Für abertausende Studierende, die in den Neunziger- und Nullerjahren an der Wiener Uni mit dem Publizistikstudium begannen, war er eine der ersten Kontaktpersonen: Seine Vorlesung "Einführung in die Methoden der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft" durchliefen auch viele, die dem Institut nur einen kurzen Besuch abstatteten und dann ganz andere Karrierewege einschlugen. Doch sie bekamen eine höchst nützliche Einführung in wissenschaftliches Denken und setzten sich intensiv mit der Frage auseinander, was man wissen kann und warum: Allein auf diese Weise erfüllte Peter Vitouch eine nicht zu unterschätzende Funktion im österreichischen Bildungssystem.
Am 1. Juli ist der prominente Medienpsychologe im Alter von 76 Jahren verstorben.
Fernsehen, Gewalt, Gefühl
Vitouch wurde 1947 in Wien geboren, studierte nach der Matura Psychologie und machte eine Ausbildung zum Psychotherapeuten. Sein wissenschaftlicher Weg führte ihn aber bald zur Auseinandersetzung mit Medien, insbesondere dem Fernsehen, und ihren Wirkmechanismen. 1986 habilitierte er sich (Habilitationsschrift "Fernsehen - Wirkung auf / Nutzen für die Rezipienten"), im Jahr darauf übernahm er eine Professur am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Uni Wien, die er bis 2012 innehatte. Seine Arbeit befasste sich mit Themen wie dem Zusammenhang von Fernsehnutzung und Angstbewältigung oder der medialen Darstellung von Gewalt.
Vitouch wusste aber nicht nur seinen Studierenden näherzubringen, in solchen oft heiß diskutierten Fragen den Weg der Abwägung statt jenen der Verteufelung zu gehen - er suchte auch die breite, öffentliche Arena. Von 1995 bis 2003 verfasste er im KURIER eine wöchentliche Kolumne ("In Medias Res"), in der er aktuelle Medienfragen in klarer Sprache kommentierte. Er war auch stets gefragter Interviewpartner. Vom Bundeskanzleramt wurde er für die Periode 2010 bis 2014 in den ORF-Publikumsrat entsandt.
Von 2004 bis 2010 war Vitouch Vize-Dekan der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien; er erhielt zahlreiche Ehrungen wie das Große Silberne Ehrenzeichen für für Verdienste um die Republik Österreich, das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Aus der Ehe mit Moderatorin und SP-Politikerin Elisabeth Vitouch hatte er zwei Söhne. Einer davon, der Kognitionswissenschafter Oliver Vitouch, folgte ihm auf dem universitären Pfad, er ist heute Rektor der Alpe-Adria-Universität Klagenfurt.
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