Hazel Brugger über neue "LOL"-Staffel: "Es ist hormonell einfach anstrengend"

Hazel Brugger über neue "LOL"-Staffel: "Es ist hormonell einfach anstrengend"
Das Comedy-Format „LOL“ geht bei Amazon am 14. April in die dritte Staffel. Überschattet vom Tod Mirco Nontschews. Mit von der Partie: Hazel Brugger. Das vollständige Interview mit der Komikerin aus der Schweiz.

Eine Show, in der keiner lachen darf, ist derzeit das Erfolgreichste, was deutsche Fernsehcomedy zu bieten hat. Da tun sich in Österreich freilich klischeebehaftete Kalauermöglichkeiten über den Humor der Nachbarn auf.

Aber die Show wäre freilich ziemlich dröge, wenn tatsächlich niemand der zehn Teilnehmer lachen würde. Dann könnte man auch sechs Stunden lang zehn Schweizern dabei zusehen, wie sie ihr Geld zählen, sagte Hazel Brugger bei der Pressekonferenz zur dritten Staffel von „LOL: Last One Laughing“.

Brugger ist Schweizerin, sie darf das sagen. Und sie ist der erfolgreichste Humor-Export des Landes seit Emil Steinberger. Ihre Bühnenshow „Tropical“ ist auf Netflix zu sehen, mehrere Jahre war sie Außenreporterin bei der „Heute-Show“ im ZDF, ebenso in Peter Kliens Satireshow „Gute Nacht, Österreich“ im ORF. Zwischen 23. und 26. Juni tritt sie in Österreich mit ihrem neuen Programm "Kennen Sie diese Frau?" auf.

Chance

Beim Angebot, bei „LOL“ mitzumachen, habe sie nicht zögern müssen und freudig zugesagt. „Dass die Möglichkeit besteht, dass ich mit großen Vorbildern wie Carolin Kebekus und Anke Engelke zusammenarbeiten kann, das war eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte“, sagt sie im Interview. Bevorzugt sind bei „LOL“ nämlich namhafte Comedians am Werk, deren Beruf es ist, andere zum Lachen zu bringen.

„Das einzige, was mich für eine Millisekunde zögern hat lassen, war diese Angst: Oh, ich gelte doch so als die böseste Frau der Schweiz, die nie lacht und ihre Mimik immer so unter Kontrolle hat. Was, wenn ich nach drei Sekunden schon zum zweiten Mal gelacht hab’?“

Im Alltag lache sie „extrem viel“, meint sie. „Die Leute im Supermarkt möchten mich wahrscheinlich mit Medikamenten beschmeißen, weil sie nicht wissen, wie man mir helfen kann. Und ich sage auch immer Bitte, Danke und ,Wie geht’s?‘ Das finden viele Leute in Deutschland als völlige Entgleisung. Gut, in Wien ist es ja noch extremer.“

Wer ihre schlimmsten Kontrahenten bei „LOL“ waren?

Christoph Maria Herbst sei ein „unberechenbarer, sehr talentierter, wahnsinnig lauter und ausdauernder Zeitgenosse“, sagt sie. Nach wenigen Minuten schmettert der Komiker die Opernarie „La donna è mobile“.

Hazel Brugger über neue "LOL"-Staffel: "Es ist hormonell einfach anstrengend"

Bruggers Baby-Dummy verunreinigte Christoph Maria Herbsts Kleidung (siehe Interview-Langfassung)

Mit Michelle Hunziker und Palina Rojinski sind auch zwei Entertainerinnen dabei, die keine klassischen Stand-Up-Comedians sind.

Brugger: „Bei Michelle hatte ich auch den Gedanken: Moment, ist das gerade die Frau, die damals mit Thomas Gottschalk auf dem Sofa saß, als ich als Kind gebannt vor dem Bildschirm saß? Diese Frau ist jetzt gerade 50 Zentimeter von mir entfernt, in einem Hühnerkostüm?“ Das sei ein „völlig verwirrendes Element, das einen dann vielleicht aus der Reserve lockt“.

Hazel Brugger über neue "LOL"-Staffel: "Es ist hormonell einfach anstrengend"

Michelle Hunziker im Hühnerkostüm

Verwirrend

Sehr verwirrend beim Zusehen ist auch die Situation, dass mitten in der Show plötzlich eine Studiowand aufgeht, dahinter ist ein größeres Publikum zu sehen.

Brugger dachte sich: „Wow, die schrecken ja vor gar nichts zurück. Wenn da plötzlich wirklich Leute im Studio sitzen, die man vorher nicht bemerkt hat, dann kann eigentlich alles passieren, dann kann’s auch Frösche regnen.“

Klingt ziemlich anfordernd – und scheint es auch zu sein. Nach dem Ende der Aufzeichnung sei sie drei Tage lang „schon irgendwie ein bisschen komisch drauf“ gewesen. „Es war eigentlich wie ein Kater. Ich denke, es ist hormonell einfach anstrengend, wenn man seine Glückshormone total hinaufschraubt, um Leute zum Lachen zu bringen, andererseits dann aber die Rezeptoren wieder herunterschraubt, weil man ja nicht lachen darf. Und das wieder in eine Balance zu bringen, hat mich schon ein bisschen Zeit gekostet.“

Das war natürlich alles nichts gegen die niederschmetternde Nachricht, dass wenige Wochen nach der Aufzeichnung einer der Teilnehmer, Mirco Nontschew, überraschend – eines natürlichen Todes, mehr ist nicht bekannt – verstorben ist. Brugger hatte den Comedian erst in der Show kennengelernt.

Hazel Brugger über neue "LOL"-Staffel: "Es ist hormonell einfach anstrengend"

Bully Herbig (Mitte oben) mit den Kandidaten, damals noch mit Mirco Nontschew (Mitte unten)

Schock

„Die Nachricht von seinem Tod war ein unglaublicher Schock für mich“, sagt sie. „Das stand auch in keinem Verhältnis dazu, wie wenig ich ihn kannte. Weil ,LOL‘ auch eine sehr verbindende Angelegenheit war.“

Nontschews Szenen herauszuschneiden, ist nie zur Debatte gestanden, wie Show-Gastgeber Michael „Bully“ Herbig im KURIER sagte. Die gesamte Staffel wurde ihm – via Einblendung zu Beginn – gewidmet, ansonsten wurde nicht eingegriffen.

„Es war ganz klar, dass Mirco angetreten ist, die Leute zum Lachen zu bringen“, meint Brugger. „Angenommen, ich würde heute sterben, dann wünschte ich mir trotzdem, dass die Staffel genau so ausgestrahlt wird, wie Bully und das Produktionsteam das vor ihrem geistigen Auge gesehen haben.“

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