Neue Amazon-Comedyshow: „Das ist das Line-up of Hell“

Seriöser Politiker als Pointenschleuder: Karl Lauterbach (SPD, mittlerweile Gesundheitsminister) und sein Coach Hazel Brugger
Prime Video startete das vielsprechende neue Comedy-Format „One Mic Stand“. Spitzencomedians coachen Promis aus anderen Sparten und holen den Komiker aus ihnen heraus.

Karl Lauterbach ist überrascht. Im Backstagebereich der neuen Show „One Mic Stand“ fragt er Comedian Hazel Brugger: „Und ich bin dann dein Sidekick?“

Brugger: „Nein, du bist der Main Act.“

Wenige Minuten später steht der SPD-Politiker (mittlerweile Gesundheitsminister) im flirrenden Scheinwerferlicht und wird bejubelt wie ein, ja, Comedystar. Sein Eröffnungsgag: „Ich bin die Person, die Ihnen jetzt eineinhalb Jahre lang alles verboten hat, was Spaß macht. Ich bin daher wie Ihre Mutter, nur ohne das gute Essen.“

Brugger bezeichnet er als seine „Lehrmeisterin im Comedygewerbe“. Denn das Konzept der fünfteiligen Serie auf Prime Video sieht vor, dass Spitzencomedians Prominente aus anderen Sparten so weit coachen, dass sie mit einem Mikro auf einer Comedybühne bestehen können.

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Michael Mittermeier coacht Motsi Mabuse

Hardcore

Einer der Coaches ist Michael Mittermeier. Er arbeitete mit Tänzerin und „Let’s Dance“-Jurorin Motsi Mabuse. „Die Basis war einfach“, sagt er im Interview. „Sie hat ihre Geschichten erzählt. Zum Beispiel von Südafrika aus in die deutsche Provinz zu kommen und zu sagen: Ich tanze mich hier nach ganz oben. Wir haben uns dann überlegt, wie man daraus Nummern machen könnte. Mir war wichtig, dass das von Motsi kommt.“

Zuerst muss sich Mabuse auf einem Bühnenwagen vor Zoobesuchern bewähren. Bei diesen zünden ihre Pointen nicht. „Das war schon Hardcore“, sagt Mittermeier. „Wenn du das stehen kannst, dann lernst du so viel. Du musst mal diese Härte durchmachen. Ich dachte schon, dass die ein bisschen Stimmung machen. Das war aber ganz und gar kein Selbstläufer. Die waren echt gnadenlos.“

Weswegen sein Schützling dann auch beim großen Auftritt „wirklich extrem aufgeregt“ gewesen sei, berichtet der Comedy-Profi. „Obwohl sie ein Star ist, und auch in England vor Millionen Fernsehzuschauern spricht. Aber es ist halt doch anders, wenn du Stand-up machst. Und davor hatte sie Ehrfurcht wie alle anderen auch“. Er sei „natürlich auch mega aufgeregt“ gewesen, sagt er. „Tief in mir drin dachte ich: Die macht das schon. Aber dass sie da so abgezockt ist auf der Bühne … Die steht da oben, als ob sie schon 50 Stand-ups gemacht hat. Aber es gab davor keinen, außer dem in dem tollen Wagen vor den Menschen, die vor Tieren standen.“

Ebenso null Comedy-Erfahrung hatte das Victoria’s-Secret-Model Lorena Rae. Sie stellte sich der Herausforderung und wurde dabei von Torsten Sträter begleitet. Spätestens seit seinem Sieg bei „LOL – Last One Laughing“ (ebenfalls Prime Video) ist der Comedian als abgebrühter Typ bekannt, der schwer aus der Fassung zu bringen ist.

Vor Raes Auftritt sei er aber „vollkommen fertig mit der Welt“ gewesen. „Ich selbst würde mich in so einer Situation ja viel mehr blamieren. Ich habe zwar kein Problem mit Blamagen, aber das muss ja nicht unbedingt in so einer supertollen Produktion sein. Und dann saß auch noch Teddy (Moderator Tedros Teclebrhan, Anm.) neben mir und hat mich ein bisschen liebevoll aufgezogen. Da war ich mit den Nerven am Ende.“

Was sich aber schlagartig änderte. Sträter erzählt: „Und dann kam sie auf die Bühne und ich wusste innerhalb von einer Minute: Die peitscht das brutal durch. Das sind diese Profis. Ich glaube, wenn man zu ihr gesagt hätte: ’In drei Tagen musst du wissen, wie man Laminat verlegt’, auch das hätte sie hingekriegt.“

Nackt

Neue Amazon-Comedyshow: „Das ist das Line-up of Hell“

Das Model und der Sträter: Lorena Rae mit dem „LOL“-Gewinner Nr. 1

Die 28-Jährige sagt selbst: „Ich bin es ja gewohnt, halbnackt auf Unterwäsche-Shows aufzutreten, mich aber auf diese Art und Weise nackig zu machen bin ich nicht gewohnt. Es geht ja wirklich darum, viel von sich persönlich preiszugeben. Und das war eine ganz andere Aufregung. Aber ich muss sagen, ich bin sehr froh, dass ich es gemacht habe, und ich würde es immer wieder machen.“

Bei ihrem Stand-up spricht sie auch unangenehme Dinge an, wenn Männer etwa „Dick Pics“ an Frauen verschicken. Rae sagt dazu: „Frauen, die es betrifft, haben oft nicht die Möglichkeit, das öffentlich anzusprechen, oder sie trauen sich nicht. Und wenn man sich über solche Männer lustig macht und mit einem ernsten Unterton sagt: ’Hey Leute, das ist total uncool!`, dann ist es vielleicht für andere Frauen einfacher zu sagen: Ja, stimmt.“

Dass Streamingportale wie Amazon ihr Geld in neue Comedy-Formate investieren – „One Mic Stand“ kommt ursprünglich aus Indien – findet Sträter „total super“, „ich bin mir sicher, dass Loriot, würde er noch leben, ebenfalls auf Netflix oder Amazon unterwegs wäre, um da ungestört in epischer Länge ohne Unterbrechung durch Werbespots seine Sachen zu machen“, das bringe „kreativen Freiraum“.

Mittermeier zeigt sich ebenso begeistert, vor allem vom Coachingteam, das von Harald Schmidt und Teddy Teclebrhan komplettiert wird: „Ich mein’: What the Crack? Das ist das Line-up of Hell! Und da steckt noch ganz viel drin in dem Format, viele tolle Paarungen. Ich glaube, die Leute werden großen Spaß dran haben.“

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