Wie war es am ersten Tag am neuen Set?
Ich war high. Es war so ungewohnt und am zweiten Tag war es ungewohnt, weil es auf einmal nicht mehr ungewohnt war. Auf einmal waren wir alle wieder genau dort, wo wir vor Jahrzehnten aufgehört haben. „Verrückt nach dir“ hatte ein Eigenleben, und das hat sich nicht geändert.
In den vergangenen 25 Jahren hat sich gesellschaftspolitisch sehr viel getan. Werden Themen wie die Rolle der Frau, die MeToo-Bewegung, Beziehungen usw. in der Serie behandelt?
Die MeToo-Bewegung ist mehr hinter den Kulissen spürbar. Wir beschäftigen 50 Prozent Frauen. Dadurch ist die Atmosphäre anders als sie während der Originalserie war. Gaststars bemerken das und kommentieren es positiv. Vor der Kamera ist „Verrückt nach dir“ das, was es immer war: eine klassische Show.
50 Prozent weibliche Mitarbeiter, das war vor 25 Jahren nicht einmal ein Traum, es war unvorstellbar. Wie haben Sie das früher erlebt?
Es sind schlimme Dinge passiert, auch mir, als ich eine junge Schauspielerin war. Und es war nicht so, dass uns verboten wurde, darüber zu sprechen. Es war in der Luft. Ich kann sehr viel zu diesen Verbrechen sagen. Und eins, das mit einem sexuellen Übergriff immer Hand in Hand geht, ist die unsichtbare Hand, die dir den Mund zuhält, die es dir unmöglich macht, darüber zu sprechen. Ein Psychologe könnte das besser beschreiben. Es braucht Zeit, bis deinem Hirn klar wird, was deinem Körper passiert ist. Und dann ist das Verbrechen oft schon verjährt. Keine Frau hatte vor MeToo das Gefühl, dass da eine Armee von anderen Frauen hinter ihr steht. Keine von uns fühlte früher diese Power, die wir hoffentlich jetzt alle spüren.
Sie hatten nach der Originalserie immer wieder Phasen, in denen Sie keine Arbeit fanden. Was tut man dann?
Ich habe zwei Drehbücher geschrieben, was irgendwie eine Strafe für sich ist. Aber ich dachte, okay, ich habe nichts zu tun, vielleicht sollte ich mir selbst etwas schreiben.
Und dann führten Sie auch gleich selbst Regie, bei „Then She Found Me“ und „Ride“.
Ja, weil wer sonst? Ich wollte nie ein Regisseur sein, der sich von Projekt zu Projekt hantelt und immer darauf angewiesen ist, dass ihm etwas angeboten wird, das ihm auch zusagt. Aber ich hatte meine Drehbücher, und Regieführen ist wie eine zweite Version schreiben. Du schreibst, während du besetzt, du schreibst, während du drehst, und ich meine das nicht wörtlich. Es ist wie Malen. Jede Phase eines Films ist ein neuer Pinselstrich. Eine Tapete für eine Kulisse aussuche, ist ein neues Detail im Drehbuch. Beide Filme waren mir sehr nah. Ich scherze immer, dass sie bei meinem Begräbnis gezeigt werden sollten, denn sie sind meine Biographie.
Und Sie haben auch jetzt bei der ersten Folge von „Verrückt nach dir“ die Regie übernommen. War das unvermeidlich?
Absolut. Ich sagte zu Paul (Reiser, Anm.), mir liegt diese Serie mehr am Herzen als jedem anderen außer dir, und du willst nicht Regie führen. Sollen wir diesen Job wirklich jemandem geben, der nicht unsere Connection dazu hat? Aber filmen und spielen ist hart. Und bei Folge 2 habe ich ganz schnell losgelassen, und war sehr froh, dass jemand anderer hinter der Kamera stand.
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