Im Grunde handelt es sich bei Michael „Mike“ Weber und Engelbert Breitfuß um Unsympathler. Dorfer beschreibt die beiden als zwei stereotype Personen, die in ihrer Unterschiedlichkeit doch etwas gemeinsam haben: „Einen Opportunismus, wo man sagt: Ich richte mich immer nach dem kleinsten möglichen Widerstand. Der eine bewältigt das halt mit Akribie und der andere mit Nonchalance. Der Weber vermittelt wahrscheinlich dieses Gefühl, sich auf gut Wienerisch nichts zu scheißen und sich dennoch irgendwie durchzuwurschteln. Das ist ein Faszinosum.“ Die beiden seien „Menschen, die ihre Schwächen nicht großartig zu verbergen versuchen. Der eine ist manchmal eine dumpfe Seele und der andere ist halt ein kleiner Spießer. Ich denke, da versammelt sich schon viel – gemischt mit Arbeitsvermeidung.“
Düringer erklärt den Erfolg so: „Ich glaub’, dass die beiden nahe dran sind an den Menschen, wie sie draußen in der freien Wildbahn auch sind. Das heißt, jeder kennt einen Breitfuß, jeder kennt irgendwo einen Weber. Das sind Typen, die es in unterschiedlichen Schattierungen gibt. Und vielleicht ist das Geheimnis, warum das Kult ist, weil die als Menschen gesehen werden und nicht als Schauspieler, die sich über irgendwas lächerlich machen.“
Das gelte für „MA 2412“ genauso wie für die Kultkomödie „Muttertag“ (1993). Er habe einmal mit einem Polizisten darüber getratscht, erzählt er. „Der hat gesagt: ,Wir kennen das alles. Im Nachtdienst wurde immer eine VHS-Kassette eingelegt, das ist die ganze Zeit gelaufen. Wir reden wie ihr. Wenn ein Blödsinn passiert, sagen wir ,I war’s ned ...!‘. Wenn die WEGA eine Tür auftritt, und es ist dahinter nix, sagen wir: ,Wir haben nur g’schaut.‘“ Düringer schließt daraus: „Wir haben damals Dialoge gemacht, die die Menschen im Alltag einbauen. Das ist mehr, als sie nur gesehen zu haben, sondern Teil ihrer Geschichte.“
In den neuen Revival-Folgen lassen Weber und Breitfuß die heruntergekommenen Amtsräumlichkeiten hinter sich. „Die Figuren sind das, was ,MA 2412‘ ausmacht, nicht, dass es in einem Amt spielt“, sagt Düringer. „Als Kind habe ich Stan & Ollie geliebt oder Bud Spencer und Terence Hill. Das Konzept war: Die sind immer gleich, ob die in der Fremdenlegion waren oder auf hoher See, ob die im Wilden Westen sind oder Polizisten, ist vollkommen wurscht.“
Die Idee für die Fortsetzung „Weber & Breitfuß“ war, die beiden nun jedes Mal in eine neue Situation zu verpflanzen, in den ersten beiden Folgen in eine Rehaklinik und auf einen Filmdreh (siehe rechts). Die Filme mit jeweils abgeschlossener Handlung sollen nur halbe Spielfilmlänge haben, mehr würden die Figuren nicht tragen, wie der Kinofilm „MA 2412 – Die Staatsdiener“ (2003) vor Augen geführt habe, gibt Dorfer zu.
Über das Altern der Figuren sagt er: „Das wird plötzlich ein Thema für die beiden, für den Weber natürlich mehr. In seinen Vierzigern war er einer, der sich für einen ganz tollen Hecht gehalten hat. Das tut er zwar immer noch, aber der Response lässt nach. Der Running Gag beim Weber ist jetzt, dass er immer was versucht, aber es funktioniert nicht mehr.“
Noch dazu sei er einem Anpassungsprozess unterworfen, „weil sich das Männerbild in den letzten zwanzig Jahren verändert hat und man viele Dinge heute nicht mehr so sagen kann wie damals.“
Der lebende Blondinenwitz, Frau Knackal, war ursprünglich im neuen Konzept überhaupt nicht vorgesehen, weil sie „mit dem Amt verhaftet ist“, sagt Düringer. Es sei aber ein Wunsch der damaligen ORF-Programmdirektorin Kathi Zechner gewesen, die Sekretärin mit der Pieps- stimme einzubauen. „Wir haben daher einen Kunstgriff gewählt“, erläutert Düringer. „Die Figur kommt vor, nur ist sie wer anderer. Und die beiden meinen, sie von irgendwoher zu kennen.“
Als großes Licht wird die von Monica Weinzettl verkörperte Frauenfigur weiterhin nicht gezeichnet, aber Düringer verteidigt sie: „Deppert war die Knackal ja nie. Die steigt aus jeder Nummer eigentlich gut aus. Die Depperten sind die zwei.“
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