Eine, die auszog, „keine Lady“ zu werden: Trautl Brandstaller ist tot

Eine, die auszog, „keine Lady“ zu werden: Trautl Brandstaller ist tot
Die ORF-Journalistin und Buchautorin setzte sich für feministische Themen ein. Sie moderierte u. a. "Prisma" und den „Club 2“.

Trautl Brandstaller arbeitete mehr als  20 Jahre für den ORF und verantwortete mit „Prisma“ das erste Frauenmagazin im deutschsprachigen Fernsehen. 1979 interviewte sie Feminismus-Ikone Simone de Beauvoir und bekam dafür dreißig Minuten Sendezeit. „Mit ihr verliert Österreich eine der renommiertesten Publizistinnen der Zweiten Republik“, kommentierte der langjährige ORF-Informationsdirektor Johannes Kunz. "Mit Trautl Brandstaller verliert der ORF eine prägende Persönlichkeit und eine der ersten Journalistinnen in damals noch stark Männer-dominierten Leitungsfunktionen", hielt ORF-Generaldirektor Roland Weißmann fest.

Vom Mädchengynasium zur Juristerei

Dem feministischen Magazin an.schläge sagte Brandstaller über ihre Zeit im Mädchengymnasium: „Dort hat man uns mit 14  mitgeteilt, wir sollen uns darauf einstellen, dass wir alle mal Ladys werden. Da hab ich lachen müssen: Was soll das? Ich wollte keine Lady werden!“

Eine, die auszog, „keine Lady“ zu werden: Trautl Brandstaller ist tot

Brandstaller beschäftigte sich auch mit europapolitischen Themen

Die am 30. April 1939 in Wien geborene Brandstaller promovierte in  Jus und startete ihre journalistische Laufbahn bei der Agentur Kathpress, bevor sie nach einer Station bei der Wochenzeitung Die Furche die Wiener Leitung des Styria Verlags übernahm. Nachdem sie zum noch jungen Nachrichtenmagazin profil gestoßen war, wurde 1975 der ORF ihre berufliche Heimat. Hier produzierte sie etliche Dokus und moderierte neben „Prisma“ auch  den legendären „Club 2“. Von 1986 bis 1992 leitete sie die Hauptabteilung „Gesellschaft, Jugend und Familie“.
 

 

Bücher und Preise

Zudem hat Brandstaller mehrere Bücher veröffentlicht, darunter erst Ende des Vorjahres "Einsichten. Aussichten - Das Salzkammergut zwischen Faktischem und Anekdotischem" anlässlich der Europäischen Kulturhauptstadt 2024.  

Für ihren Einsatz für feministische Themen wurde sie 2008 mit dem Axel-Corti-Preis ausgezeichnet. Mit dem Dr. Karl-Renner-Publizistikpreis (1968) und dem Fernsehpreis der Österreichischen Erwachsenenbildung (1981 und 1986) wurden ihr weitere renommierte Preise zugesprochen.

Am Neujahrstag ist Trautl Brandstaller im Alter von 84 Jahren gestorben. 

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