Neues ORF-Format für Kinder: Auf Du und Du mit dem eigenen Körper
Am Set in einem großzügigen Haus mit Garten in Wien Liesing ist gerade Pause. Während die einen zu Mittag essen, heißt es für die Protagonisten der neuen Kindersendung „Das Wunder DU“: Fotoshooting mit Hirn und Auge.
Thomas Brezina, der das Format entwickelt und geschrieben hat, dirigiert den Fotografen und dreht das Augenmodell aus Plastik so lange, bis es in seinen Augen die interessantesten Details zeigt.
Ob er ein Perfektionist sei?
„Es geht nicht um Perfektion, es geht um Qualität“, sagt Brezina, der seit mehr als dreißig Jahren Kindersendungen („Tom Turbo“, „Forscherexpress“) gestaltet.
Am 23. Mai fiel die erste Klappe für die 13-teilige Serie, die eine Entdeckungsreise zum menschlichen Körper bieten soll. Kinderchirurg und Comedian Omar Sarsam und die „Hallo Okidoki“-Moderatorin Melanie Flicker führen durch die Sendung.
Lernprozess
Sarsam fand es „von Anfang an total cool, dass wir Kindern – aber hoffentlich auch Erwachsenen – etwas Spannendes wie den menschlichen Körper näher bringen können“. In Zeiten, in denen Kinder sich viele Infos aus dem Netz holen, wolle man unterhalten und gleichzeitig Wissen vermitteln – „mit dem fachlichen Hintergrund eines Riesen-Expertenteams“, sagt er. Es sei auch für ihn ein Lernprozess. „Ich habe gelernt, dass es etwas ganz anderes ist, etwas zu wissen, als dieses Wissen zu vermitteln.“
Einer der Schauplätze ist Sarsams Ordination, die fürs Fernsehen noch etwas bunter gestaltet wurde. „Aber ich erkenne die Ordi wieder, und einen Teil der neuen Deko werde ich behalten“, sagt er.
Melanie Flicker findet es „wunderschön, dass es meine Aufgabe ist, alles auszuprobieren und zu testen. Ich bin auch im echten Leben sehr neugierig und habe ganz viele Fragen. Und einige davon werden jetzt beantwortet.“
Ebenso neugierig und wissbegierig seien die Kinder, die in der Sendung experimentieren können und Ratespiele absolvieren. Flicker selbst legt sich zum Beispiel in ein Schlaflabor. „Und ich hab’ noch einen Termin bei einem Neurologen.“
„Melly lässt ihr Gehirn transkraniell magnetisch stimulieren. Ich habe mich das nicht getraut“, sagt Sarsam. „Dafür setze ich mich im AKH aufs Ergometer und schau’ mal, was meine maximale Leistung ist. Zum Glück hängt daneben gleich ein Defi“, scherzt Sarsam, der auch einen Radiologen und eine Augenärztin besucht.
„Wir zeigen, was Körper alles können“, sagt Flicker. „Aber weil es primär an Kinder gerichtet ist, soll es nicht wertend sein“.
Übersteigertes Leistungsdenken wolle man nicht fördern. Manche Organe würden aber tatsächlich Spitzenleistungen vollbringen, meint Sarsam: „Ich finde, allein die Niere hätte sich eine ganze Staffel verdient.“ Er finde auch Sachen, „die für mich als Arzt selbstverständlich sind, trotzdem noch einmal spannend, wenn sie so beleuchtet werden wie hier“.
Beleuchtet wird der menschliche Körper in der Sendung mithilfe von verschiedenen bildgebenden Verfahren – via Ultraschallgerät oder Röntgenstrahlen.
Kapsel mit Kamera
Die Reise führt auch ins Innere des Körpers – mittels Kapselendoskopie. „Unglaublich toll“ findet Flicker die Kapsel, die Kollege Sarsam für dieses Experiment geschluckt hat. „Die ist mit einer Kamera bestückt, damit man sieht, was im Magen drin ist. Omar hat dann Buchstabensuppe und Gummibärli gegessen. Kleiner Spoiler: Man sieht sie!“
„Die Kapsel blinkt und blitzt“, erzählt Sarsam – sogar, nachdem sie einige Tage später den Körper wieder verlassen hat.
Manchmal werde am Set auch geblödelt, berichtet er.
Humoristische Pointen werde er in der Sendung aber nicht liefern, sagt der Comedian. „Es soll nicht übertrieben humorig sein, aber dennoch lustig und menschlich. Vor allem will ich mich nicht lustig machen über Körper und Gesundheit. Mein Respekt vor den Leistungen des menschlichen Körpers ist da zu groß.“
Flicker hofft, „dass sich auch Familien das gemeinsam anschauen. Ich glaube, dass der menschliche Körper fast jeden interessiert oder vielleicht sogar fasziniert. Jeder hat einen, aber man sieht normalerweise nicht hinein.“
Vor dem Ende der Drehpause gehen auch die beiden noch schnell Mittag essen. Aber keine Buchstabensuppe
Star-Autor Brezina über digitales ORF-Kinderprogramm und 15 Jahre „Okidoki“
„Das Wunder DU“ wird ab Herbst im „Okidoki“-Wochenendprogramm auf ORF 1 und in Folge im neuen digitalen ORF-Kinderangebot zu sehen sein.
KURIER: Was ist neu an diesem TV-Format?
Thomas Brezina: Es gab vor vierzig Jahren „Es war einmal ... das Leben“, aber das war Zeichentrick. Nein, das ist neu. Es wird der menschliche Körper als das Wunder gezeigt, das er darstellt. Man kann viel darüber reden, wie wichtig Gesundheit ist. Aber wir nehmen sie erst dann wichtig, wenn wir einen Bezug dazu haben und entdecken, was für ein Wunder der Körper ist.
Werden auch Themen wie Sexualität angesprochen?
Nach derzeitiger Planung nicht. Vor allem, weil es dazu notwendig ist, das Kind persönlich anzusprechen. Das sind Themen, die in der Familie oder im Unterricht sehr gut gemacht werden können. Da gibt es Ansprechpersonen, die darauf reagieren können, wie das Kind reagiert.
„Okidoki“ wird heuer 15 Jahre alt. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus?
Das Ziel war, Kinderprogramm mit einem sehr hohen Anteil an Eigenproduktionen zu gestalten, das sich am Wochenende gegen private Kinder-Vollprogramme durchsetzen kann. Im letzten Halbjahr waren wir die Nummer eins in diesem Segment in Österreich, und mehr kann man sich nicht wünschen.
Das ORF-Kinderprogramm soll ins digitale Zeitalter übergeführt werden. Eine überfällige Entwicklung?
Ja, das ist längst überfällig. Wir arbeiten dafür, seit es „Okidoki“ gibt. Es war immer die Idee, gute Sendungen zu machen, die repertoiretauglich sind und die du öfter zeigen kannst. Zum Glück kommen dafür jetzt endlich die nötigen Rahmenbedingungen.
Kommentare