Zugegeben, nicht viel. Und nicht aus dem Inhalt. Was ich gesehen habe: Reicher Städter entdeckt zu Weihnachten die Vorzüge des Landlebens und die Liebe. Reiche Städterin entdeckt zu Weihnachten die Vorzüge des Dorflebens und die Liebe. Reicher Städter entdeckt zu Weihnachten die Freude des Schenkens und die Liebe.
Und so weiter, in endlosen, minimalen Variationen.
Aber doch gab es etwas zu lernen: Man muss ja annehmen, dass diese Filme – fließbandproduzierte Meterware allesamt –, zumindest marketingtechnisch von Netflix und Amazon Prime Video abgetestet wurden. Und dass das Ergebnis derart war, dass man diese Filme nicht gleich einstampfen hat lassen. Es muss also Menschen geben, die am Ende dieser Filme gerührt oder beglückt oder zumindest unterhalten den Fernseher abdrehen.
Es steht demnach schlecht um uns.
Nicht, weil diese Filme intellektuell auffallend leichtfüßiger wären als das, was man sonst im Fernsehen sieht (etwa heute um 20.15 Uhr auf ORF 1, liebe Grüße auch an Rosamunde Pilcher). Sondern weil hier mit Tonnen von Zuckersirup seelische Fehlstellen aufgefüllt werden, die die grundlegendsten Dinge des Lebens betreffen: Diese Filme sind rund 100-minütige Manifestationen davon, wie traurig und einsam die Welt sonst so für viele Menschen ist. Dass die kleinsten Sehnsüchte und die normalsten Ansprüche unerfüllt bleiben.
Eigentlich aber muss man die Macher von „Weihnachten bei dir oder bei mir?“, „Five Star Christmas“, „A California Christmas: City Lights“, „The Noel Diary“, „Die Weihnachtskarte“ und all den anderen Filmen, die der Algorithmus derzeit ausspielt, ja dafür bewundern, wie schamlos sie Schema F bei Drehbuch und Besetzung durchziehen (etwas, das man sonst nur aus dem ORF–Hauptabend kennt).
Es geht um drei Themen: Simulierte Familie. Simuliertes Verlieben. Simuliertes Draufkommen, dass Arbeit nicht alles ist im Leben, und beständige Werte, die man, warum auch immer, vor allem in kleinen Kaffs am Land findet, mehr Wert sind als Auto, Stadtapartment und Kreditkarte.
In diese ironiefreie Weihnachtszone sind gar nicht so kleine Stars gefallen: Andie McDowell („Täglich grüßt das Murmeltier“) etwa oder Jenny Garth („Beverly Hills 90210“) oder „This Is Us“-Star Justin Hartley tauchen in der endlosen Abfolge gleicher Szenen auf.
Und der Algorithmus lässt, einmal angesprungen, nicht locker: Wenn ein Film endet, schlägt er den nächsten, gleichen vor, und wenn man nicht aufpasst oder es als Herausforderung sieht, den auch noch zu überstehen, dann geht es weiter mit Weihnachten. Irgendwann kommt dann auch der Punkt, an dem die verwechselbaren Bilder ununterscheidbar werden: 30 Minuten hat es einmal gedauert, bis klar war, dass das wirklich ein Film war, den man schon gesehen hat, und nicht ein anderer, der halt sehr ähnlich ist.
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