"007" war schon vergeben
Gentrys Kampfname ist schlicht „Six“. Ein kleines Mädchen, auf das er aufpassen soll, fragt ihn, warum er so einen seltsamen Namen trägt. Seine Antwort: „007 war schon vergeben.“
„The Gray Man“, basierend auf den Romanen Mark Greaneys, wirkt wie der Versuch, eine US-amerikanische Bond-Reihe auf die Beine zu stellen. Gosling – wie üblich mit Schlafzimmerblick – wird definitiv mit den dazu passenden Sprüchen ausgestattet, dazu mit brutaler Härte. Am Charme wird man noch etwas arbeiten müssen.
Zum Bond-Schema gehört auch, dass ein exotischer Schauplatz den nächsten jagt. Bangkok, Baku, dann die Türkei. In deren Luftraum zerlegt „Six“ eine Hercules-Maschine, weil ihn die Besatzung, die ihn eigentlich sicher nach Europa bringen sollte, plötzlich töten will. Überhaupt sind ihm gefühlt sämtliche Profikiller der Welt auf den Fersen, weil er hochbrisante Daten in Händen hält.
Großer Bahnhof am Ring?
Der Umweg führt den Gejagten nach Wien, wo er nur kurz verschnaufen kann. Zu Gesang der Sängerknaben fliegt die Kamera über die Innenstadt. Man staunt, dass unmittelbar neben der Ringstraße ein Großbahnhof liegt. CGI macht’s möglich. Der Bahnhof sieht zudem verdächtig nach dem Prager Hauptbahnhof aus.
Auch ein „Hundertwasserhaus“ liegt hier verdächtig nah beim Kunsthistorischem Museum. Dort kommt es zum ersten Showdown mit dem schnauzbärtigen Oberbösling (schräg und manieriert: Chris Evans), der davor noch sagt: „Jemand Lust auf Tafelspitz?“
Kulinarisch sind sie schon mal gut ausgebildet, die neuen Superagenten auf Netflix. Auch an temporeicher, großartig inszenierter Action fehlt es nicht. In Prag wird etwa bei einer Verfolgungsjagd mit Straßenbahn die halbe Innenstadt auseinandergenommen.
Freddie und Ken
Der Mischmasch an (pop-)kulturellen Zitaten ist freilich etwas eigenwillig - wohl nicht nur für gelernte Österreicher. Denn warum ein gnadenloser Killer (Evans) wie ein Abziehbild von Freddie Mercury aussehen muss, ist schwer nachvollziehbar.
Dafür wird Gosling, der sich über Evans' "Pornobalken" lustig macht, im Film einmal eine "Ken-Puppe" genannt. Eine Anspielung auf seine Rolle in Greta Gerwigs noch unveröffentlichten "Barbie"-Film. Das ist dann doch auch lustig.
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