ORF-Wahl: Freundeskreise halten sich offiziell weiter bedeckt

ORF-Gremiensaal: Hier wird am 10. August der neue General gekürt
Lob für Bewerber-Konzepte. Aber FPÖ plädiert für Ende der Ära Wrabetz

Die Leiter der den Parlamentsparteien nahe stehenden Freundeskreise im ORF-Stiftungsrat lassen sich weiter nicht in die Karten schauen. Für das nicht-öffentliche Hearing, das Voraussetzung ist, als neuer ORF-Geschäftsführer in Betracht zu kommen, werden jedenfalls Amtsinhaber Alexander Wrabetz, Chefproducer Roland Weißmann, ORF1-Chefin Lisa Totzauer und ORF-Online-Chef Thomas Prantner eingeladen. Das ergab ein APA-Rundruf. FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker plädierte indes in der "Kleinen Zeitung" für ein Ende der Amtszeit von Wrabetz.

Windschatten

Für SPÖ-„Freundeskreisleiter“ Heinz Lederer hat hingegen just der aktuelle ORF-Chef das „konziseste“ Bewerbungskonzept für die Wahl-Sitzung am 10. August abgeliefert. Bei anderen sieht er ein „Windschattenfahren“. Zudem fordert er von Weißmann, der als Hauptkonkurrent von Wrabetz gilt, erneut eine klare Distanzierung von politischen Entscheidungsträgern: „Wenn der Kanzlerbeauftragte für Medien, Gerald Fleischmann (ÖVP), Gast in bürgerlichen Freundeskreissitzungen ist, würde ich schon erwarten, dass er sich klarer distanziert.“

Lothar Lockl, den Grünen zuzurechnen, sieht „gute Überlegungen“ in den Konzepten. „Man darf aber nicht vergessen, dass insgesamt viel vom Führungsteam abhängt“, betonte Lock. Dieses müsse ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis und Persönlichkeiten mit Leadershipqualitäten aufweisen.

Die FPÖ-nahe Barbara Nepp sieht bei Weißmann, Totzauer und Prantner „sehr annehmbare Konzepte“, wobei sie auch Wrabetz nicht ausschließen wolle. Nepp wurde vom Publikumsrat in den Stiftungsrat entsandt. Dieser komme in den Konzepten zu kurz, monierte sie.

Etappen

Der bürgerliche „Freundeskreisleiter“ Thomas Zach will „nicht jede Etappe kommentieren.“ Es gebe klare Vorgaben. Bis Freitag um 12 Uhr müssen Bewerber für das nicht-öffentliche Hearing am Tag der Wahl von mindestens einem Stiftungsrat eingeladen werden.

Die ÖVP-nahen Stiftungsräte verfügen mit Unabhängigen über eine Mehrheit im Stiftungsrat. Nach SPÖ, Grünen und Neos will nun auch die FPÖ die Beschickungsregeln, die per Gesetz die Kanzler-Partei bevorzugen, ändern. Hafenecker (FPÖ): „Durch das derzeitige System ist der Stiftungsrat de facto eine Spielwiese der Bundesregierung und momentan durch den Überhang an ÖVP-Stimmen ein reines Sammelbecken für Parteigänger der Volkspartei. Das soll in Zukunft anders werden.“

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