Vom Tech-Mitarbeiter zum Tantra-Lehrer: ORF zeigt ungewöhnliche Karrierewege

Nadin Menzer und Bernhard Semmler sitzen sich bei einem Tantra-Workshop im Schneidersitz gegenüber.
Das Format „Neuer Job – Neues Leben“ (morgen, Mittwoch, 21.05 Uhr, ORF1) porträtiert Menschen, die einen beruflichen Neustart wagen.

Wer hat sich nicht schon mal vorgestellt, alles hinzuschmeißen, auszusteigen, neu anzufangen?

Wie es jenen geht, die diesen Schritt tatsächlich machen, zeigt das neue ORF-Format „Neuer Job – Neues Leben“ (ab morgen, 1. Oktober, 21.05 Uhr, ORF 1). „Uns hat interessiert, was Leute dazu bewegt, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und ihr Leben neu aufzustellen – mit allen Konsequenzen“, erzählt Simon Schennach, Gestalter der ersten beiden Episoden.

Zum Auftakt wird der ehemalige Krankenpfleger Simon Müllner begleitet, der sich in eine Winzerin verliebt und seither beruflich ganz dem Weinbau verschrieben hat. Ebenfalls mit dabei ist die Innsbrucker Lehrerin Maria Radziwon, die mit ihrer Familie auf einen Bauernhof im Kärntner Mölltal gezogen ist. Und der Ex-Tech-Mitarbeiter Bernhard Semmler, der gemeinsam mit seiner Partnerin Nadin Menzer Tantra-Workshops anbietet.

Die Beweggründe für die Karrierewechsel sind unterschiedlich: Mal ist es die Liebe, mal ein Ortswechsel. In den kommenden Episoden von „Neuer Job – Neues Leben“ gebe es aber auch Geschichten von Menschen, „die das Schicksal dazu gezwungen hat, sich beruflich zu verändern – etwa durch Krankheit oder den Tod einer nahestehenden Person“. In der zweiten Folge geht es etwa um eine Frau, die das Hotel ihres Vaters übernehmen wollte. Seit einem Unfall ist sie querschnittsgelähmt, entdeckte in der Therapie das Malen für sich und arbeitet nun als Designerin.

Simon Müllner bei der Arbeit zwischen den Weinreben.

Simon Müllner sattelte vom Krankenpfleger zum Winzer um.

Ans Eingemachte

Zwölf Porträts sind entstanden, die in den vier von Schennach und seiner Kollegin Katharina Kunisch gestalteten Episoden zu sehen sind. „Auch wenn am Anfang bei manchen etwas Nervosität da war, haben sich eigentlich alle sehr geöffnet. Ich war überrascht, wie ehrlich sie über ihr Leben sprechen.“ Bei schweren Schicksalsschlägen sei es in den Interviews „durchaus auch ans Eingemachte gegangen“.

Beeindruckt habe Schennach, „wenn Leute ihren sicheren Hafen verlassen und sich in ein völlig anderes Berufsfeld stürzen. Dass sie bereit sind, neu zu beginnen, auch wieder Anfängerfehler zu machen, obwohl sie eigentlich ein etabliertes Leben hatten.“

Die dazugehörigen Hürden werden offen thematisiert, die Protagonistinnen und Protagonisten hätten „zum Teil mit viel Selbstironie darüber gesprochen. Zum Beispiel der Tantra-Lehrer, der sich beim Amt offiziell als Sex-Worker deklarieren muss. Oder der junge Winzer, der einen Unfall gebaut und eine Traktortür geschrottet hat.“

Maria Radziwon steht vor ihrem Bauernhof in Mörtschach.

Von der Lehrerin zur Bäuerin: Maria Radziwon.
 

Mist und Dreck

Letzterer gesteht in der Sendung auch, dass er den Umstieg von seinem geregelten 30-Stunden-Job in die arbeitsintensive Selbstständigkeit anfangs „nicht leiwand“ gefunden habe. Bäuerin Maria Radziwon berichtet ehrlich von der zeitweise angespannten finanziellen Situation. Ihr Mann Darek erzählt, dass seine Mutter nach wie vor nicht verstehen könne, warum man ein Leben am Bauernhof wolle – „mit Mist und Dreck“. In die Zukunft blicken trotz Herausforderungen dennoch alle optimistisch.

Es wäre „natürlich spannend, die Leute in zwei Jahren noch mal zu besuchen und zu sehen, ob die Veränderung Früchte getragen hat“, so Sendungsmacher Schennach. Und ist die Beschäftigung mit den vielen beruflichen Neustarts ansteckend? „Den aktuellen Wunsch nach baldiger Veränderung habe ich nicht. Aber ich habe gesehen, dass man sich drüber trauen kann. Der Mut dieser Menschen ist inspirierend.“

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