ORF-Landkrimis: Der eigenbrötlerische Umweg zum Ziel

Keine Konfektionsware: „Der Tote im See“ mit Hofstätter, Hader, Mangold
Die Krimi-Reihe steht für österreichische TV-Identität – und öffnet Türen auf dem deutschen Markt.

Josef Hader, Maria Hofstätter, Thomas Stipsits und Julia Koschitz: Prominent besetztes heimisches Filmschaffen erwartet diese Woche die ORFeins-Seher mit der nächsten Landkrimi-Premiere „Der Tote im See“ und der neuen Stadtkomödie „Geschenkt“ nach Daniel Glattauer (Termine siehe Kasten rechts).

Die „ Landkrimis“, denen im Vorjahr die „Stadtkomödien“ folgten, sind in kurzer Zeit zur Marke mit Zugkraft geworden. Sie stehen aber auch für dramaturgische wie finanzielle Risikofreude. „Zu produzieren, ohne einen Co-Produktions-Partner zu haben, das geht sich für uns bei großen Produktionen eigentlich gar nicht aus“, meint Klaus Lintschinger, verantwortlicher ORF-Redakteur für TV- und Event-Film.

ORF-Landkrimis: Der eigenbrötlerische Umweg zum Ziel

Klaus Lintschinger: „Was der ORF nicht macht, macht keiner“

Gut allein

2013 lag „Steirerblut“, später der erste Landkrimi, auf dem Tisch. „Im Gespräch mit dem damaligen Fernsehfilm-Chef Heinrich Mis darüber entstand die Idee, in jedem Bundesland einen Krimi zu machen – aber anders als etwa die bayerischen Heimat-Krimis“, erzählt Lintschinger. Der Anspruch: Es sollten Filme fast in Kino-Qualität sein, von Autoren und Regisseuren, die man nicht gleich mit Fernsehen assoziiert. Die Kameras sollten an Orten stehen, wo noch nie eine stand und das sollte auch zu hören sein – was eine deutsche Beteiligung ausschloss.

Das Finanzierungsproblem löste Programm-Direktorin Kathrin Zechner „mit der ihr eigenen legendären Überzeugungskraft“ innerhalb der ORF-Führung. Heinrich Mis spendierte noch den Namen der Reihe: „Landkrimi“.

Der Rest ist kuriose TV-Geschichte: Die Landkrimis liefen nicht nur in Österreich – zum Teil sogar im Kino – hervorragend, sondern erregten auch bei Festivals speziell in Deutschland Aufmerksamkeit. Lintschinger: „So etwas kann dort nicht entstehen, weil deren Stoffentwicklung auf klar definierte Anforderungsprofile abgestimmt ist.“

In der Folge wurden viele Landkrimis vom ZDF gekauft und die ARD ist nach dem Erfolg der Steirerkrimi-Ausstrahlung in die Produktion mit eingestiegen. Eben frisch gedreht ist "Steirerkreuz" wieder mit Hary Prinz und Miriam Stein. „Kurioserweise sind wir also über den Umweg des fast eigenbrötlerischen Österreichertums in der Co-Produktion mit deutschen Sendern gelandet.“

ORF-Landkrimis: Der eigenbrötlerische Umweg zum Ziel

Neue Co-Produktion mit der ARD: "Steirerkreuz" Prinz, Stein, Schneeberger

Chancen

„Braunschlag“, Landkrimis usw. – „das hat in Deutschland den Blick auf uns verändert. Das hilft dem ORF bei Co-Produktionen und öffnet österreichischen Kreativen Türen“, so Lintschinger, der lange in Los Angeles u. a. als Produzent („Mindwalk“ mit Liv Ullmann) lebte und auch internationale Co-Produktionen wie derzeit „Liebermann“ betreut. Beispiele sind „Das Boot“ , das bei Sky läuft, der BR-Streifen „Nichts zu verlieren“ von Wolfgang Murnberger mit Georg Friedrich und Christopher Schärf (27.12., ORF2), Barbara Eders internationale Serie „West of Liberty“ oder David Schalkos Serie „M“.

„Wenn das aber nicht der ORF macht, ein anderer Sender macht das nicht. Dann verschwindet die österreichische Farbe aus dem fiktionalen Programm, sowohl was die Inhalte betrifft wie auch von der Macher-Seite.“ Gäbe es aber mehr Geld, da „würde das österreichische Fernsehpublikum schauen, was alles möglich ist“, glaubt Lintschinger.

ORFeins-Sendetermine

OÖ-Landkrimi: „Der Tote im See“ (19. 12.) mit  Josef Hader
St. Pölten-Stadtkomödie: „Geschenkt“ (22. 12) mit Thomas Stipsits, Julia Koschitz
Klagenfurt-Stadtkomödie: „Harri Pinter, Drecksau“ (29. 12.) mit Juergen Maurer, Julia Cencig
Burgenland-Landkrimi:  „Grenzland“ (15. 1.) mit Brigitte Kren

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