Zwölf Ideen
Nach diesem Erweckungsmoment entwickelten die beiden zwölf Geschichtenideen. Zwei werden nun umgesetzt, die Bücher schrieben Düringer und Dorfer gemeinsam im lockeren Ping-Pong-Verfahren. Da sie einander seit der Schauspielschule kennen, funktioniere der Austausch traumwandlerisch.
„Die Basis der Geschichten sind immer die Figuren“, meint Düringer. „Und daher sind wir in der glücklichen Lage, dass wir unabhängig voneinander an dem Ding schreiben können und du liest nicht heraus, wer was geschrieben hat. Weil ich den Herrn Weber genauso verstehe wie der Fred den Herrn Breitfuß versteht.“
Aber das Wichtigste bei einer Komödie steht offenbar ohnehin nicht in einem Drehbuch, denn Düringer sagt: „Wuchteln schreibt man ned, Wuchteln spielt man.“ Man müsse die Figuren einfach ernst nehmen. „Gute komödiantische Figuren wollen nicht lustig sein, die haben ein Anliegen. Der Witz entsteht nicht dadurch, was sie sagen, sondern dadurch, wie sie miteinander umgehen“, sagt Düringer. In der TV-Unterhaltung beobachte er oft den Fehler, bewusst lustig sein zu wollen. Er selbst sehe sich „nicht als Gagschreiber“.
Die Ausgangssituation bei der Neuauflage (ohne eingespielte Lacher) beruht darauf, dass Weber und Breitfuß von der Ministerin in den Ruhestand geschickt worden sind. Und zwar in jenem Alter, das Dorfer (60) und Düringer (58) gerade wirklich erreicht haben, betont Dorfer. Die Figuren seien mit ihnen gemeinsam gealtert. Das „Damoklesschwert“, das über den Frühpensionierten schwebe, sei die Möglichkeit, zu Sozialdiensten einberufen zu werden. Die Grundprämisse ist laut Düringer aber: „Wir sehen uns nie wieder.“
Das gelingt trotz aller Vermeidungsstrategien freilich nicht, und so treffen die zwei etwa zufällig in einer Reha-Klinik aufeinander, der eine in der Luxusabteilung (Weber), der andere in der Holzklasse (Breitfuß). Im zweiten Special wirken sie als Komparsen beim selben fiktiven Gruselfilm mit, diese Szenen wurden auf Burg Hardegg (NÖ) gedreht.
Die Ausstrahlung auf ORF1 ist für 2023 geplant. Falls der ORF sich aber zu einer richtigen Filmreihe entschließen sollte, wolle man diese mit mehreren Regisseuren umsetzen, meinen die beiden Komödianten – damit „von außen“ neue Ideen kommen.
Bei Teil 1 und 2 führte aber der bewährte „MA 2412“-Regisseur Harald Sicheritz Regie. Dieser sieht sich im Pressegespräch als „Geburtshelfer“ und die Figuren gut gealtert: „Menschen wie den Herrn Weber und den Ingenieur, die gibt’s ja noch immer.“ Der Regisseur verspricht, dass die nun älteren Charaktere auch äußerlich „recht lustig“ rüberkommen. Weil: „Der Vokuhila in Weiß is’ ned schlecht“, meint er mit einem Lachen.
Sicheritz habe bei den Dreharbeiten wieder einmal gelernt, „wie extrem wichtig und gesund es im Leben ist, wenn man genuin deppert sein kann“. Wenn Düringer mit der Zombiemaske um die Ecke komme, und Dorfer als Vampir, „dann geht’s einmal am Set wirklich nicht weiter.“
Die MA 2412, das berüchtigte Amt für Weihnachtsdekoration, spielt nun keine Rolle mehr, somit ist auch der Weihnachtsmann „Herr Claus“ Geschichte. Die Frau Knackal (Monica Weinzettl), der lebende Blondinenwitz aus der Sitcom, kommt nur zu Gastauftritten. Was aber nicht daran liege, dass man Sexismusvorwürfen ausweichen wolle.
Wenig Mut
„Diese Figuren kann man nicht politisch korrekt machen, das geht nicht“, meint Düringer. Auch Dorfer sieht wenig Adaptierungsbedarf. "Die Figuren können das ja, weil die sind ja nicht so", sagt er. "Es gibt ja keinen Weber oder Breitfuß, der - übrigens wie die Mehrheit in diesem Land - versucht, sich anzupassen." Die beiden seien da "ziemlich unberührt". Er betrachtet Fragen der Political Correctness als "eine Schichtdebatte" und meint: "Menschen, die im Supermarkt sitzen oder täglich pendeln, haben komplett andere Sorgen."
Düringer ortet generell Mutlosigkeit im Fernsehen, „alles wird hysterischer, alles wird ängstlicher, dass man etwas falsch macht, dass man in ein Fettnäpfchen tritt.“ Dass der ORF auch deshalb vorerst nur zwei Ausgaben von „Weber und Breitfuß“ bestellt hat, will er nicht ausschließen.
Er und Dorfer können sich vorstellen, dass quartalsweise an besonderen (Feier-)Tagen weitere Ausgaben laufen. Ein drittes Drehbuch existiert jedenfalls bereits.
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