Literaturkritik: Die Rückkehr des toten Polizisten

Literaturkritik: Die Rückkehr des toten Polizisten
Er liebte Wagner und Glenfiddich. Colin Dexters Held Inspector Morse versucht ein Comeback.

„Warum haben Sie Inspector Morse umgebracht?“, wurde Colin Dexter nach dem 13. und letzten Krimi gefragt, 1999 war das.

„Das habe ich nicht. Inspector Morse ist eines natürlichen Todes gestorben. Seine Leber war in einem schlechten Zustand, und seine Lunge war nicht schön. Es war von Anfang an klar, dass er schlechte Karten hatte.“

Inspector Morse, Dexters Held, war schwerer Diabetiker und ein sturer Kauz. Ale und Single Malt Whisky trank er bis zum Schluss. Geraucht hat er bis zum Schluss ... und Richard Wagner gehört, aber gut, das war das am wenigsten Gefährliche.

Eine „Auferstehung“ wie bei Sherlock Holmes konnte es nicht geben.

In der TV-Verfilmung – sieben Staffeln, in England ein Straßenfeger – ließ man Morse spektakulärer an einer Herzattacke sterben.

John Thaw, der ihn in 38 Filmen spielte, starb kurz danach an Krebs.

Literaturkritik: Die Rückkehr des toten Polizisten

Colin Dexter:
„Eine Messe für all die Toten“
Unionsverlag.
250 Seiten.
13,40 Euro.

Unartiges

Der Schweizer Unionsverlag bemüht sich zurzeit, die „old fashioned“ Kriminalromane Colin Dexters (1930–2017) einem neuen Publikum zugänglich zu machen. Die ersten zwei Taschenbücher sind in überarbeiteter Übersetzung soeben erschienen.

Könnte ja durchaus sein, dass man das schnelle Thrillern irgendwann satt bekommt. Auch war Colin Dexter kein Fan von Krimis, die sich wie Handbücher der Psychologie lesen.

Der Engländer mochte Agatha Christie und ließ mitraten, wer der Mörder ist. Man hört dem Kriminalpolizisten der Mordkommission Oxford beim Denken zu. Man sieht, wie er das Puzzle vervollständigt (aber erst nach mehreren Versuchen, damit sich die Leser nie sicher sein können).

Und immer alles mit der Ruhe; und immer schön sprechen! Hat jemand Lust auf Sex, so sagt er selbstverständlich: „Ich wünschte, wir könnten etwas Unartiges tun.“

Dexter war Universitätslehrer für Latein und Griechisch in Oxford. Während eines langweiligen, weil völlig verregneten Urlaubs 1973 in Wales fing er an, Fall eins für Morse zu entwerfen. Damals lernte er, sich keine großen Gedanken über den ersten Satz zu machen. Sondern einfach „drauf los zu schreiben“.

Damit sei die halbe Arbeit bereits erledigt.

Dexter war Morse ähnlich, was Wagner und Glenfiddich betraf. Und „verschlüsselte“ Kreuzworträtsel (cryptic crosswords) hatten beide gern. Also nicht „Kurzform von Kenneth“, sondern eher: „Wild wie ein MonsSter“ (= UngeStuem). Colin Dexter war mehrmals nationaler Champion.

Literaturkritik: Die Rückkehr des toten Polizisten

Colin Dexter:
„Zuletzt
gesehen in
Kidlington“
Unionsverlag.
317 Seiten.
13,40 Euro

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