Böhmermann provoziert deutsche Klatschpresse mit eigenem Magazin

Böhmermann provoziert deutsche Klatschpresse mit eigenem Magazin
Der ZDF-Satiriker ließ täuschend echt aussehendes Satireblatt "Freizeit Magazin Royale" drucken, das deutsche Klatschblätter und ihre Macher aufs Korn nimmt.

Jan Böhmermann hat es bei einer Satire-Aktion mit einem zum Verwechseln ähnlich aussehenden Magazin in die Kioskregale unter die Illustrierten zu Promis, Adel und Showbusiness geschafft. Am Samstag lag die Sonderausgabe vielerorts in Deutschland im Supermarkt und im Kiosk aus, das Heft war von seiner Aufmachung her auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden von den Unterhaltungs-Zeitschriften. 

Das Heft „Freizeit Magazin Royale“ dreht sich allerdings nicht um die üblichen Stars und Sternchen, sondern um Verlegerinnen und Verleger großer Medienhäuser, die hinter den umgangssprachlich auch als Regenbogenpresse bezeichneten Blättern stehen. Böhmermann will mit der Parodie - „Deutschlands einzig wahrem Klatsch-Magazin“ - samt offensichtlich falschen Gerüchten und überspitzten Falschnachrichten in knalligen Überschriften Arbeitsweisen in der Branche kritisieren.

Lügitonsin

Auf 32 "kunterbunten und juristisch hochproblematischen Seiten", wie es heißt, finden sich darin offensichtlich frei erfundene Beiträge über die Verlagsverantwortlichen der verschiedenen Blätter. Die Titelseite zeigt einen prominenten Verleger und die Schlagzeile: "Wie er mit Intrigen, Inzucht und Inkontinenz Millionen machte".

In der Medizinecke ("Was hilft gegen Fake News?") fragt eine fiktive Leserin aus München eine Spezialistin namens "Dr. Gisela Echtfrau": "Laut meiner Lieblingszeitschrift hätte Herzogin Kate schon 267 Kinder bekommen müssen. Ich glaube da stimmt was nicht." Dagegen helfe nur "Lügitonsin", schreibt die falsche Echtfrau.

Laut eigenen Angaben wurde das Satire-Magazin 500.000 Mal gedruckt, was der Auflage so manchen Unterhaltungsmagazins entspricht. Es existiert auch eine Online-Ausgabe, in der aber praktisch alles außer den Fotos geschwärzt ist. Ein Querverweis auf die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche Sensationsstorys, die Böhmermann auch in seiner TV-Satireshow „ZDF Magazin Royale“ am Freitagabend thematisierte. Dort widmete er der "Quantitätspresse", wie er sie nannte, breiten Raum.

Burda-Verlag: "Narrenfreiheit"

Verlagshäuser reagierten auf die Aktion teils gelassen. Ein Sprecher von Hubert Burda Media teilte am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: „Komödianten genießen Narrenfreiheit. Die Geschichten eines Komödianten werden wir nicht kommentieren.“

Bauer beklagt Überschreitung des ZDF

Die Bauer Media Group kommentierte das Ganze auf dpa-Nachfrage so: „Satire finden wir richtig und wichtig. Und als Publisher Nummer 1 werten wir es als ein positives Zeichen, wenn Verlage neue Zeitschriften auf den Markt bringen und kreative Magazin-Konzepte möglichst viele Menschen erreichen.“ Das Unternehmen betonte zugleich: „Allerdings finden wir es besorgniserregend, dass das ZDF offensichtlich die rechtlichen Grenzen seines Rundfunkauftrags verlassen hat, indem es mit Rundfunkgebühren eine neue Print-Zeitschrift publiziert.“

Böhmermann hatte in seiner TV-Satireshow „ZDF Magazin Royale“ im ZDF-Hauptprogramm am Freitagabend die Aktion angekündigt. Er flankierte sie am Wochenende weiter über die Sozialen Medien, auch über den Twitter-Account der TV-Show.

Vom ZDF hieß es auf Anfrage: „Anlässlich der neuesten Ausgabe des “ZDF Magazin Royale„ zum Thema Boulevardjournalismus gibt es eine begleitende Printpublikation. Gemäß Medienstaatsvertrag erfolgt die Herausgabe der auf eine Ausgabe beschränkten Begleitpublikation unter redaktioneller Verantwortung und im Auftrag des ZDF durch die Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH in Köln.“ Die Firma produziert auch das TV-Format.
Auf Twitter posteten Leute am Wochenende Fotos des Magazins im Kioskregal oder im Supermarkt-Einkaufswagen liegend. Andere schrieben, dass sie nicht fündig wurden. Böhmermanns Team richtete auch einen Online-Shop ein. Auf der Verkaufsplattform Ebay wurde das ursprünglich für 99 Cent angebotene Magazin am Wochenende bereits für ein Vielfaches gehandelt.

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