"Die Schwimmerinnen" auf Netflix: Sprung in kalte Gewässer

von Lisa-Lena Tritscher
Eine Sternschnuppe? „Das ist ein Engel, der seine Zigarette wegwirft aus Angst, dass Allah ihn beim Rauchen erwischt“, sagt Sarah Mardini über eine Sternschnuppe, als sie und ihre Schwester auf die Überfahrt nach Lesbos warten und in den Himmel schauen. Wenig später droht dieses Boot wegen Überfüllung am offenen Meer zu sinken. Die beiden Schwestern springen über Bord, verbringen Stunden im kalten Wasser und ziehen das Boot an Land. Alle Insassen werden gerettet.
Der Film "Die Schwimmerinnen", seit dieser Woche bei Netflix zu sehen, beruht auf einer wahren Geschichte, Regie führte die walisisch-ägyptische Filmregisseurin Sally El Hosaini. Im Zentrum steht die Flucht zweier Schwestern von Damaskus nach Berlin.
Zuhause in Damaskus führen sie ein normales Leben. Sie gehen in Clubs, treffen Freunde und werden von ihrem ehrgeizigen Vater für Schwimmwettkämpfe trainiert. Das Ziel: Olympia.
Schockierende Normalität
Doch inmitten dieser behüteten Welt fallen die Bomben des Bürgerkrieges und die beiden müssen flüchten. Das Drama zeigt den riskanten Weg über die Türkei, Griechenland, Ungarn und Berlin schonungslos und detailliert.
Für den Zuschauer erschütternde Details – die Protagonistinnen werden beispielsweise von damaszenischen Soldaten bei einer Routinekontrolle begrapscht – werden von den Schwestern fast schon als alltäglich und normal wahrgenommen und wirken daher umso schockierender.

Zwei Schwestern spielen zwei Schwestern
Die beiden libanesischen Schwestern Manal und Nathalie Issa spielen überzeugend und natürlich die beiden Schwestern Yusra und Sarah Mardini, die nach einer lebensgefährlichen Flucht voller Hindernisse endlich in Berlin landen. Während Sarah das Nachtleben genießt, trainiert Yusra weiter für Olympia.
Matthias Schweighöfer übernimmt die Rolle des Schwimmtrainers Sven Spannekrebs, der Yusra trainiert - und er tut das in einer herzerwärmenden Ehrlichkeit, jenseits jeden Klischees.
Immer wieder tauchen die Worte des Vaters auf. „Finde deine Bahn.“ Ein Satz, der für die Willensstärke und das Durchhaltevermögen der beiden Schwestern steht.

„Schwimm für alle, die da draußen gestorben sind!“
„Die Schwimmerinnen“ ist ein Film über mentale Stärke, über familiären Zusammenhalt, über Träume, die jedes Hindernis überwinden.
Die jüngere Schwester Yusra sagt über die ältere, sie sei eine Superheldin. Dieser Film ist voll von Superheld*innen. Voll von Humor in den humorlosesten Situationen.
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