"Die Gabe" auf Amazon: Elektroschocks gegen das Patriarchat

Denn auf sexistische Bemerkungen, Ungerechtigkeiten oder Übergriffe haben Frauen nun eine wirkungsvolle, mitunter tödliche Antwort.

Wie so oft in Serien würde man sich wünschen, gleich an dem Punkt in die Handlung einsteigen zu können, der schon aus der Inhaltsangabe bekannt ist - oder zumindest etwas vorspulen zu können. 

Die Serie nimmt sich viel Zeit und verteilt diese auf mehrere Schauplätze, die jedoch durchaus Sogwirkung haben. Die junge Allie (Halle Bush) leidet unter ihren religiösen Pflegeeltern. In London versucht sich Roxy (Ria Zmitrowicz) gegen ihren kriminellen Vater durchzusetzen. Der nigerianische Journalist Tunde (Toheeb Jimoh) sorgt mit einem Video zur Causa für Aufsehen. Und Tatiana (Zrinka Cvitesic) lehnt sich gegen ihren Ehemann, einen osteuropäischen Autokraten auf - eine recht klischeehafte Zeichnung.

Insgesamt ist "Die Gabe" ein spannendes Gedankenexperiment. Wie mit den Mädchen nach Aufkommen der ersten Gerüchte über mysteriöse Elektroschocks umgegangen wird, wirkt traurig plausibel. Die Angst vor dem Fremden lässt einige Politiker schnell von radikalen Maßnahmen fantasieren. Anspielungen auf die Gegenwart, etwa auf die Abtreibungsgesetze in den USA, sind offensichtlich. Ein Fragezeichen bleibt jedoch (zumindest in den ersten Episoden, die vorab zu sehen waren), wie sich die Situation etwa auf Transpersonen auswirken würde - mit der Einteilung von Menschen in Kategorien stößt auch diese Welt an ihre Grenzen.