wird entmachtet
Peter Schöber bleibt zwar ORFIII-Chef, aber "er steht unter Beobachtung", verkündete ORF-Generaldirektor Weißmann intern.

ORFIII-Programmgeschäftsführer Peter Schöber bleibt trotz heftiger Anschuldigungen und Beschwerden über seinen Führungsstil vorerst in seiner Position. Das gab ORF-Generaldirektor Roland Weißmann Montagnachmittag vor der ORFIII-Belegschaft bekannt. Allerdings sieht der ORF-Chef diesen Verbleib als Bewährungsprobe für Schöber, "dessen Führungsverhalten als teilweise problematisch" einzustufen ist. "Eine Änderung des Führungsverhaltens ist unabdingbar", erklärte Weißmann. Schöber wird strukturell entmachtet. Es gibt keinen direkten Durchgriff mehr in Programmfragen. Entscheidungen bei Personalfragen sind im Konsens mit der zweiten Geschäftsführerin Kathrin Zierhut zu fällen. 

Weißmann wird sich regelmäßig informieren lassen: "Er steht unter Beobachtung", erklärte der Generaldirektor.

Alle Redaktionen von ORFIII werden nun, ähnlich wie in der ORFIII-Information, unter eine unabhängige und weisungsfreie redaktionelle Leitung gestellt. Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden entsprechende Schulungen zu ihren Rechten und Pflichten angeboten und ein Mediationsprozess gestartet werden. Bei problematisch eingeschätzten Vorgängen können sich diese an eine eigene Clearing-Stelle im ORF wenden. Weißmann geht davon aus, dass es ab sofort zu keinerlei Führungsfehlverhalten mehr kommt.

Vorwurf der Einschüchterung und Mobbing

Mitarbeitende des Kultur- und Info-Senders hatten sich in Chats, die ab September in Medien gestreut wurden, über verbale Entgleisungen und psychische Gewalt wie Mobbing, Einschüchterungen und Kündigungsdrohungen ausgetauscht. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten sich zudem überlastet. Via Krone waren ihm auch antisemitistische Äußerungen gegen die frühere ORF-Journalistin und ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums, Danielle Spera, vorgeworfen worden  – was Schöber strikt von sich wies und Spera für „absurd“ hielt.

Über mehrere Wochen hatte die weisungsfreie und unabhängige ORF-Compliance-Stelle im Auftrag Weißmanns Mitarbeiter-Gespräche geführt. Mehr als 50 sollen sich dem Vernehmen nach gemeldet haben – nicht alle äußerten sich gegen Schöber. Der festgestellte Sachverhalt wurde anschließend von der Personalabteilung und externen Rechtsexperten geprüft. 

Der entsprechende Compliance-Bericht dazu liegt nur dem Generaldirektor vor und wird auch nicht veröffentlicht. Das soll gewährleisten, dass Mitarbeiter ohne Angst vor Repressalien durch Dritte ihre Einschätzungen äußern können.

31. ÖSTERREICHISCHE MEDIENTAGE: WEISSMANN

Entschuldigung bei Mitarbeitern

Schöber hat sich zwischenzeitlich in einem „Get-together“ bei den Mitarbeitenden entschuldigt, sollte er rote Linien überschritten haben. Mitarbeiter zu verletzen, sei nie seine Absicht gewesen, sagt er dort. Zudem befinde er sich in einem Coaching und Sensibilisierungstraining.

Das wurde auch vom obersten ORF-Aufsichtsgremium wohlwollend zur Kenntnis genommen. Bei dessen letzten Sitzung meinte deshalb etwa SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer, er wolle keine Vorverurteilung. Er sei „froh, dass sich der Antisemitismus-Vorwurf nicht erhärtet hat.“ Und FPÖ-Vertreter Peter Westenthaler erklärte zurückhaltend: „Da geht es um Schicksale, um Existenzen und das ist immer sehr, sehr heikel.“

Prozess gegen ORFIII-Betriebsrat

Die Anschuldigungen gegen Schöber waren kurz vor dem Start zu einem Arbeitsgerichtsprozess bekannt geworden, in dem es um die Kündigung eines ORFIII-Betriebsrats wegen behaupteter Verfehlungen geht. Dieser hatte 2022 Vorwürfe über nachträglich manipulierte Arbeitszeitaufzeichnungen gegen ORF III erhoben.

Der Sender steht, wie auch andere Teile des ORF, derzeit in Diskussion, da sich aufgrund der sich abzeichnenden FPÖ-ÖVP-Koalition weitere finanzielle Kürzungen beim Öffentlich-Rechtlichen abzeichnen. ORFIII, unter Alexander Wrabetz gegründet und von ihm auch als Lobbying-Instrument eingesetzt, ist laut Gesetz nur nach „wirtschaftlicher Maßgabe“ aufrechtzuerhalten.

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