"Nobody Wants This" 2: Die RomCom ist erwachsen geworden
Kristen Bell und Adam Brody in der Netflix-Serie "Nobody Wants This".
Das Licht ist perfekt gedimmt, die Dips sind ordentlich angerichtet und endlich sitzen auch alle Gäste am Tisch – die erste gemeinsame Dinnerparty von Joanne und Noah läuft. Eigentlich könnte das Paar den Abend genießen. Wenn da nicht die Sache mit der Religion wäre. Denn Noah hätte als Rabbi gerne eine jüdische Frau – Joanne ist jedoch eine atheistische Sex-Podcasterin. Und wie sich vor den betreten auf die Weingläser starrenden Gästen offenbart, haben die zwei unterschiedliche Vorstellungen, wie sie damit umgehen sollen.
Fans von Romantikkomödien ahnen vermutlich, was als Nächstes kommen könnte: der große Streit. Einer der beiden wird beleidigt von dannen ziehen, später vielleicht unangekündigt beim anderen auftauchen, um sich zu entschuldigen, dort aber ausgerechnet den/die Ex vorfinden. Und es entspinnt sich der nächste Konflikt. Nicht so bei „Nobody Wants This“.
Als die Serie mit Adam Brody und Kristen Bell im vergangenen Herbst bei Netflix gestartet ist, schlugen Millennial-Herzen (und andere) sofort höher: Brody wurde als Seth Cohen in „O.C., California“ Anfang der Nullerjahre zum Teenieschwarm. Bell war etwa zur gleichen Zeit mit der Drama-Serie „Veronica Mars“ erfolgreich, später lieh sie der Erzählerin aus „Gossip Girl“ in der US-Version ihre Stimme. Die beiden als Hauptdarsteller für „Nobody Wants This“ zu besetzen, erwies sich als goldrichtige Entscheidung. Staffel 1 wurde zum Hit – nun ist die Fortsetzung verfügbar.
Da ist die rosarote Anfangsphase von Joanne und Noah vorbei und die beiden müssen sich ihren Problemen stellen. Die sind im Kern unverändert geblieben: Wird Joanne für Noah zum Judentum konvertieren? Oder wird er damit leben können, wenn sie es nicht tut?
Anstatt sich von einem Missverständnis zum nächsten unausgesprochenen Bedürfnis zu hangeln, wie es bei Paaren in RomComs sonst meist der Fall ist, tun Joanne und Noah jedoch etwas, das man aus diesem Genre nicht gewohnt ist: Sie reden miteinander.
Dramatische Szene
Streits wie jener bei der Dinnerparty entwickeln sich nicht zur großen Katastrophe. Stattdessen sprechen Joanne und Noah offen und reflektiert über ihre Gefühle, bemühen sich und entschuldigen sich gegebenenfalls. „Nobody Wants This“ ist nicht frei von Genre-Klischees, löst aber vieles anders auf. Eine dramatische Szene, in der sich die beiden verzweifelt hinterherlaufen (wer ruft schon einfach an?), darf aber auch hier nicht fehlen.
Sasha (Timothy Simons) und Morgan (Justine Lupe) in Staffel 2 von "Nobody Wants This".
Neben der Beziehung von Joanne und Noah wird auch die Dynamik zwischen Joanne und ihrer Schwester Morgan (Justine Lupe) näher beleuchtet. Noahs Bruder Sasha (Timothy Simons) und dessen Frau Esther müssen sich fragen, ob sie ihre Ehe noch retten können. Seth Rogen hat einen unterhaltsamen Gastauftritt als etwas zu entspannter Rabbi, Brodys Ehefrau Leighton Meester als aufgedrehte Influencerin.
Dass die Serie in ihrer zweiten Staffel insgesamt „more of the same“ bietet, kann man verzeihen. Denn „Nobody Wants This“ ist endlich eine RomCom, in der es nicht um das Romantisieren von toxischen Beziehungen geht. Stattdessen ist das Ideal hier eine gesunde Beziehung. Scheint, als wäre die RomCom in „Nobody Wants This“ erwachsen geworden.
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