ORF-Premiere von "Auslegung der Wirklichkeit - Georg Stefan Troller"

Georg Stefan Troller: In mehr als 1200 Interviews stellt er Promis, wie Nicht-Promis Fragen über das Sein, die er für sich selbst nicht beantworten kann
Ruth Riesers Film-Porträt zum 100. Geburtstag der Journalistenlegende (So., 23.05 Uhr, ORF2)

Am 10. Dezember feiert der aus Wien gebürtige und in Paris lebende Autor, Drehbuchautor und Fernsehjournalist Georg Stefan Troller seinen 100. Geburtstag. Wenige Tage davor hat Ruth Riesers Film "Auslegung der Wirklichkeit - Georg Stefan Troller" seine TV-Premiere. Am Sonntag (5. Dezember) wird das Filmporträt, zu dessen Österreich-Premiere im Metro-Kinokulturhaus Troller im November extra nach Wien reiste, um 23.05 Uhr in ORF 2 gezeigt.

Ruth Rieser hat den Journalisten für ihren Film in Paris besucht und auf der Suche nach familiären Wurzeln durch Wien begleitet. Erstmals seit seiner Vertreibung 1938 betritt er seine frühere Wohnung und entdeckt im Mobiliar der heutigen Mieter das frühere Bücherregal der Familie und die ihm einst zur Bar Mitzwa geschenkten Bücher. Rieser war auch bei seiner Wiederbegegnung mit Dachau, das er als US-Soldat befreite, an seiner Seite. Zudem hat sie etliche Ausschnitte seiner umfangreichen Arbeit als Fernsehjournalist, der sich in seinen Sendereihen "Pariser Journal" und "Personenbeschreibung" als "Meister der Interviewführung" bewies, zusammengetragen. Man sieht Troller im Gespräch mit William Somerset Maugham (über den er, gibt er zu, "keine Ahnung" hatte), mit Anais Nin, Agnes Varda oder Henri Cartier-Bresson.

"Ruth Rieser hat sehr viel Empfindung für Menschen und für richtige Augenblicke. Man reagiert ja richtig oder gut als Opfer eines Films nur dann, wenn der Mensch, der mit dir einen Film macht, fähig ist, auf dich einzusteigen und dich zu verstehen. Und das konnte Ruth Rieser", sagte Troller im APA-Interview. "Auf diese Art bin ich auch ganz schön aus mir herausgegangen und habe zu meiner Überraschung, als ich es nachher sah, Dinge gehört, von denen ich keine Ahnung hatte, dass ich sie gesprochen habe oder dass ich sie wusste."

Georg Stefan Troller wurde am 10. Dezember 1921 in Wien geboren, emigrierte 1938 nach Frankreich, dann in die USA. 19 Familienmitglieder sind im Holocaust umgekommen. Seit 1949 lebt er in Paris, wo er vor allem mit seiner Arbeit als Fernsehreporter bekannt wurde. Troller hat rund 170 Filme gedreht und an die 20 Bücher veröffentlicht. Sein bisher letztes heißt "Meine ersten hundert Jahre".

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