Hape Kerkeling wird 60: Leise Töne und laute Unterhaltung
Der kürzlich mit einer Platin-ROMY für sein Lebenswerk ausgezeichnete Hape Kerkeling feiert seinen 60. Geburtstag. Die ARD widmet dem Jubilar dann auch gleich einen Themenabend, zeigt also mehreren Sendungen bzw. Filme hintereinander. Den Anfang macht die Dokumentation „Total normal“, die den Werdegang des 1964 als Hans-Peter Wilhelm „Hape“ Kerkeling in Recklinghausen geborenen Hansdampf in allen Gassen beleuchtet. Und da gibt es einiges zu beleuchten. Denn Kerkeling ist schon länger prominent, als Deutschland wiedervereint ist.
Als gerade einmal 19 Jahre altes Bubi erhielt er 1983 die erste Ausgabe eines neu gegründeten Kabarett-Preises aus Bayern, des Passauer Scharfrichterbeils. Von da an ging alles ganz schnell: „Ich bin damals recht unvorbereitet in diese ziemlich große Karriere hineingerutscht“, reflektiert er im Interview mit der Deutschen Presseagentur.
Mit 20 moderierte er bereits eine eigene Show in der ARD („Känguru“), fast ohne jede Bühnenerfahrung. „Ich war vorher aufgetreten im Zusammenhang mit Schulaufführungen oder hatte mal kleinere Auftritte bei Talentwettbewerben mit 50 Zuschauern absolviert. Und dann plötzlich die Showbühne der ARD. Im Rückblick muss ich sagen: Dass das gut gegangen ist, ist erstaunlich.“
Schattenseiten
Obwohl Kerkeling schon als kleiner Bub zum Fernsehen wollte – ausgelöst durch eine Weihnachtsansprache von Bundespräsident Gustav Heinemann – waren ihm die Schattenseiten des Mediums sehr bald bewusst. In seinem neuen Buch „Gebt mir etwas Zeit“ schildert er weitverbreitetes Mobbing hinter den Kulissen. Er selbst bekam vom WDR die Empfehlung, eine heterosexuelle Scheinbeziehung einzugehen, um seine Homosexualität zu verdecken. Mit seiner erfolgreichsten Geschichte, „Ich bin dann mal weg“ , hatte wohl schon jeder einmal Kontakt: Seit diesem Mega-Bestseller aus dem Jahr 2006 haben sich alle seine Bücher sofort an die Spitze der Bestsellerlisten gesetzt. Kerkelings Geschichten dürften auch deshalb so viele Menschen ansprechen, weil Kerkeling nie nur Komiker gewesen ist. Er hat immer auch in Abgründe geschaut und beherrscht die leisen Töne ebenso wie die laute Unterhaltung.
Einzigartig
Die 90 Minuten dauernde Doku ist eine Hommage und eine Reise in den beruflichen und privaten Kosmos von Kerkeling. Gezeigt werden Filmschnipsel aus den verschiedenen Schaffensperioden. Dazwischen kommen Freunde und ein Feind (Rosa von Praunheim) zu Wort und kommentieren die wichtigsten Stationen seines bisherigen Lebens – darunter Anke Engelke, Campino, Günther Jauch und Otto Waalkes. Letzterer war ein früher Förderer von Kerkeling: Waalkes erkannte sein Talent, machte ihm auch nach einem verkorksten Auftritt im Hamburger „Logo“ Mut, weiter durchzuziehen, und gehört immer noch zu seinen größten Bewunderern: „Hape ist und bleibt einzigartig“, sagt Waalkes in der Doku.
Im Anschluss daran (um 21.45 Uhr) zeigt die ARD Caroline Links Verfilmung von Hape Kerkelings Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ aus dem Jahr 2018, um 23.55 Uhr gibt es dann noch ein „Best-of“ seiner Sketche.
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